0749 - Drei Schöne für die Hölle
festigte. Sie konnte nicht aussteigen, auch wenn sie es gewollt hätte, dafür hörte sie die leise, zischelnde, geisterhafte Stimme, die aus dem Jenseits über Welten hinweg an ihre Ohren drang.
»Du wirst bleiben, Sheila Conolly. Du wirst ebenso bleiben wie die anderen…«
»Nein, ich…«
Die Gestalt bewegte sich. Das Gesicht schob sich näher an die Tür heran. Sheila sah ein Auge. Es glotzte sie an, aber die rechte leere Augenhöhle empfand sie als viel schlimmer, denn sie schien ihr einen Einblick in den Vorhof der Hölle zu bieten. Aus dieser Öffnung kroch etwas so Schreckliches hervor, das all ihre Gedanken und ihren Willen überlagerte. »Du wirst nicht wegfahren können. Du wirst auch nicht weglaufen, denn ich werde es nicht zulassen. Du bleibst hier und gesellst dich zu den anderen. Dieses Haus ist wichtig für dich, hast du gehört?«
Sheila nickte.
»Ich werde immer ein Auge auf euch haben, so wie der große dunkle Fürst ein Auge auf mich hält…«
Sheila hatte die Bezeichnung sehr genau verstanden, und sie wußte auch, wer damit gemeint war.
Der Teufel!
Sie wollte etwas sagen, doch da war die Geisterfrau bereits verschwunden. Es huschte auch kein helles Licht mehr über den Boden. Sheila verließ den Wagen und sah die Umgebung so wie sie immer war. Nichts hatte sich mehr verändert.
Sie schloß die Tür, blieb in der Vorwärtsbewegung und lehnte sich über das Dach. Es war verrückt, es war einfach nicht mehr nachvollziehbar, und sie fragte sich, in welch eine teuflische Verschwörung sie hier geraten war.
Auf der einen Seite die Geisterfrau mit dem Höllenherrscher als Deckung im Rücken, auf der anderen die drei Models und jetzt auch Jolanda Norman. Oder gehörten alle zusammen? Stand Sheila ihnen als eine kompakte Masse gegenüber?
Sie mußte leider mit allem rechnen und konnte nicht fassen, daß sie diese Umgebung als Gefängnis ansehen mußte. Doch es gab keine Düsternis, keine Monstren. Hier war der Himmel klar und beinahe wolkenlos. Die Sonne schien gegen das grüne Dach der Bäume, die Natur war aufgeblüht, einfach keine Umgebung für das kalte Grauen aus der Hölle.
Dennoch war es da.
Es lauerte überall. Es konnte sich in der hell gestrichenen Hausfassade versteckt halten, aber auch in jeder Blume oder in einer der Latten des Gartenzauns.
Sie stand unter der Kontrolle einer anderen Macht. Nicht mehr und auch nicht weniger.
Zurück zum Haus.
Nach einigen zögernden Schritten blieb Sheila stehen. Sie wußte selbst, daß sie sich nicht zu den Heldinnen zählen konnte, und in diesem Fall mußte sie wirklich über ihren eigenen Schatten springen, was verdammt viel Mut erforderte.
Es gab keinen Helfer mehr, auch auf Jolanda konnte sie sich nicht verlassen, und Sheila fühlte sich immer stärker in die Rolle des Opfers hineingedrängt.
Ihren Mann konnte sie nicht erreichen. Sobald sie einen gewissen Umkreis in der Nähe des Hauses überschritt, würde die Magie der Geisterfrau wirken. Wie sich das bemerkbar machte, darüber wollte sie lieber nicht nachdenken. Es stand für sie fest, daß sie einfach gehorchen mußte.
Ihr blieb nur das Haus.
Sie hatte es in ihr Herz geschlossen gehabt. Sowohl das Gebäude selbst als auch der Garten, nun aber dachte sie anders darüber. Da war das Haus nicht mehr freundlich, da strahlte es auch keine Behaglichkeit mehr aus, trotz der gestrichenen Mauern und der hellen Fensterscheiben mit den weißen Rahmen.
An vielen Stellen war die Fassade vom Grün der wuchernden Kletterpflanzen überdeckt worden.
Auch das gehörte dazu. Irgendwann würde das Haus selbst ein Stück Natur sein.
Sheila ballte die Hände zu Fäusten. Sie dachte daran, daß sie nur diese Waffen hatte und vielleicht das kleine Goldkreuz, das sie an einer Kette um den Hals trug.
Sie konnte nur auf sich selbst vertrauen und daß sie stark genug war, sich den anderen Kräften entgegenzustemmen.
Bei Tag sah alles anders aus.
Vor der Nacht und der damit verbundenen Dunkelheit aber fürchtete sie sich…
***
Sheila Conolly hatte die Haustür noch nicht erreicht, als sie von innen geöffnet wurde und Jolanda Norman vor ihr stand, mit ausgebreiteten Armen und einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht.
»Sheila!« rief sie. »Toll, daß du kommst…«
»Was hast du denn gedacht?«
Jolanda hielt sich am Türrahmen fest und verbeugte sich, als sie lachte. »Ich dachte, du wärst gegangen?«
Sheila preßte die Lippen zusammen. Diese Antwort hatte ihr überhaupt nicht gefallen,
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