0747 - Fooly, der Jäger
Ehrenwort ist Ehrenwort.«
Der Drache seufzte.
»Beim nächsten Mal überlege ich mir vorher, ob ich etwas verspreche«, sagte er verdrossen. »Du solltest mich von meinem Ehrenwort entbinden.«
»Warum?«
»Weil du mich getäuscht hast. Du hättest mir vorher sagen sollen, wer du bist. Das wäre fair gewesen.«
»Was ist schon fair? Nichts und niemand. Denn es zahlt sich nie aus. Wer fair ist, wird immer unterliegen«, sagte die Dämonin.
»Das stimmt nicht!«, widersprach der Drache vehement. »Professor Zamorra ist immer fair, und er gewinnt auch immer.«
»Durchaus nicht immer«, sagte Stygia. »Er hat schon bittere Niederlagen hinnehmen müssen. Frage ihn bei Gelegenheit danach.«
»Wie soll ich das tun? Du wirst mich töten, sobald ich deinen Willen erfüllt habe. Schließlich bin ich ein Freund deiner Feinde.«
»Du schätzt mich völlig falsch ein. Ich bin nicht rachsüchtig«, log Stygia.
»Ich muss erst Zamorra fragen, ob ich dir überhaupt helfen darf«, versuchte sich Fooly herauszuwinden. Er wandte sich um und eilte davon, zurück zum Wasser und zu den Regenbogenblumen.
Aber da war Stygia schon bei ihm. Sie hielt ihn an seinen Stummelflügeln fest.
»Du gehörst jetzt mir…«
***
Zamorra wiederholte die Beschwörung. Diesmal zeigte Vassago sich ernsthaft verärgert, als er dem Zwang der Magie Folge leisten musste.
»Was soll der Unsinn, den du mir da gezeigt hast?«, fragte Zamorra. »Ich wollte wissen, wo ich den Drachen finde, und kein Urlaubsziel!«
»Der Drache war nicht dort?«, wollte Vassago verwundert wissen.
»Nein!«, sagte Zamorra scharf. »Hätte ich dich sonst noch einmal gerufen?«
»Aber er muss dort sein.«
»Warum sehe ich ihn dann nicht in diesem Bild?«, drängte Zamorra.
»Das weiß ich nicht«, gestand Vassago.
»Dann bessere nach!«
»Ich kann nicht!«, protestierte der Dämon. »Was ich dir zeigen kann, habe ich dir gezeigt. Mehr ist nicht möglich.«
Zamorra presste die Lippen zusammen. Er wusste, dass Vassago ihn nicht belog.
Warum also kam dann kein vernünftiges Bild zu Stande?
»Wb befindet sich dieser Ort, den du mir gezeigt hast?«, verlangte Zamorra zu wissen.
»Ich weiß es nicht«, sagte der Dämon. »Ich weiß wirklich nicht mehr als das, was ich dir eben gezeigt habe. Ich habe darauf keinen Einfluss.«
»Aber es hilft mir nicht weiter.«
»Das ist nicht meine Schuld. Entlasse mich nun aus deinem Dienst, denn ich kann dir nicht weiter helfen.«
»Dann geh«, sagte Zamorra.
Das Gesicht des Dämons verschwand wieder von der Wasserfläche.
Zamorra sah sich nach Nicole um.
Aber sie war nicht mehr bei ihm!
***
Jetzt spie ihr Fooly doch einen Feuerschwall entgegen, nachdem er seinen Kopf verdreht hatte. Dann fuhr er herum und riss sie, da sie ihren Griff um seine Flügel nicht lockerte, mit einer blitzschnellen Drehung in die andere Richtung auf die Feuerwolke zu.
Stygia schrie wütend auf und ließ ihn los.
»Bist du wahnsinnig?«, fuhr sie ihn an.
»Nein, Drache«, erwiderte er trocken. »Merke, Dämonenfürstin: Das Berühren der Figuren mit den Pfoten ist verboten!« Den Spruch hatte er mal von Nicole gehört.
Zu seinem Bedauern zeigte Stygia keine Verbrennungsmale. Sie hatte schnell genug reagiert, ihn doch noch losgelassen und war zurückgesprungen.
»Dann eben anders«, sagte sie und malte einige magische Zeichen in die Luft. Sekundenlang glühten sie nach, dann spürte Fooly, wie ihn ein Kraftfeld einhüllte. Er setzte seine Drachenmagie ein und stellte Stygias Magie einen Abwehrzauber entgegen.
»So nicht!«, fuhr er sie an.
Stygia schnappte nach Luft und verstärkte ihre Magie. Diesmal zerstörte sie Foolys Abwehr. Er fühlte sich in ihrem magischen Energiefeld gefangen.
»Du bist nicht anders als die Insektenäugigen!«, schrie er empört.
»Doch. Sie wollten dich töten. Ich will das nicht. Ich lasse dich gehen, wenn du deine Aufgabe erfüllt hast.«
»Ich glaube dir nicht!«
»Das ist dein Problem. Jetzt kommst du mit mir.«
Und sie riss ihn mitsamt dem Kraftfeld an einen anderen Ort.
***
Nicole!
Wohin war sie gegangen, und wann? Zamorra hatte ihr Verschwinden überhaupt nicht wahrgenommen.
Das Bad war aus gutem Grund einer der wenigen bewohnten Räume des Châteaus, die nicht mit der computergesteuerten Kommunikationsanlage vernetzt waren. Zamorra stürmte hinaus auf den Korridor und ins nächstbeste Zimmer. Dort schaltete er das Visofon ein. Die Bildsprechanlage ließ sich sowohl als hausinternes Bildtelefon
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