0746 - Das ägyptische Grauen
Wunsch eingegangen war. Und er würde alle Kräfte mobilisieren, um seinen Gegner doch noch zu vernichten. Cadi war gerissen, schlau und brutal.
Hindernisse würde es für ihn nicht geben. Wenn doch, dann räumte er sie aus dem Weg.
Suko hörte ihn. Der andere gab sich keine Mühe, seine Schritte zu dämpfen. Er bewegte sich dicht vor den Gesichtern der Riesenköpfe entlang, dann trat er zurück, als würde er genau wissen, wo sich Suko aufhielt. Er hatte sogar den Kopf leicht in den Nacken gedruckt, um besser in die Höhe schauen zu können.
»Chinese…!« Seine Stimme grollte und peitschte an den blanken Felsgesichtern hoch. »Ich kriege dich, Chinese! Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, aber ich werde dich packen. Ich habe bisher jeden bekommen, der versucht hat, mich reinzulegen. Es gibt keinen, der mir entwischt ist. Ich bin besser!«
Suko verhielt sich still.
Auch Cadi sagte vorläufig nichts. Er wartete, bis das Echo seiner eigenen Stimme verklungen war. Dann schrie er wieder. »Bist du hier, Chinese?«
Suko schwieg.
»Bist du in der Nähe?« Cadi gab sich selbst die Antwort. »Ja, ich weiß, dass du in der Nähe bist. Du lauerst irgendwo, hast dich versteckt, weil du Schiss hast. Keine Sorge, die Insel gehört mir. Ich kenne hier jeden Fleck, jeden Grashalm, jeden Zweig. Und ich schwöre dir, dass ich dich fangen werde, bevor die Nacht vorbei ist. Dann wirst du einen Tod sterben wie kein anderer vor dir. Ich habe aus meiner Heimat einiges an Wissen gespeichert, darauf kannst du dich verlassen. Ich freue mich schon, Chinese. Ja, ich freue mich auf dich!«
Er schickte seinen finsteren Versprechungen noch ein scharfes Lachen nach, dann war die Sache für ihn erledigt.
Suko zog sich zurück. Er beging nicht den Fehler, sich zu erheben.
Er blieb in seiner Bauchlage, bis er den hinteren Rand des Schädels erreicht hatte. Erst als ihn dürres Gestrüpp abschirmte, erhob er sich wieder in die Senkrechte. Sein Plan stand längst fest.
Er würde Cadi an einer bestimmten Stelle erwarten. In dem alten Haus!
Suko kannte die Richtung. Auch wenn Cadi versuchte, es vor ihm zu erreichen, würde er es kaum schaffen, weil sein Weg weiter war.
Suko rannte ohne Umwege auf das Ziel zu. Er stellte auch fest, dass sich sein Körper erholt hatte, was er als sehr positiv ansah, denn der Kampf mit Cadi würde ihm alles abverlangen.
Alles…
Er sah das Haus wie einen Schatten vor sich. Das Mondlicht schien in einem bestimmten Winkel und spiegelte sich sogar in dem breiten Fenster.
Vor und auf dem Haus rührte sich nichts. Suko war trotzdem vorsichtig. Er dachte daran, dass ihm als Waffe nur seine Hände blieben. Er musste also raffinierter und schneller als Cadi sein.
Der Weg führte leicht bergab. Der Platz vor dem Haus sah silbrig aus. Sehr geheimnisvoll, aber auch unheimlich und unwirklich, als würde er nicht in diese Welt hineinpassen.
Die Tür war geschlossen. Suko drückte sie behutsam auf. Für einen Moment noch malte sich seine geduckte und sprungbereite Gestalt auf der Schwelle ab, dann hetzte er hinein, tauchte in das geheimnisvolle Dunkel und mied den helleren Fleck in der Nähe des Fensters. Suko bewegte sich ständig, als er den Raum durchschritt.
Er ging vor, zur Seite und drehte sich dabei noch, sodass er an einen Tänzer erinnerte, der sich über die Bühne bewegte.
Kein Angriff – nichts.
Suko atmete auf, kehrte zur Tür zurück und schloss sie wieder. Ein Teil der Spannung fiel von ihm ab.
Mit dem Handrücken wischte er sich den kalten Schweiß von der Stirn. Er stellte sich neben den Kamin in den Schatten. Von dort aus fiel sein Blick auf das breite Fenster.
In der Tasche steckte noch das Funkgerät. Suko überlegte, ob er den anderen erklären sollte, was ihm widerfahren war. Vielleicht war es besser, wenn die Insel gestürmt würde. Er fühlte nach – und verzog das Gesicht, als er das Gerät hervorgeholt hatte, denn es war zerstört und somit unbrauchbar geworden. Es hatte dem Druck nicht widerstehen können, als sich Suko mehrmals um die eigene Achse gerollt hatte und die Stufen hinabgestürzt war.
Er warf es in den Kamin.
Jetzt war er wirklich allein und wartete darauf, dass Cadi ihn fand.
Er hoffte nur, dass es nicht zu lange dauerte. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende…
Aber Cadi kam nicht!
Er ließ sich Zeit, er hatte einen Nervenkrieg begonnen. Er wollte Suko auslaugen, ihn verunsichern, ihn dazu verleiten, einen Fehler zu machen, um dann
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