0748 - Horror im Hexenhaus
sich.
Es war eine bestimmte Richtung, in die sie schauen sollte, und dabei senkte sich ihr Kopf wie automatisch nach unten.
Hatte sich die Tür weiter geöffnet oder war ihr dieser bestimmte Blickwinkel vorhin nicht aufgefallen? Jedenfalls schaute sie jetzt von oben herab auf die mit dunkler Erde gefüllten Steintöpfe, von denen genau drei nebeneinander standen und deshalb beinahe wie ein Stilleben wirkten. Die Töpfe waren randvoll mit Erde.
Nichts Besonderes auf den ersten Blick - oder…?
Sheila öffnete den Mund und atmete ein. Im Hals klebte ein widerlicher Geschmack fest. Ein Schauer wie Eiswasser rann über ihren Rücken hinweg. Als sie sich bückte, geschah dies beinahe wie auf einen nur für sie hörbaren Befehl hin.
Sheila bewegte sich zudem auf die Töpfe zu und blieb erst dann stehen, als sie direkt auf alle drei schauen konnte.
Nein, so glatt lag die Erde nicht. Sie bildete eine Schicht aus Krumen und Krusten, als wäre sie von irgendwelchen Händen aufgewühlt worden.
Ihr Atem hörte sich noch lauter an. Sheila fragte sich, was sie an diesen Terrakotta-Töpfen so interessierte. Es war ebenso wie vor einigen Minuten, als sie, ohne es zu wollen, auf das Gartenhaus zugegangen war.
Selbst die nach vorn gebeugte Haltung machte ihr nichts mehr aus. Zudem fiel das Licht sehr günstig gegen die Töpfe, und es strich auch über die Oberfläche hinweg, so daß die von Grund auf braune Fläche einen hellen Streifen bekam.
Es war nicht nur der Streifen, der hell schimmerte. Da gab es noch etwas anderes, das ihr beim ersten Hinsehen nicht aufgefallen war. Jetzt sah sie es deutlicher. Etwas ragte aus der Erde hervor.
Sheila spürte das Zittern, aber sie ließ nicht nach.. Sie wühlte mit beiden Händen die Oberfläche auf.
Der Dreck blieb an den Händen kleben und setzte sich unter den Fingernägeln fest.
All dies spielte keine Rolle mehr. Es galt nur, einen Erfolg zu bekommen.
Etwas rutschte in ihre rechte Hand.
Sheila schloß die Finger darum und erstarrte in ihrer gebückten Haltung. Sie wußte nicht, was sie da festhielt, ihr war nur klar, daß es ungemein wichtig sein mußte.
Wichtig für sie, wichtig für alles hier…
Sheila zerrte den Gegenstand hervor. Sie hätte nicht so viel Kraft aufwenden müssen. Wie von allein glitt er aus dem Erdreich hervor, dann lag er frei.
Die Frau starrte auf ihre Hand.
Sie starrte auch auf das, was zwischen ihren Fingern klemmte.
Es war ein angeschmutzter und trotzdem noch bleich schimmernder Knochen…
***
In den folgenden Sekunden dachte sie nichts, während sich ihr Blick nur auf diesen Gegenstand konzentrierte. Sie spürte auf ihrem Rücken ein Kribbeln, und allmählich schaffte sie es auch wieder, einen klaren Gedanken zu fassen.
Das war der Knochen eines Menschen. Ein Stück Gebein, abgetrennt vom übrigen Skelett.
Sheila atmete schwer. Und ebenso schwer wurde das Fundstück in ihrer Hand. Sie senkte den Arm, der Knochen rutschte aus ihren schweißnaß gewordenen Fingern, prallte noch mit einem hell klingenden Geräusch gegen den Rand des Topfes, bevor er neben dem steinernen Behälter liegenblieb.
Mein Gott, dachte sie, mein Gott…
Es war nur ein erster Gedanke, die nächsten drehte sich wieder um die drei Töpfe.
Ein Knochen nur?
Sheila schüttelte den Kopf. Sie war selbst überrascht davon, welch eine fieberhafte Hektik sie plötzlich überfiel. Jetzt wollte sie alles wissen, und handelte sehr überlegt, auch wenn sie nicht den Eindruck hatte, dies zu tun.
Sie hatte auf einem alten Holztisch eine kleine Schaufel gesehen, eine, wie man sie Kindern mitgab, wenn sie im Sandkasten spielen wollten. Sheila riß das Werkzeug an sich. Die Schaufel lief vorn etwas rund zu, sie konnte trotzdem noch in die Erde hineinstoßen und sie damit aufwühlen und lockern.
Mit beiden Händen umfaßte sie den Griff, rührte mit der Schaufel im Inhalt des Topfes herum und spürte sehr bald den ersten Widerstand, und zwar nicht am Rand des Gefäßes.
Das Metall kratzte über gewisse Gegenstände hinweg, die von Sheila freigelegt wurden.
Auch Knochen.
Gebeine bleich wie Mondlicht, angeschmutzt, unterschiedlich geformt. Sheila arbeitete weiter. Sie beließ es nicht bei dem einen Topf, sie nahm sich auch den zweiten und dritten vor.
Auch hier fand sie Gebeine, die teilweise zersplittert waren und sah sogar welche, an denen noch die alte Haut klebte. Blut hatte manches Stück Gebein besudelt, war in die Maserung der Knochen eingedrungen und hatte als Andenken
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