0748 - Horror im Hexenhaus
haben. Es gibt nur Tee und Kaffee, nicht wahr?«
»Richtig.«
»Gut, Mr. Sinclair, dann Kaffee. Das unterscheidet mich von meinen anderen Standesgenossen, die Tee gewählt hätten.« Er grinste. »Das Wort Genossen hört sich in diesem Zusammenhang gut an oder?«
»Da kann ich nicht widersprechen.«
»Wunderbar.«
Da Suko nur staunte und sich erst einmal sammeln mußte, übernahm ich die Bestellung. Sicherheitshalber rief ich bei Glenda im Vorzimmer an, ich wollte nicht unbedingt, daß sie sichtbar lachte, hörbar tat sie es schon.
»Wir hätten gern Kaffee.«
»Für den komischen Knilch auch?«
»In erster Linie.«
»Ich werde mein Bestes geben«, sagte sie prustend und legte wieder auf.
»Der Kaffee wird bald kommen«, wandte ich mich an unseren Besucher.
»Sehr schön.« Der Earl of Swanthomas zupfte an seinen Manschetten, dann räusperte er sich und schaute Suko an. »Auch Sie sind hier beim Yard?«
»Wie Sie sehen.«
»Ja, ich hörte von Ihnen. Nicht schlecht, wenn man Traditionen über Bord wirft und auch einen Nichteuropäer beschäftigt. Aber das wollen die meisten Mitglieder meines Standes ja nicht einsehen, deshalb komme ich auch so schlecht mit ihnen aus.«
»Sie schreiben über den Adel.«
»Es ließ sich nicht verhindern. Man wollte meinen Ansprüchen nach einer finanziellen Gleichstellung nicht nachkommen. Man verwehrte mir dies sogar per Gerichtsbeschluß. Da ich es allerdings gewohnt war, ein gewisses Leben zu führen, mußte ich natürlich sehen, daß ich zu Geld kam. Ich habe mich meiner Kenntnisse erinnert und schreibe nun für verschiedene Blätter, wobei ich - das können Sie mir glauben - in den Adelskreisen immer wieder Unterstützung bekomme. Es ist kaum zu fassen, wie scharf die Leute darauf sind, in den Gazetten zu stehen. Sei es nun positiv oder negativ. Sie regen sich zwar schrecklich darüber auf, wenn sie unter sich sind, tatsächlich aber können sie mir dankbar sein, und sie sind es auch. So habe ich eben ein gutes Leben, obwohl ich als angeblich verarmter Adeliger die Berichte schreibe.«
»Toll«, sagte ich.
»Das meine ich auch.«
Glenda kam mit dem Kaffee. Sie vermied es dabei, den Earl of Swanthomas anzuschauen, sonst hätte sie beim Abstellen des Tabletts zu sehr gelacht. Ich bedankte mich für den Kaffee, sie lief schnell hinaus, und unser Besucher wollte wissen, ob sie etwas hätte.
»Nicht daß ich wüßte, Earl.«
»Ah ja.«
Wir nahmen den Kaffee, und der Earl goß noch Milch hinein. Er sparte damit nicht, rührte die Flüssigkeit mit einer etwas blasiert wirkenden Bewegung um, probierte den Kaffee, ließ die Tasse sinken, stellte sie aber nicht ab und probierte noch einmal. Er trank ihn, wie Weinkenner eine Probe nimmt. Dabei schmatzte er sogar und gab dann seinen Kommentar ab. »Erstaunlich, erstaunlich…«
»Was meinen Sie?« frage Suko.
»Dieser Kaffee.«
»Ja, er ist super.«
»Mit einem derartigen Getränk hätte ich nicht gerechnet. Hat diese Miß ihn gekocht?«
»Ja.«
Er schnippte mit den Fingern der rechten Hand. »Exzellent, wirklich einmalig.«
Suko lächelte. »Wir werden es Miß Perkins sagen.«
»Ja, tun Sie das, Inspektor. Ist diese Dame denn sonst auch gut. Ich denke da an ihre beruflichen Qualitäten.«
»Sogar außergewöhnlich.«
»Oh - Ihnen glaube ich das.« Er drehte den Kopf und schaute gegen die Tür. Aber Glenda stand dort nicht. »Ich werde Sie fragen, ob Sie nicht in meine Dienste treten möchte. Die Bezahlung ist sicherlich besser als hier bei Ihnen.«
»Das bestimmt«, sagte ich. »Nur fühlt sich Miß Perkins hier sehr wohl. Ich will Ihnen nicht den Mut nehmen, Earl, aber ich glaube nicht, daß es viel Sinn haben würde.«
Er nickte und zeigte ein zerknirschtes Gesicht. »Ja, das hatte ich mir fast gedacht, Mr. Sinclair.« Er nahm noch einen Schluck und verdrehte die Augen. »Aber deshalb haben Sie mich ja nicht herkommen lassen, nehme ich an.«
»Nein.«
»Sie möchten von meinem Wissen profitieren.« Mit einer generös wirkenden Handbewegung zeigte er zuerst auf Suko, dann auf mich. »Bitte, ich bin ganz Ohr und nehme auch kein Honorar, denn der Polizei helfe ich natürlich gern.«
»Danke«, sagten Suko und ich im Chor. Mein Freund nickte mir zu, ein Zeichen, daß ich mit dem Fragen beginnen sollte.
»Unser Problem heißt Bancroft, Lady Bancroft.«
Der Earl of Swanthomas strich über sein Kinn. Dazu spreizte er zwei Finger. »Sie machen es mir nicht leicht, Mr. Sinclair.«
Ich war etwas enttäuscht.
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