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0748 - Raphael, der Unheimliche

Titel: 0748 - Raphael, der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Casalle andeuten wollen, als er von „unserem" Plan sprach - aber er hielt es für nutzlos, sich darüber in eine Diskussion mit dem Aphiliker einzulassen. Statt dessen fragte er: „Was wissen Sie über Raphael? Immerhin ist er ein ziemlich undurchsichtiger Mensch."
    „Wir haben keine Ursache, über seine Undurchsichtigkeit nachzudenken", erwiderte Casalle. „Was zählt, ist sein Entwurf, und der ist ausgezeichnet. Woher der Mann kommt, ist unwichtig."
    Bull nickte ein wenig schwerfällig. Er hatte keine andere Antwort erwartet.
    „Ich nehme an, das sagt Ihnen die Logik", bemerkte er sarkastisch.
    „In der Tat: Das sagt mir die Logik!" bestätigte Casalle.
    Reginald Bull stand auf.
    „Wir armen Emotio-Narren denken in dieser Hinsicht ein wenig anders", sagte er. „Sie werden es nicht für möglich halten, aber wir geben sogar noch etwas auf Ahnungen! Ich werde alles tun, um das Projekt zu fördern. Ich bin sogar bereit, rückhaltlos mit Raphael zusammenzuarbeiten ... sobald ich mich überzeugt habe, daß er eine reine Weste hat!"
    Damit unterbrach er die Verbindung.
    Da die Northern Tiger Lilly eine vergleichsweise alte Werft war, mangelte es ihr an einigen Fertigungseinrichtungen, die bei einer modernen Anlage wie Tafeng selbstverständlich gewesen waren.
    Das erleichterte die Überprüfung des Prozeßsteuerungssystems, da es einfach weniger zu überprüfende Funktionen gab, andererseits komplizierte es den Fertigungsprozeß selbst. Die Aufbereitung des Werkstoff aus niederen Elementen war zu der Zeit, da die Northern Tiger Lilly ihre Blüte erlebte, noch unbekannt. Es gab also keine „Minen". Der Werkstoff, in Form von Eisenplasma, mußte von anderen Orten herantransportiert werden. Da der Werkstoff bedarf der Northern Tiger Lilly infolge der Größe des Projekts beachtlich war, wurden zur Befriedigung dieses Bedarfs die Minen der nunmehr nur noch achtzig kürzlich in Betrieb genommenen Werften herangezogen. Das wiederum bedeutete, daß die Fertigung auf den übrigen Werften schlagartig zum Erliegen kam. Bis zu diesem Zeitpunkt waren insgesamt einhundertundacht Raumschiffe des ursprünglichen Designs fertiggestellt worden, genug Kapazität also, um insgesamt 216.000 Menschen zu evakuieren, das war eben ein Prozent der gesamten Menschheit. Die Hoffnung der verbleibenden 90 Prozent hing von nun an einzig und allein an Raphaels Gigantraumschiffen.
    Am Rand des Werftgeländes war eines der kleinen Gebäude als Rechenzentrum hergerichtet worden.
    Der große Zentralrechner selbst befand sich in einem unterirdischen Raum, etwa in der Mitte des Geländes.
    Die Baracke dagegen enthielt eine Vielzahl von Rechneranschlüssen und Datenstationen, sowie Drucker und Geräte zur optisch, graphischen Darstellung von Rechenergebnissen.
    Am Abend dieses Tages waren Reginald Bull und seine beiden Fachexperten, Sylvia Demmister und Sergio Percellar, mehrere Stunden lang im Rechenzentrum damit beschäftigt, die Ergebnisse der Überprüfung des Prozeßsteuerungssystems auszuwerten.
    Die Resultate lauteten durchweg positiv: Die Northern Tiger Lilly war in der Lage, die Produktion von Raumschiffen sofort aufzunehmen.
    Es war ein überaus nachdenklicher Reginald Bull, der sich kurz nach Mitternacht, nachdem er sich von seinen Mitarbeitern verabschiedet hatte, am Rande des Werftgeländes entlang auf seine Unterkunft zubewegte. Die Welt war still.
    Die Kühle des mexikanischen Hochlands begann sich bemerkbar zu machen. Orangegelb vom Widerschein der Sonne Medaillon stand der Mond in einem wolkenlosen Himmel. Ein paar Handbreit daneben, den Lichterteppich der Sternenbrücke unterbrechend, gähnte der finstere Abgrund des Schlundes, durch den ab und zu bunte Blitze zuckten.
    Plötzlich tauchte ein hochgewachsener Schatten vor Bull auf.
    Er blieb stehen und erkannte Vater Ironside.
    „Ich sah Sie kommen", sagte der Mönch. „Inzwischen kenne ich Sie lange genug, um zu wissen, wie Sie aussehen, wenn Sie sich in Gedanken intensiv mit etwas beschäftigen."
    Reginald Bull lächelte matt.
    „In Anbetracht der Dunkelheit ist die Schärfe Ihres Blickes zu bewundern", antwortete er.
    „Wahrscheinlich ist es nicht nur ein optisches Sehen", versuchte Ironside zu erklären, „aber lassen wir das! Etwas beschäftigt Sie, nicht wahr?"
    „Die Werft funktioniert zu gut", antwortete Bull unumwunden.
    „Es ist schlechterdings undenkbar, daß eine Werft, die elf hundert Jahre lang stillgelegen hat, sich noch in solch einwandfreiem Zustand

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