0747 - Fooly, der Jäger

stellte Rrakk fest. »Dann können wir ihn töten, ohne dass wir mit Racheaktionen zu rechnen haben. Es gibt niemanden, der ihn hier schützt.«
    »Dennoch will ich ihn zuerst befragen«, beharrte Tanekk.
    »Das ist zu riskant«, warnte Rrakk einmal mehr. »Was soll er uns schon sagen können? Außerdem, wie willst du einen Drachen zum Reden zwingen? Wir vernichten ihn, und das war's. Dann kostet er uns auch keine zusätzliche Energie. Vergiss nicht, weshalb wir hier sind - wir sollen uns nicht mit Drachen prügeln, sondern herausfinden, wo die drei entführten Raumschiffe sind!«
    »Das musst du mir nicht sagen!«, konterte Tanekk verdrossen.
    »Ah, du fühlst dich wohl als Leiter unseres Unternehmens? Wir sind gleichberechtigt.«
    »Aber ich habe die größere Erfahrung, weil ich schon einmal auf diesem Planeten war.«
    »Auch Erfahrung mit Drachen?«
    In den großen Facettenaugen Tanekks glomm es düster auf. »Wir wollen uns nicht über Kleinigkeiten streiten. Ich befrage den Drachen…«
    »Und ich töte ihn, weil ich in ihm eine Gefahr für unsere Mission sehe«, sagte Rrakk und richtete seine Waffe auf den Drachen in der Energiefessel.
    ***
    Fooly erstarrte.
    Da war eine Stimme. Sie wurde nicht laut, war nur in seinen Gedanken hörbar.
    Ich helfe dir, wenn du mir hilfst.
    »Wer bist du?«, wollte er wissen.
    Das verrate ich dir, wenn wir uns einig sind.
    »Das reicht mir nicht«, erwiderte er. »Du willst mich hereinlegen.«
    Nein, kam die Antwort. Ich benötige deine Hilfe. Und ich kann dir helfen. Wir brauchen uns gegenseitig. Willst du sterben? Bestimmt nicht. Lass uns Zusammenarbeiten.
    »Das ist doch eine Falle«, vermutete er.
    Wenn du das glaubst, finden wir nicht zueinander, und du wirst in den nächsten Minuten sterben. Du weißt, dass sie dich töten wollen. Aber ganz, wie du willst.
    Fooly sah, wie der Insektenäugige, der aus dem Schwebefahrzeug ausgestiegen war, eine Waffe auf ihn richtete. Er begriff zwar nicht, woher der Dürre diese Waffe so schnell hergeholt hatte, aber er begriff durchaus, dass es ihm in den nächsten Sekunden an die Schuppen ging.
    Welche Wahl blieb ihm, wenn er überleben wollte?
    Das Wesen, von dem er nicht mehr wusste, als dass es sich mit ihm telepathisch in Verbindung setzte, wollte ihm helfen.
    Das war seine einzige Chance.
    »Ich bin einverständen«, sagte er.
    Drachen-Ehrenwort?, kam es zurück.
    »JA!«, schrie er.
    Es war der Moment, in dem der Insektenäugige Rrakk auf Fooly schoss!
    ***
    Stygia hatte die Lage sondiert, in welcher der Jungdrache sich befand. Zunächst war sie davon überrascht, dass er sich außerhalb von Zamorras Château Montagne befand. Aber dann stellte sie fest, dass es für sie gar nicht besser kommen konnte.
    Sie nahm mentalen Kontakt mit ihm auf. Dabei hoffte sie, dass die Energiefessel, die ihn umschloss, verhinderte, dass er ihre dämonische Aura erkannte.
    Sie hatte Glück, es funktionierte. Er erkannte sie nicht.
    Und er ließ sich auf den vorgeschlagenen Handel ein, als er sah, dass das seine einzige Chance war zu überleben.
    Da schlug sie zu.
    ***
    Ein flirrendes Magiefeld hüllte den Drachen ein. Der tödliche Blitz, den der Insektenäugige auf Fooly abgab, zersprühte daran in Myriaden von Funken. Das Netz, das den Drachen bis zu diesem Augenblick eingehüllt und trotz all seiner Anstrengungen nicht freigegeben hatte, zerfiel einfach.
    Fooly sah eine geflügelte Gestalt, die durch die Luft heranjagte. Eine unglaubliche Kraft strahlte von ihr aus, erfasste den Insektenäugigen mit der Waffe. Der Drache hörte ihn aufkreischen. Der Insektenäugige wirbelte herum und schoss auf seinen Artgenossen und auf das Schwebefahrzeug. Nur einen Atemzug später verwandelte sich das Schwebefahrzeug in einen grellen Feuerball.
    Die Flammenzungen leckten nach Fooly. Glühende Trümmerstücke verfehlten ihn nur knapp.
    Er sank zusammen, kauerte hilflos auf dem Boden.
    Dieses Inferno - so hatte er es nicht gewollt.
    Er war hierher gekommen, um die Insektenäugigen zu töten, ehe sie ihn töteten. Dass ein anderer ihm diese Aufgabe abnahm, noch dazu auf eine so radikale Weise, gefiel ihm nicht. Es machte ihm Angst.
    Die Schnelligkeit der Vernichtung war erschreckend.
    Wer war sein heimlicher Helfer?
    Die ausglühenden Reste des Schwebefahrzeugs lagen am Boden. Flammen knisterten und loderten. Eine fette, schwarze Qualmwolke stieg empor.
    Und mir wirft man immer vor, dass ich mit meinem Feuerspeien alles kaputt mache, dachte er.
    Hier hatte die Magie