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0748 - Raphael, der Unheimliche

Titel: 0748 - Raphael, der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beanspruchte.
    Sylvia und Bull sahen sich um. Von Raphael war keine Spur.
    Hatte er sie kommen hören und war durch den gegenüberliegenden Stollen verschwunden? Bull hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, da hörte er von der anderen Seite des etwa zwanzig Meter weiten Raums das Geräusch von Schritten. Die Hand fuhr unwillkürlich zur Waffe, die er wie stets im Gürtel trug. Aber durch das Halbdunkel kam eine tiefe, ruhige Stimme: „Nur keine falsche Hast! Ich bin's!"
    „Ironside ... Sie?"
    „Ja. Haben Sie den Mann?"
    „Nein."
    „Merkwürdig, mir ist er auch nicht begegnet. Sind Sie sicher, daß es hier keine weiteren Gänge gibt?"
    „Ganz sicher", antwortete Bull. Aber dann fügte er hinzu: „Das heißt „Was?"
    „Ich war auch sicher, daß es hier keine Sajjid-Konverter geben würde."
    „Eben! Sollen wir suchen?"
    Bevor Reginald Bull antworten konnte, stieß Sylvia, die noch immer in der Nähe des östlichen Stolleneingangs stand, einen entsetzten Schrei aus. Bull wirbelte herum, und bei dem Anblick, der sich ihm bot, wäre ihm fast das Blut in den Adern erstarrt.
    Seitwärts, vor den Rechneraggregaten, stand Raphael, eine gespenstische, hagere Gestalt in dem unwirklich roten Halbdunkel.
    „Suchen Sie mich ...?" fragte er mit ruhiger Stimme.
     
    *
     
    „Wo ... wo kommen Sie her?" fuhr Reginald Bull ihn an.
    „Ich war die ganze Zeit über hier", behauptete Raphael.
    „Wahrscheinlich hätten Sie mich gesehen, wenn die Beleuchtung nicht so erbärmlich wäre."
    „Was suchen Sie hier?"
    „Ich interessiere mich für Rechner.
    Man bekommt heute nur noch selten Maschinen zu sehen, die über tausend Jahre alt sind."
    „Sie haben hier nichts verloren, das wissen Sie", herrschte Bull ihn an.
    „Sie auch nicht", hielt Raphael ihm entgegen. „Der Zugang ist für jedermann gesperrt."
    Wenn Reginald Bull herausgefordert wurde, dann überkam ihn eine eiskalte Ruhe, die ihn gefährlich machte.
    „Ich glaube, Sie haben das Spiel nun weit genug getrieben", sagte er zu Raphael. „Das Kommando über diese Werft liegt bei mir. Das Betreten dieses Raumes ist verboten. Sie haben sich vor mir zu verantworten ... und wenn wir schon dabei sind, möchte ich, daß Sie mir auch noch einiges sonst darlegen. Zum Beispiel, wer Sie sind, woher Sie kommen ... und so weiter."
    In Raphaels Gesicht rührte sich kein Muskel.
    „Erheben Sie einen Vorwurf gegen mich, dann verantworte ich mich", antwortete er. „Das Verbot des Zutritts dient in erster Linie dazu, den Rechner vor den Manipulationen Unsachverständiger zu schützen. Ich bin weder unsachverständig, noch habe ich die Maschine manipuliert. Wenn Sie mir also etwas Rechtes vorzuwerfen haben, lassen Sie es mich wissen. Ich halte mich zu Ihrer Verfügung!"
    Damit wandte er sich ab und schritt in den Stollen hinaus, durch den er gekommen war. Reginald Bull starrte hinter ihm drein, bis seine Umrisse in dem Ungewissen Licht verschwunden waren.
    Er war zornig ... über sich selbst. Es wurmte ihn, den unverschämten Fremden so einfach ziehenzulassen.
    Aber er wußte, daß er sich lächerlich gemacht hätte, hätte er ihn zu halten versucht.
    „Ein merkwürdiger Mensch", bemerkte Vater Ironside.
    Bull wandte sich an Sylvia.
    „Wo kam er her?" fragte er.
    Sylvia machte ein ratloses Gesicht.
    „Ich weiß es nicht. Ich muß wohl nicht richtig hingesehen haben ... Mir kam es so vor, als sei er plötzlich da. Verstehen Sie? Materialisiert... aus dem Nichts."
    „Ein Mutant?" fragte Ironside.
    Bull Wollte verneinen. Aber bevor er dazu kam, geschah etwas Seltsames. Aus dem Stollen drang Raphaels Stimme, laut und kräftig, als befände er sich noch ganz in der Nähe.
    Er sagte: „Ich bin nicht Ihr Feind!"
     
    *
     
    Nach diesem eigenartigen Zwischenfall postierte Reginald Bull eine ständige Wache in den Rechnerraum. Die Aufgabe, die Wache zu organisieren, fiel Joupje Termaar und Artur Prax zu, Vater Ironsides Adjutanten. Sie hatten, noch bevor die Aphilie einsetzte, eine Ausbildung als Positronik-Techniker mitgemacht.
    Besonders in den letzten Jahren, im Dienste der LdG, war ihnen Gelegenheit zuteil worden, ihre Kenntnisse zu erweitern.
    Sie waren für die Funktion, die Bull ihnen zudachte, also bestens geeignet.
    Der Posten wurde mit einigen nicht zu komplizierten Meßgeräten ausgestattet, mit deren Hilfe außergewöhnliche Vorgänge im Innern des Rechners wahrgenommen und festgehalten werden konnten.
    Reginald Bull hegte nämlich noch immer den Verdacht, daß Raphael

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