0746 - Das ägyptische Grauen
Leben zu erhalten. Ein König und eine Königin waren sie früher gewesen, also Mächtige unter den ebenfalls mächtigen Riesen. Menschenfresser aus alter Zeit, die kein Recht mehr hatten, noch länger zu existieren. Es hatte schon genügend Opfer gegeben. Suko wollte einen Schlussstrich ziehen.
Er dachte darüber nach, wo sich Cadi und Thera wohl aufhalten konnten. Die Insel war nicht gerade groß, aber im Schutz der Dunkelheit bot sie für diejenigen gute Verstecke, die sich auskannten.
Suko war hier ein Fremder, seine Chancen waren gering. Zudem stand ihm noch die Auseinandersetzung mit Cadi bevor.
Er versuchte, sich in dessen Lage zu versetzen. Irgendwann würde er zurückkommen, um sich davon zu überzeugen, dass Suko nicht mehr lebte. Er würde die Reste aus dem Maul holen, um sie ebenfalls in eine Flasche zu füllen.
Suko verzog die Lippen, als er sich dies vorstellte. Aber seine Gedanken bewegten sich noch weiter. Wenn Cadi feststellte, dass von Suko nichts mehr übrig geblieben war, was unternahm er dann?
Er würde ihn suchen, hetzen, jagen, die Insel auf den Kopf stellen.
Danach war es dann vorbei.
Suko lächelte kalt. Der alte Wille durchströmte ihn wieder. Er sah nicht ein, auch nur einen Schritt zurückzuweichen. Er würde weitermachen und wenn Cadi ihn nicht fand, wollte er ihn suchen.
Wohin gehen? Die beste Möglichkeit erschien ihm, dorthin zu verschwinden, wo ihn wohl niemand vermutete.
Zwischen den beiden Köpfen existierte ein Gang. Er sah so düster aus wie ein Stollen. Seine Länge war nicht zu messen, weil Suko das Ende nicht sah.
Es passte ihm zwar nicht, zu dicht an den Schädeln der Riesen entlang zu laufen, aber das ließ sich nicht vermeiden.
Sekunden später war der Inspektor verschwunden. Der Gang war eng. Ein unebener Boden bildete den Untergrund. Die Steine ragten aus ihm hervor wie kleine Köpfe, deren Oberflächen glatt schimmerten. Suko hatte sich geduckt. Er ging auch nicht schnell, weil er auf keinen Fall über irgendwelche Hindernisse stolpern wollte.
Über sich sah er einen schmalen Ausschnitt. Der Himmel sah aus wie eine enge Straße, über die sich Wolken hinwegbewegten wie kompakte Nebelstreifen. Manchmal schimmerte er blank und leicht glänzend, wenn er vom Streulicht des Mondes erwischt wurde.
Suko kam gut weiter.
Es war für ihn kaum zu fassen, dass die beiden Schädel rechts und links tatsächlich lebten, obwohl sie aus Stein waren. Wenn er die Arme ausstreckte, konnte er sie mit den Händen berühren. Er stellte nichts fest, diese Steine waren auch weiterhin kalt und wiesen nicht die geringste Spur von Leben auf.
Er konzentrierte sich auf das Ende des Zwischengangs und hatte längst den leicht ansteigenden Schatten gesehen, der sich schließlich als Hang entpuppte.
Vor der mit Geröll bedeckten Fläche blieb Suko stehen. Das Ende des Hangs sah er als schmalen Streifen. Auf ihn wirkte er wie eine gezeichnete Linie.
Suko entschloss sich, den Hang hochzusteigen. Er ging schräg, stützte sich hin und wieder ab und war froh, als ihn der frische Wind erwischte, der ihn kühlte. Sein Körper war verschwitzt, die Kleidung schmutzig, ein Fraß für den Müll.
Oben duckte er sich zusammen. Ein kurzer Rundblick bewies ihm, dass er richtig gehandelt hatte. Er befand sich jetzt in einer Höhe mit den Schädeln und konnte sie sogar bequem betreten.
Was er auch tat.
Sehr vorsichtig und leicht geduckt betrat Suko den Kopf, der ihm hatte zum Verhängnis werden sollen. Die Kopfplatte war nicht glatt.
Wind und Wetter hatten sie rissig werden lassen und auch einige Spalten in sie hinein gefressen.
Das störte ihn nicht, denn Halt fand er immer, und er ging so weit vor, bis er den oberen Rand der Stirn erreicht hatte, wo das angedeutete Tuch begann. Dort hockte er sich nieder.
Der Platz war ausgezeichnet, er bot ihm eine gute Sicht über die Insel, aber auch über ein raues und menschenleeres Eiland, denn es bewegte sich nichts.
Die Insel kam ihm vor wie ein Abbild des Himmels. Auch auf ihr wechselten sich Schatten und hellere Flecken ab. Suko drehte sich um, weil er in alle Richtungen schauen wollte. Er sah auch dorthin, wo sich die Hütte befinden musste.
Nichts bewegte sich dort. Nur der Wind spielte mit den Büschen, dem Gras und auch den Zweigen der nicht sehr hohen Bäume.
Suko wusste genau, dass Cadi und Thera die Insel nicht verlassen hatten. Irgendwo hielten sie sich auf, beratschlagten, und zumindest einer würde zurückkehren, um sich vom Erfolg zu
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