0744 - Die Letzten der Koltonen
Waringer.
„Lebendes?" Olw blickte Py fragend an.
„Ich glaube, es lebt", sagte sie zögernd. Dann bekräftigte sie: „Ja, es muß leben. Es kann nicht anders sein."
„Es ist jedoch nicht eingedrungen", fügte Olw hinzu. Mit einer hilflos wirkenden Geste hob er die Hände. „Es ... brückt."
„Es brückt?" fragte Rhodan verblüfft. „Was wollen Sie damit sagen?"
Olw wandte sich an Py. Diese nickte.
„Ich weiß kein anderes Wort dafür", erklärte sie. „Das Lebende ist hier, aber es ist wiederum auch woanders, weit von hier entfernt."
„Niemand kann zugleich an zwei Orten sein", ergänzte Olw.
„Und doch scheint das hier der Fall zu sein.
Verstehen Sie mich, Rhodan?"
„Nein."
Olw seufzte.
„Lassen Sie mich überlegen. Vielleicht finde ich noch das richtige oder verständlichere Wort dafür."
„Es gibt keins", behauptete Py.
„Würde es etwas helfen, wenn wir Gucky dort herausholen würden?" fragte Rhodan nach kurzer Pause.
Fellmer Lloyd schüttelte den Kopf.
„Überhaupt nichts", erwiderte er.
„Bestimmt nicht", bekräftigte Olw.
„Was können wir tun?"
„Vorläufig nichts, Rhodan", sagte der Spezialist der Nacht.
„Vielleicht könnten wir etwas erreichen, wenn alle meine Brüder und Schwestern hier wären."
„Wie wir inzwischen zu wissen glauben, sind sie auf Kernoth in der vielleicht sichersten Festung des Dakkardimballons", stellte Perry fest. „Ich würde sie gern herausholen, wenn ich einen Weg wüßte."
„Ich möchte mit Ihnen darüber sprechen", sagte Olw.
Zusammen mit Py und Rhodan entfernte er sich einige Schritte von der Gruppe der anderen Besatzungsmitglieder. „Py und ich haben uns lange mit der Frage beschäftigt, was wir für unsere Geschwister tun können."
„Wenn Sie eine Idee haben, sagen Sie es mir", bat Perry.
„Die Nullbewahrer wissen, daß wir Spezialisten der Nacht unsere vollen Fähigkeiten nur dann entwickeln können, wenn wir alle zwölf zusammen sind."
„Das ist mir bekannt, Olw."
„Warum gehen wir denn immer von dem Gedanken aus, daß wir die anderen aus der Festung Carmionth-Krol herausholen müssen?" fragte Py mit einem versteckten Lächeln.
Rhodan blickte überrascht auf.
„Sie meinen ...?"
„Natürlich", sagte Olw erregt. „Die gleiche Machtfülle erreichen wir doch auch, wenn Py und ich in die Festung zu den anderen gelangen."
„Damit rechnen die Nullbewahrer bestimmt nicht", fügte die Frau schnell hinzu. „Sie sind überzeugt davon, daß wir eine Entführung versuchen werden. So soll es auch sein. Vorher aber müssen Olw und ich zu den anderen, so daß wir dann gemeinsam ausbrechen können. Im Verbund können wir praktisch alles erreichen."
„Das Risiko ist hoch", bemerkte Rhodan. „Was geschieht, wenn die Nullbewahrer Sie beide in die Hände bekommen und Sie nach ihren Wünschen manipulieren, bevor Sie zu Ihren Geschwistern gelassen werden?"
„Das wird nicht passieren", behauptete Olw selbstsicher.
„Der Plan ist gut, weil er die Nullbewahrer vollkommen überraschen wird."
Rhodan war nicht überzeugt.
„Ich werde mir die Sache durch den Kopf gehen lassen", sagte er.
„Bedenken Sie, bitte, daß für den Mausbiber viel davon abhängt, ob wir rechtzeitig mit unseren Brüdern und Schwestern vereint sind oder nicht", entgegnete Py mahnend. „Ich glaube, daß wir ihm helfen können."
Rhodan blickte zur Kabine des Ilt hinüber. Dort hatte sich noch nichts verändert. Der Zustand des Mausbibers war nach wie vor kritisch.
3.
Voillocrons Bericht „Hörst du mich noch? Ich spüre, daß du Angst hast. Das ist unnötig. Dein Mißtrauen beleidigt mich. Es ist unangebracht. Die Situation, in der du dich befindest, ist lediglich etwas ungewohnt.
Du fühlst, daß ich bei dir bin.
Aber das ist ein Irrtum. Ich bin nicht dort, wo du bist. Nur ein Teil meines Ichs ist durch die Dimensionen hindurch mit dir verbunden. Später erst werde ich tatsächlich in deiner Nähe sein.
In dieser Stunde wirst du alles erfahren, was du wissen mußt.
Du erinnerst dich daran, daß meine Wissenschaftler mich gerettet haben? Ich fand mich innerhalb der Kapsel wieder und war in Sicherheit. Selbstverständlich blieb ich der Oberste Wy.
Nichts hatte sich an meiner Position den anderen gegenüber verändert.
Durch die schimmernden Wände, die uns umgaben, sahen wir, wie andere Koltonen im Dimensionssog verschwanden.
Es waren jene, die es nicht wagten, zu uns zu springen, oder die einfach zu spät reagierten. Viele an Bord wußten
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