0746 - Merlins Zauberbrunnen
die Caltaren jemals bedroht hat - den Schlund.
Das halte ich nicht länger aus!
Seit ich die Wahrheit vor über 100 Tagen erfuhr, habe ich drei Selbstmordversuche unternommen. Alle scheiterten, denn mein Freund Kroan - mein einziger Freund - hat ein wachsames Auge auf mich. Er rettete mich immer im letzten Augenblick vor dem Tod.
Wäre ich noch ein normaler Caltar, dann könnte ich ihm meine Dankbarkeit für die Rettungsversuche zeigen.
Aber so…
Wie soll ich Dank dafür empfinden, dass er mich dem verhassten Leben zurückbringt? Jedes Mal, wenn ich aus der Todesdämmerung zurückkam, habe ich ihn verflucht.
Ich halte es nicht mehr aus!
Ich empfinde den Tod als meinen Freund, und mein größter Wunsch ist, dieses unwürdige Dasein zu beenden.
Trotzdem scheine ich noch irgendwie am Leben zu hängen.
Es ist seltsam…
Ich halte es nicht mehr auf K'oandar aus! Ich kann diesen Planeten nicht länger mehr meine Heimat nennen.
Ich muss fort von hier!
Weg… Weit, weit weg…
Sid Amos und Seanzaara stehen vor dem Haus der Hexe. Er verabschiedet sich, und ist gleich darauf verschwunden. Meine magischen Sinne finden ihn auf dem Hochland von B'oran wieder. Dort stehen die Transportblumen, die nach Caermard… hen oder so ähnlich führen und zu einem Ort, dessen Namen ich nicht richtig verstanden habe. Bruceljande?
Bei seinem letzten Hiersein murmelte er etwas von einem Zauberwald. Ob dort ein ausgestoßener Gesichtsloser Zuflucht finden könnte?
Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich K'oandar verlassen muss.
Sofort und für immer…
***
»Prosit Neujahr!«, krähte der Jungdrache Fooly. »Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins nächste Jahr!«
»Wir haben doch erst frühen Morgen, Mister MacFool«, wurde er von William, dem schottischen Butler von Château Montagne, gerügt.
»Ja und!«, lautete die Antwort. »Gutes kann man doch nicht oft genug wünschen…«
»Das…« William wollte Fooly zuerst berichtigen, unterbrach sich dann aber doch. Im Grunde genommen hatte der Drache Recht. Er verstand bis jetzt nur nicht - oder wollte er es nicht verstehen? dass er Glückwünsche im richtigen Augenblick zur rechten Gelegenheit anbringen sollte.
Ein Blick auf den Kalender zeigte, dass heute der 31. Dezember 2002 war - Sylvestermorgen, 09:42 Uhr. Es würde noch einige Zeit dauern, bis Professor Zamorra, der Besitzer von Château Montagne, und seine Gefährtin Nicole Duval aufzustehen gedachten. Als Kämpfer gegen die Mächte der Finsternis hatten sie sich deren Lebensrhythmus angepasst und waren zu regelrechten Nachteulen geworden, die erst in den frühen Morgenstunden ins Bett kamen und frühestens kurz vor Mittag aufstanden.
Bis dahin getraute sich William nicht, seine Herrschaften zu wecken. Mochte kommen, was da wolle.
Für die Party im kleinen Rahmen heute Abend hatten sich die Silbermond-Druiden Teri Rheken und Gryf ap Llandrisgryf angesagt. Ted Ewigk und seine Freundin Carlotta wussten noch nicht, wann sie kommen würden, ebenso Robert Tendyke und die Peters-Zwillinge.
Zamorras »Vorleser« Pascal Lafitte hatte sich ebenfalls mit Frau und Kindern angesagt, ein Umstand, der besonders dem Drachen gefiel. Seit Fooly mitbekommen hatte, dass eine Feier steigen sollte - wie er sich ausdrückte -, war er aufgeregt. Allzu viele Feste gab es nicht auf dem Schloss an der südliche Loire, was aus Zamorras und Nicoles Berufung resultierte. Oft waren sie tage- oder wochenlang unterwegs, im Kampf gegen Dämonen.
Aus diesem Grund war Foolys Begeisterung verständlich. Wenn es nach dem 1,20 Meter großen und fast genauso breiten, regelrecht fetten Jungdrachen mit dem Krokodilmaul ginge, würde jedes Wochenende eine Schlossfeier stattfinden.
Doch selbst wenn Zamorra nicht so lange wegbleiben würde, würde dieser nicht so oft feiern.
»Wenn du so weitermachst, dann weckst du noch die Herrschaften auf«, zischte William.
»Na und«, lachte Fooly, »dann könnten wir wenigstens sofort mit der Sylvesterfeier beginnen.«
»Die würde für dich draußen vor der Tür stattfinden«, wurde er von William belehrt. Der Butler blickte Fooly scharf an, seine Stimme hob sich um eine winzige Nuance. »Oder besser noch draußen vor dem Schloss.«
»Wirklich?« Der Drache wollte es nicht glauben.
»Diesmal wirklich«, bestätigte William.
Fooly schluckte. Das wollte er schließlich nicht. Wenn schon eine Feier stattfand, dann wollte er die Hauptperson sein. Oder zumindest eine der wichtigsten Hauptpersonen!
Also
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