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0746 - Merlins Zauberbrunnen

0746 - Merlins Zauberbrunnen

Titel: 0746 - Merlins Zauberbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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mehr, wo ich war, Merlin, antwortet er.
    Ich bin fassungslos. Das ist der berühmte Merlin? Der Bruder von Sid Amos? Wenn ich beide nebeneinander sehe, dann fallen mir kaum äußerliche Gemeinsamkeiten auf. Die beiden sind sich so ähnlich wie Kroan und Seanzaara.
    An'dean hat… mir gehol… Mitten im Wort wird Fenrir bewusstlos. Merlin legt ihn sanft wieder auf den Boden.
    Sid Amos hat inzwischen die fünf Angreifer untersucht. Dabei hilft ihm ein Wesen, das genauso aussieht wie die angebliche Schutztruppe. Dieses Wesen beginnt zu weinen. Es schüttelt abwechselnd seine Artgenossen, dabei zittert es wie Laub im Wind.
    O nein, ich habe sie wohl doch umgebracht.
    Amos redet auf dieses Wesen ein. Nach kurzer Zeit kommt er auf mich zu. Seine dunklen Augen erscheinen mir tiefer als alle Abgründe, die ich bisher gesehen habe.
    »Warum hast du das gemacht, An'dean?«
    »Ich wollte das nicht, aber… sie haben mich dazu gezwungen«, antworte ich. »Sie wollten Fenrir und… mich umbringen. Da musste ich… mich wehren.«
    »Du verstehst nicht«, erklärt Amos. »Ich will noch nicht wissen, weshalb du die Tonkan getötet hast. Wichtiger ist die Frage: Warum hast du die Seelen-Tränen zerstört?«
    ***
    An’dean glaubte, nicht richtig zu hören. Die Frage brachte ihn beinahe um den Verstand. Sid Amos waren zwei Seelen-Tränen wichtiger als das Leben von fünf Wesen? Sicher, D'Halas Tränen stellten das höchste Heiligtum für Caltaren dar, aber trotzdem würde keiner von An'deans Artgenossen über den Tod mehrerer Personen einfach so hinweggehen.
    Keiner, außer Seanzaara.
    Die beiden passen wirklich gut zueinander!, durchfuhr es den Gesichtslosen. Sie sind die gefühllosesten Wesen, denen ich je begegnet bin.
    »Wird’s bald, Caltar?« Sid Amos' Stimme war leise, aber sie klang wie eine Gitarrensaite, die kurz vor dem Zerreißen stand.
    An'dean blickte den ehemaligen Erzdämon ungläubig an. Er war so perplex, dass er nicht wusste, was er antworten sollte. In seinem zerstörten Gesicht konnte natürlich keine Regung abgelesen werden, aber seine Körpersprache sagte genug.
    »Wie kann man… nur so sein!«, stieß er hervor.
    »Mir ist egal, was du denkst. Aber ich will sofort eine Antwort auf meine Frage«, knurrte Amos.
    »Asmodis!« Merlin versuchte, seinen Bruder zurückzuhalten. »Hör sofort damit auf.«
    »Wer sagt das?«, rief Amos höhnisch.
    »Ich!«, antwortete Merlin. »Ich befehle es dir!«
    »Du hast mir überhaupt nichts zu befehlen.« Amos stellte sich breitbeinig hin, die Arme herrisch verschränkt.
    »Broceliande ist mein Reich, hier geschieht nur, was ich will.«
    »Dein Reich? Diesen schmierigen Dschungel habe ich aufgeforstet!«, schrie Sid Amos.
    Merlin zuckte zusammen. Schmierigen Dschungel hatte Sid sein Heiligtum genannt?
    »Aber nur, weil du es vorher zerstört hast«, zischte Merlin. Und genüsslich fügte er hinzu: »Und das war deine gerechte Strafe.«
    Amos traten die Augen beinahe aus den Höhlen vor Zorn. Nur mit viel Mühe konnte er sich noch zurückhalten.
    »Pass auf, was du sagst, alter Mann«, grollte er. »Sonst kann ich für nichts garantieren!«
    Merlin kniff die Augen zusammen. Langsam hatte er seinen Bruder dort, wo er ihn haben wollte. Wenn Amos mit ihm stritt, konnte er sich nicht um den Caltar kümmern.
    »Oho, wo der Verstand aufhört, fängt die Drohung an«, sagte er scheinbar leichthin. Dabei kostete es ihn riesige Anstrengung, so zu tun, als wäre ihm alles egal.
    Er wusste genau um die Unberechenbarkeit des ehemaligen Höllenfürsten.
    »Anstatt dich um zerstörte Objekte zu kümmern, solltest du lieber nachsehen, ob du den Tonkan noch helfen kannst!«, herrschte Merlin seinen dunklen Bruder an. »Und wenn nur in einem noch Leben steckt. Sie sind dir so ähnlich, und ich spüre, dass eine Verbindung zwischen euch besteht… Ich rede mit An'dean, vielleicht erhalte ich auf meine Art eher eine Antwort.«
    Sid Amos ballte die Fäuste. Es war deutlich zu erkennen, wie es in ihm arbeitete. Doch dann wandte er sich unvermittelt ab und kümmerte sich tatsächlich darum, ob noch Lebensfunken in den Tonkan war. Er untersuchte jeden einzelnen und ließ sich bei jedem viel Zeit. Vielleicht auch, um sich etwas zu beruhigen.
    An’dean zitterte erst jetzt, als er begriff, wie nahe er an einer Auseinandersetzung mit Amos vorbeigeschrammt war.
    »Dieser Mann würde ohne… Grund töten«, stammelte er. »Wie kann eine Seelen-Träne… wichtiger sein, als das… Leben von

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