0747 - Jessicas Rächer
kleine Killer ebenfalls abgesehen. Ich war auf der Jagd nach ihm und bin leider zu spät gekommen.«
Die Frau schüttelte sich. »Eine Puppe«, murmelte sie. »Eine verdammte Puppe. Eine, die lebt, die man aufgezogen oder programmiert hat, um Menschen zu töten. Mein Gott, in welcher Zeit leben wir eigentlich!« Sie hob die verletzte Hand und zuckte zusammen, weil durch die Bewegung ein scharfer Schmerz ihren Arm hochfuhr.
Ich ließ sie bei ihrer Meinung und sagte nicht, dass die Puppe auf magische Art und Weise manipuliert gewesen war. Sie hätte es sowieso nicht begriffen.
Susy trank auch. Für mich war sie die wichtigste Zeugin. Als ich ihr zulächelte, bewegten sich ihre Lippen. Zwischen uns war ein Band des Vertrauens entstanden. »Du hast sie ja auch gesehen, nicht?«
Sie nickte.
»Wie kam das?«
Susy bewegte ihren Kopf und schaute auf den Tisch. Mit einem Finger malte sie Figuren auf die Decke. »Sie – sie konnte sogar sprechen, Mister. Ja, sie hat gesprochen.«
Das war mir neu. »Und was sagte sie?«
»Ich weiß es nicht mehr.«
Donna beugte sich zu ihr. »Überleg doch, Schatz. Denk mal richtig nach, bitte.«
»Ich – ich weiß es aber nicht mehr.«
»Lassen Sie nur, Donna.«
»Wie Sie meinen.«
»Sie ist ein Zauberer gewesen. Dann hat sie gefroren.«
»Das sagte sie?«
Das Mädchen nickte mir zu. »Ja, Mister, das sagte sie. Ich habe sie dann genommen und unter die Decke gesteckt, weil sie ja so gefroren hat. Dann fuhr ich weg. Die Verkäuferin hat sich auch schon gestochen«, sagte sie plötzlich.
»Wieso?«
Allmählich und immer der Reihe nach bekamen wir heraus, was da genau abgelaufen war.
Donna Denning machte sich Vorwürfe, zu lange in dem Jeansladen geblieben zu sein. »Ich hätte mich lieber um meine Tochter kümmern sollen«, murmelte sie und wühlte dabei ihre Haare auf.
»Das konnte keiner ahnen.«
»Stimmt, Mr. Sinclair. Als Mutter denkt man da nur anders.«
»Glaube ich auch.«
Donna blickte mich an. »Mr. Sinclair, vielleicht wissen Sie mehr als wir. Wenn ja, dann möchte ich von Ihnen wissen, warum dieses kleine Monster ausgerechnet uns als Ziel genommen hat. Warum wir und keine anderen? Gab es da ein Motiv?«
»Eine gute Frage, Donna, wirklich.«
»Kennen Sie die Antwort?«
»Das ist schwer. Eine Frage mal. Hatten Sie jemals Kontakt zu einer gewissen Jessica Long?«
Sie gab mir keine Antwort, setzte sich nur steif hin, aber diese Bewegung war Antwort genug. Für mich stand fest, dass ihr Jessica Long ein Begriff war.
Sehr langsam hob sie die Hand und drückte sie gegen das Kinn.
»Mein Gott, ja, Jessica Long, die Puppenmutter. So haben wir sie in der Umgebung genannt. Ja, sie war uns nicht unbekannt. Sie war ein Mensch, der in der Öffentlichkeit stand. Sie hatte ja ausgestellt. Aber sie soll tot sein, habe ich gehört.« Donna Denning schaute mir direkt ins Gesicht. »Stimmt das?«
»In der Tat.«
»Dann kannten Sie Jessica Long auch?«
Ich nickte.
»Sie war nett«, meldete sich Susy. »Sie war immer toll zu mir. Manchmal habe ich ihr meine Puppen gezeigt, wenn ich sie traf. Sie hat sie auch toll gefunden. Ich war auch schon mal oben und habe mir ihre Puppen ansehen dürfen. Die waren vielleicht super. Oh – das war alles, und die sahen fast so aus, als ob sie lebten…« Susy erschrak nach den letzten Worten, denn die Erinnerung an die lebende Puppe kehrte bei ihr wieder zurück.
»Das ist ja nun vorbei«, beruhigte ich sie. »Aber wenn du bei ihr gewesen bist und dir Mrs. Long ihre Puppen gezeigt hat, könnte es sein, dass du die Puppe mit dem Zylinder bei ihr schon vorher gesehen hast?«
»Die aus dem Wagen?«
»Genau die meine ich.«
Susy überlegte und stützte ihr Kinn auf. »Das kann ich dir nicht sagen, Mister.«
»Bitte, denk noch mal nach.«
Wieder malte Susy Figuren auf die Decke, so wollte das Kind seine Verlegenheit überbrücken. Bis es schließlich die Schultern hob.
»Nein, nein, das weiß ich ehrlich nicht. Ich glaube nicht, dass ich sie gesehen habe. Ich kenne viele von ihren Puppen, aber nicht die böse mit dem hohen Hut.« Sie senkte den Blick.
»Danke, Susy.«
Jetzt erst sagte auch Donna wieder etwas. »Moment mal, Mr. Sinclair. Wenn ich Sie richtig interpretiere, dann glauben Sie daran, dass Jessica Long etwas mit diesem schrecklichen Vorgang zu tun hat?«
»Indirekt schon.«
»Aber sie ist tot.«
»Deshalb sagte ich auch indirekt.«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich begreife es nicht«, flüsterte sie.
»Nein, das
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