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0748 - Raphael, der Unheimliche

Titel: 0748 - Raphael, der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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behauptete er, er kenne seinen Lieferanten nicht. Habe das Zeug zu Hause gefunden mit einem Stück Druckfolie, auf dem zu lesen stand, daß er die Dragees für einen halben Solar pro Stück glänzend werde losschlagen können."
    Er stieß ein glucksendes Lachen aus.
    „Was gibt's da zu lachen?" fragte Bull.
    „Der Name, Sir! Wissen Sie, wie das Zeug im Handel genannt wird?"
    „Natürlich nicht."
    „Die Händler haben es auf den Druckfolien gelesen, Sir.
    Das Wirkungsprinzip der Droge ist die Parapsychische Intensiv-Labilisierung Latenter Emotionen. Wenn sie das mit Anfangsbuchstaben abkürzen, haben Sie ... die PILLE!"
     
    4.
     
    Die dreitausend Mann Belegschaft der Werft Tafeng wurde nach Hause geschickt, ins Getto von Shanghai. Auf dem Gelände der Werft blieb nur eine kleine Kernmannschaft zurück, die die Folgen der Katastrophe weiter analysierte und zu ermitteln versuchte, wann Tafeng den Betrieb wieder aufnehmen könne.
    Leven Streut war inzwischen wieder nach Terrania City abgereist. Er ließ zwei überaus nachdenkliche Männer zurück: Reginald Bull und Vater Ironside, die sich nicht erklären konnten, wer hinter der merkwürdigen Drogenkampagne stak und welche Ziele er verfolgte.
    Der Gedanke, die aphilische Regierung selbst sei der Hersteller und Großverteiler der PILLE tauchte kurzfristig auf, wurde jedoch wieder verworfen. Es gab keinen denkbaren Anlaß, der den Aphilikern hätte als Motiv dienen können.
    Oliveiro Santarem, der Leven Strout untersucht und in seinem Körper tatsächlich noch Spuren der Droge gefunden hatte, hatte inzwischen nachgedacht. Am Morgen nach Strouts Abreise leistete er Bull und Ironside Gesellschaft beim Frühstück.
    „Das Merkwürdige ist", sagte er ohne jegliche Einleitung, „daß der Name wirklich einen Sinn ergibt."
    „PILLE ...?" fragte Bull.
    „Ja. Nach unseren bisherigen Erkenntnissen kann man Emotionen durchaus als etwas Labiles bezeichnen. Der eine hat sie in starkem Maße, der andere weniger. Mal stehen sie im Vordergrund, mal sind sie kaum zu bemerken. Den Zustand der Aphilie könnte man auch beschreiben als einen Zustand stabiler Emotionen. Und zwar stabil auf dem Nullpunkt. Daß die Emotionen auf dem stabilen Nullpunktniveau auch als latent bezeichnet werden können, ist nahezu trivial. Nun kommt also einer und erweckt die Emotionen mit einer intensiv wirkenden parapsychischen Methode wieder zum Leben. Er führt eine parapsychische Intensiv-Labilisierung latenter Emotionen durch.
    Das klingt zwar geschwollen, trifft aber durchaus den Kern der Sache!"
    „Sie meinen also, hinter den Drogen stecken Fachleute?" erkundigte sich Vater Ironside.
    „Daran gab es wohl noch nie einen Zweifel", fiel Reginald Bull ein. „Sonst würden die Dragees nicht wirken."
    „Mehr als einfach Fachleute", beantwortete Santarem Ironsides Frage. „Es sind Leute, die von der Aphilie mehr verstehen als wir.
    Die Droge hat offenbar die Fähigkeit, alle Auswirkungen der Aphilie vorübergehend auszublenden. Die Menschen entwickeln plötzlich ein ganz neues Lebensgefühl. Für die Entwicklung einer solchen Droge braucht man mehr Kenntnisse, als wir sie besitzen."
    Was die PILLE anging, so blieb es vorläufig bei Hypothesen und Vermutungen. Niemand wußte, woher die Droge kam. Im Laufe der Zeit ermittelte Sulliman Cranoch in Terrania City, daß auch die Regierung ratlos war. Aus verschiedenen Teilen der Erde kamen Meldungen, daß mit den kleinen, weißgrauen Dragees ein schwunghafter Handel getrieben werde. Es kam jedoch nicht mehr zu Massenversammlungen von Verzückten.
    Die Menschen tätigten ihren Einkauf und zogen sich in ihre Quartiere zurück, um die Wirkung des Mittels insgeheim zu genießen.
    Das Gerücht tauchte auf, daß die Wirkung bei solchen, die die Droge schon einmal zuvor eingenommen hatten, nicht so vehement sei wie beim ersten Versuch. Aber dafür fehlte vorläufig die Bestätigung.
    In Tafeng hatte man inzwischen zu ermitteln versucht, wie die Belegschaft der Werft in den Besitz der PILLE gelangt war. Es galt inzwischen als gesichert, daß die Wirkung der Droge rund eine Stunde nach der Einnahme einsetzte und sodann mehrere Stunden lang anhielt. Man forschte zunächst nach einem Drogenhändler, der sich unbemerkt auf das Werftgelände geschlichen und den Leuten seine Ware verkauft hatte.
    Dagegen sprach erstens, daß nahezu ohne Ausnahme alle Mitglieder der Belegschaft die Droge zu sich genommen hatten, und zweitens, daß die Wirkung bei allen Leuten gleichzeitig

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