0748 - Horror im Hexenhaus
ob er okay war. Seine Antwort klang zwar positiv, doch so ganz nahm ich es ihm nicht ab.
Er bat auch um mein Kreuz.
Ich gab es ihm.
Dabei klappte Suko die zusammengelegten Hände auseinander. Mir gelang ein Blick auf seine Haut, und ich erschrak. Sie war dunkel geworden, wie mit Schatten bepinselt.
»Gib es!«
Ich legte es auf seinen linken Handteller. Suko drückte den anderen dagegen, er holte tief Luft, und plötzlich glitt ein Lächeln über seine Lippen.
»Alles okay, John.«
Er drehte mir die Hände entgegen, die wieder völlig normal aussahen.
Die Kraft meines Kreuzes hatte sie geheilt und die fremde Teufelsmagie genommen.
»Das war an der Grenze!« keuchte er. Mit dem Handrücken wischte er seine Stirn trocken. »Und wie sieht es mit Bates aus?«
»Er ist tot, denke ich.«
Wir gingen gemeinsam zu ihm.
Bates Haltung hatte sich nicht verändert. Wir schauten in das geschwärzte Gesicht eines Toten und gegen einen Kopf, auf dem jetzt eine geschmolzene Krone saß. Sie war nicht völlig zu Sirup zusammengedrückt worden, mehr dort, wo auch das Zeichen des Teufels den Ring in der Mitte teilte.
Ich fühlte nach Bates' Herzschlag. Da war nichts mehr.
Suko hob die Schultern. »Es ist vorbei. Fast kommt es mir in den Sinn, von einer gerechten Strafe zu sprechen.« Er wandte den Blick von Bates ab und ihn mir zu. »Aber, so frage ich dich, wie ist so etwas möglich? Der Killer hat sich voll und ganz auf die Teufelskrone verlassen. Warum stellt sie sich plötzlich gegen ihn?«
»Gute Frage.«
»Hast du auch eine gute Antwort?«
»Möglich.«
»Ich bin gespannt.«
»Erinnere dich daran, Suko, wie wir in unserem Büro gesessen haben und ich die Krone mit meinem Kreuz in Kontakt brachte. Da muß es einfach geschehen sein. Das Kreuz hat dafür gesorgt, daß dieser Teufelskrone die Kraft genommen wurde. Möglicherweise wurde sie sogar umgedreht und hat dem Mörder, der seine Seele sicherlich dem Satan geschenkt hatte, vernichtet.«
Suko überlegte. »Klingt einleuchtend«, meinte er nach einer Weile. »Falls uns keine bessere Möglichkeit einfällt, müssen wir dabei bleiben.«
»Das kannst du mir glauben.«
»Nur ist unser Fall damit nicht beendet.«
»Im Gegenteil, er fängt erst an.«
»Wir werden…«
Das dumpfe Klopfen außen an der Tür unterbrach meinen Freund. Wir hörten die Stimme von Dr. Quinlay. Klar, trotz der Isolierung mußten die Schreie des Killers zu hören gewesen sein.
Ich ging hin und öffnete.
Der Arzt hatte zwei Pfleger mitgebracht. Kräftige Burschen mit Stoppelhaarschnitten. Sie umrahmten den wesentlich kleineren Arzt wie lebendige Säulen.
Das Gesicht des Doktors war hochrot angelaufen. »Was ist mit Bates geschehen?«
»Er ist tot!«
Quinlay trat einen Schritt zurück. »Was haben Sie da gesagt, Sinclair? Tot…?«
»Ja.«
»Wie das?«
»Kommen Sie rein, Doc.« Ich gab ihm den Weg frei.
Quinlay gab den Pflegern einen Wink. Die beiden traten zurück und blieben draußen.
Dr. Quinlay näherte sich dem Bett, als würde er nicht über den normalen Fußboden gehen, sondern auf rohen Eiern dahinstelzen. Er schluckte, ohne zu sprechen. Als er den Toten aus der Nähe sah, bekam er eine Gänsehaut.
Ich stellte mich an der anderen Seite des Bettes auf. Über die Leiche hinweg schauten wir uns an.
»Verdammt noch mal, Sinclair, wie ist das möglich gewesen?«
»Es gibt eine Erklärung.«
»Dann sagen Sie…«
»Nur weiß ich nicht, ob Sie mir diese auch abnehmen?«
»Ihnen glaube ich beinahe alles.«
»Magie, Doc. Magie der Hölle, des Teufels, wie Sie wollen. Sie hat sich gegen ihn gewendet.«
Dr. Quinlay wischte mit der Handfläche über seinen Nacken, denn auch dort hatte sich der Schweiß gebildet. Er konnte einfach nichts sagen. Er schaute dabei auf seine Fußspitzen, hob die Schultern und wirkte so unendlich hilflos. »Wenn mir das ein anderer gesagt hätte als Sie, Sinclair, wäre ich mit allen Mitteln gegen ihn vorgegangen. Aber Ihnen muß ich wohl glauben, denke ich.«
»Ja, das meine ich auch.«
Er drehte sich um, hob die Schultern. »Eine genaue Erklärung will ich nicht wissen, ich würde sie nicht begreifen. Ich möchte Sie nur fragen, ob Sie uns den Toten für eine Obduktion überlassen?«
»Natürlich.«
»Danke.« Er schaute auf die Leiche und erkundigte sich nach der Krone. »Wollen Sie Ihr Geschenk nicht wieder mitnehmen?«
»Vielleicht später, wenn Sie es geschafft haben, die Krone vom Kopf zu lösen.«
»Gut.«
Für uns gab es hier nichts
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