0748 - Raphael, der Unheimliche
Durchmesser von achthundert Metern. Innerhalb dieses Zylinders sind konzentrisch insgesamt... warten Sie ... weitere vierzig Zylinder angebracht. Der innerste hat einen Durchmesser von rund einhundert Metern, der nächste von knapp einhundertundzwanzig Metern ... und so weiter ... bis zur Außenhülle. Die Decks sind die Innenwände der Zylinder ... oder Röhren, wie Sie sagen. Das ergibt eine Gesamtdeckfläche ...
sehen Sie, hier steht es ausgerechnet ... von rund einhundertundsechzig Quadratkilometern, also viermal soviel wie an Bord der Schiffe, die wir bauen. Nach unseren Rechnungen faßt jedes dieser Fahrzeuge acht bis zehn Millionen Menschen!"
Er hatte sich fast in Begeisterung geredet. Vater Ironside jedoch, dem die Zahlen viel zu schnell dahinflössen, war wenig beeindruckt.
„Und was ist das für eine Zwiebel da hinten?" wollte er wissen.
In der Tat zeigte eine der Abbildungen hinter dem eigentlichen Fahrzeugkörper und durch Streben mit diesem verbunden ein konisches Gebilde, das einen Durchmesser von maximal zweihundert Metern besaß und etwa ebenso lang war.
Reginald Bull las die Markierung auf der Druckfolie.
„Triebwerkssektion und Generatoren für künstliche ^Schwerefelder. Ein konventionelles Triebwerk obendrein!
Arbeitet nur mit Korpuskularstrahl."
„Das ist ziemlich altmodisch, nicht wahr?" versuchte Ironside, seine Kenntnisse an den Mann zu bringen. „Und für interstellare Distanzen? Da ist man ja jahrelang unterwegs!"
„Falsch!" antwortete Bull. „Die Triebwerke sind auf eine Beschleunigung von fünfzig Gravos ausgelegt. Damit läßt sich innerhalb von gut einer Woche eine Geschwindigkeit erreichen, die so nahe an der des Lichtes liegt, daß von da an die Borduhren im Vergleich mit den Uhren auf der Erde und auf Carthes so gut wie stillstehen. Zeitdilatation, verstehen Sie?"
„Ach ja... Einstein und so, nicht wahr?"
„Richtig. Der Bremsvorgang dauert noch einmal ebenso lange.
Der Flug von hier nach Carthes wird also insgesamt zweieinhalb bis drei Wochen dauern, nicht mehr. Allerdings kann ein solches Schiff nicht auf einem Planeten landen. Es müßte also im Raum be und entladen werden, Das ist ein ziemlich langwieriger Vorgang. Trotzdem halte ich dies hier", er klopfte noch einmal mit der Hand auf die Folien, „für ein hervorragendes Design. Hätte fast von uns kommen können!"
„Und warum kam er nicht?"
„Erstens hatten wir uns vorgenommen, uns nicht in die technischen Pläne Casalles einzumischen. Zweitens hätten wir Casalle wahrscheinlich nicht ohne Mühe überzeugen können, daß dieses Design gut ist.
Die Werften sind nicht dafür ausgestattet. Sie hätten erst umgemustert werden müssen, und Sie erinnern sich ja, wie eilig es Casalle hatte, uns an die Arbeit zu schicken."
Beide blickten nachdenklich auf die Folien. Inzwischen war es draußen dunkel geworden. Die Türöffnung gähnte schwarz in die Nacht hinaus.
„Ich möchte nur wissen, wer mir die hierhergelegt hat", brummte Reginald Bull.
Da sagte hinter ihm eine tiefe, schwere Stimme: „Ich war es!"
Ironside und Bull wirbelten herum und sahen unter der Tür einen entsetzlich großen, hageren Mann stehen, der sie aus dunklen und merkwürdig traurigen Augen anblickte.
„Ich bin Raphael", stellte er sich vor.
*
„Raphael...?" wiederholte Vater Ironside erstaunt.
„Wo kommen Sie her?" fragte Reginald Bull barsch. „Warum schleichen Sie sich hier herum?"
Raphael schien die Unfreundlichkeit nicht übel zu nehmen.
„Ich wollte Ihnen erst Gelegenheit geben, den Entwurf zu begutachten, bevor ich Ihnen unter die Augen trat."
Das klang bescheiden und wäre sonst wohl dazu angetan gewesen, Reginald Bull zu besänftigen. Es blieb in ihm jedoch ein instinktives Mißtrauen dem eigenartigen Fremden gegenüber.
„Was halten Sie von meinem Design?" erkundigte sich Raphael vorsichtig.
„Es ist gut", antwortete Bull. „Wo haben Sie es her?"
Raphael zeigte nicht die Spur von Überraschung.
„Ich habe es selbst angefertigt", erklärte er.
„Sie sind Fachmann?"
„Von der Ausbildung her, ja. Allerdings habe ich noch nicht viel Praxis gesehen."
Reginald Bull betrachtete den Fremden genau, während er mit ihm sprach. Bisher hatte er noch nicht entscheiden können, ob Raphael immun oder Aphiliker war. Seine ruhige Antwort auf die Frage, auf die ein Immuner mokant reagiert hätte, legte die Vermutung nahe, daß er im Banne der Aphilie stand. Aber sicher war Bull seiner Sache nicht.
„Warum haben
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