0745 - Kampf der Ewigen
berührt hatte.
Irgendetwas brannte sich in ihn hinein, doch darüber konnte sich Tyr keine Gedanken mehr machen, weil sein Bewusstsein im gleichen Augenblick schwand.
Doch nur für kurze Zeit, denn irgendwer sprach da ganz in seiner Nähe. Er kannte die Stimme sehr gut.
»Lasst ihn liegen.« Er vernahm die Stimme Nazarenas von ganz weit her, wie durch einen schalldämpfenden Filter hindurch. Als er die Augen öffnete, beugte sich ihr schönes Gesicht über ihn.
»Warum, Tyr? Wer hat es dir befohlen?«
Longo verstand die Frage nicht. Was war geschehen? Gerade hatte er doch noch versucht, eine Funkverbindung zu den zwei Supra-Kreuzern herzustellen. Er fühlte einen entsetzlichen Schmerz, der langsam in ihm hochkroch.
Seine Bçine… Er fühlte seine Beine nicht mehr. Nicht verstehend sah er die Alpha, seine Geliebte an. Sie lächelte ihm zu. Ja, sie lächelte tatsächlich.
»Es ist gut, Tyr. Es ist alles gut.«
Irgendetwas führte sie an seine Schläfe. Den Einstich spürte er überhaupt nicht. Sicher hatte sie ihm ein Medikament gespritzt. Gut, sie war bei ihm, würde dafür sorgen, dass die Medo-Leute ihn wieder auf die Beine bekamen.
Er konnte also beruhigt erst einmal schlafen…
***
»Schafft seine Leiche aus der Zentrale.« Nazarena Nerukkars Stimme war zu Eis gefroren. »Die Medo-Station soll sein Gehirn sezieren. Man wird ein Implantat finden, aber ich will Einzelheiten, und zwar schnell.«
Zwei Cyborgs trugen Tyr Longos Torso aus dem Raum.
Longos Schuss war natürlich ins Leere gegangen, denn Nazarena hatte sich frühzeitig in Deckung begeben. Ihre Instinkte funktionierten ausgezeichnet. Sie hatte schnell gemerkt, dass Tyr beeinflusst war, als er nicht auf ihre Befehle reagierte. Die Cyborgs hatten Longo die Beine weggesengt, noch bevor er seinen Schuss abgegeben hatte.
Mit hartem Gesichtsausdruck trat Nazarena an das Steuerdisplay, an dem Longo gesessen hatte. Irgendetwas hatte ihn von hier aus unter Kontrolle gebracht und seinem manipulierten Gehirn den Mordbefehl gegeben. Scheinbar emotionslos zog die Alpha ihren Blaster und verwandelte das Display in einen dampfenden und formlosen Kunststoff klumpen.
Sie wandte sich an einen der Betas, der völlig selbstverständlich Longos Funktion in der Zentrale übernommen hatte. »Ruf an die Supra-Kreuzer fortsetzen. Wenn Antwort erfolgt - in meine Räume legen.«
Tyr Longos Tod berührte sie kaum. Er war ein zuverlässiger Beta gewesen und ein ausgezeichneter Liebhaber, doch in absehbarer Zukunft wäre er in ihrer Nähe zu mächtig geworden. Dann hätte sie ihn beseitigen müssen. So gesehen, hatte man ihr eine Arbeit abgenommen, doch die Art und Weise, in der der Anschlag abgelaufen war, machte sie wütend. In ihrer rechten Hand hielt sie noch das kaum bleistiftgroße Injektionsgerät, mit dem sie Tyr Longo einen gnädigen Tod beschert hatte.
Es gab für sie keine Frage, wer hinter der Sache steckte, denn die Handschrift war allzu deutlich. Frost Lanzzar hatte versucht, sich seiner Konkurrentin zu entledigen. Nicht weniger unklar schien ihr der Grund zu sein, warum Lanzzar und Atahual Modrus keinen Funkkontakt zuließen. Sie waren Todfeinde, doch das schien sie nicht daran gehindert zu haben, sich - zumindest vorläufig -gegen ihre gemeinsame weibliche Konkurrenz zu verbünden.
Und nun warteten die beiden Alphas ab, ob der Meuchelmord gelungen war. Wenn ja, dann würden sie den Kampf um den Titel des ERHABENEN unter sich ausmachen. Wenn nicht…
Nazarena Nerukkar lächelte hintergründig. Inzwischen war genügend Zeit verstrichen. Vielleicht sollte sie den beiden Alphas persönlich von ihrem Wohlbefinden berichten.
»Kommandantin an Zentrale.« Die Verbindung stand sofort. »Ruffrequenz unterbrechen und auf mein Visorkom legen - Sprech- und Bildverbindung.« Auch wenn man ihr partout nicht antworten wollte, so würde man sie doch in der ALPHA 03 und der KRIEGSFAUST sehen und hören.
Mit zuckersüßem Lächeln postierte sich Nazarena vor den Aufnahmeoptiken und Mikrophonen. Dann stand die Verbindung.
»Ich möchte euch herzlich am Ort der Entscheidung begrüßen«, schnurrte die Alpha. »Ihr habt euch Zeit gelassen, aber das ist nur verständlich, denn wer begibt sich schon gerne zu seiner ganz persönlichen Schlachtbank. Wie ihr sicher deutlich erkennen werdet, geht es mir ausgezeichnet. Und wie geht es euch jetzt, da ihr das Fehlschlagen eures kleinen Planes erkennen müsst? Gleichgültig - lasst uns mit diesen Zeitverschwendungen aufhören
Weitere Kostenlose Bücher