0749 - Drei Schöne für die Hölle
denn sie fühlte sich von Jolanda auf den Arm genommen. Ihrer Ansicht nach wußte die Freundin sehr genau Bescheid, was hier lief und spielte ihr etwas vor.
»Willst du denn nicht reinkommen?«
»Natürlich.«
Hinter Sheila wurde die Tür geschlossen. Ziemlich laut sogar, und Sheila zuckte zusammen. Dieses Geräusch hatte so etwas Endgültiges an sich gehabt, doch sie beschloß, daran nicht mehr zu denken, weil sie sich nicht schon jetzt verrückt machen lassen wollte. Nur alles auf sich zukommen lassen und dann erst reagieren.
Im Flur blieb sie stehen und wollte von Jolanda wissen, wo denn die Mädchen waren.
Jolanda lehnte sich zwischen zwei blassen Aquarellen an die Wand und deutete nach oben. »In ihren Zimmern. Sie wollten sich erst einmal frisch machen. Die Schau kann später beginnen.«
»Ja, natürlich.«
»He, Sheila-Darling.« Jolanda lachte. »Du bist so anders als sonst. Ehrlich.«
»Meinst du?«
»Klar doch.«
»Kann sein.« Sie strich durch ihr Haar. »Ja, das kann gut sein. Und wenn ich tatsächlich anders geworden bin, dann hängt das auch mit dir zusammen.«
»Ach ja…?«
Sheila lächelte sie an. »Ja, mit dir, meine liebe Jolanda.«
»Wieso?«
Sheila blickte die Treppe hoch und lauschte auch. In den Zimmern blieb es ruhig. Sie hörte nichts von den drei Mädchen. Darüber war sie zwar froh, was aber nicht unbedingt positiv sein mußte. Sie sah es trotzdem so und sagte sich, daß jetzt noch eine Chance bestand. »Ich verstehe nicht, wie du deine Meinung derartig hast ändern können, Jolanda. Zwischen uns war doch alles klar. Wir hatten genau abgesprochen, was zu tun war. Und da schlägst du voll zu, und ich weiß nicht mehr, woran ich bei dir bin. Warum? Warum hast du das getan, Jolanda?« Sie ging auf die Frau zu wie jemand, der gleich eine Waffe ziehen würde, um die bedrohliche Haltung noch zu verstärken.
»Weil ich es mir überlegt habe, verdammt.«
»Einfach so?«
»Ja, ich brachte es nicht mehr fertig, die Mädchen wieder fortzuschicken. Ist das denn so schlimm?«
»Im Prinzip nicht«, erwiderte Sheila mit leiser, aber dennoch deutlicher Stimme. »Nur in diesem speziellen Fall bin ich nicht nur beunruhigt, sondern auch verwundert. Kannst du das nicht verstehen? Es sind hier Kräfte am Werk, über die wir nicht bestimmen können. Sie bestimmen über uns, und es sind die Kräfte der Hölle. Das solltest du nicht vergessen, meine liebe Jolanda.«
Die Modeschöpferin verließ ihren Platz an der Wand nicht. Sie drückte nur die Hände zusammen und sagte mit einer fast beschwörend klingenden Stimme: »Meine Güte, mach doch nicht soviel Wind.«
»Viel Wind? Hast du alles vergessen?«
»Nein, das nicht.«
»Dann verstehe ich dich nicht.«
Jolanda winkte ab. »Das ist doch alles Einbildung, Sheila. Hatten wir uns nicht darauf geeinigt? Sei ehrlich…«
»Ich nicht.«
»Aber ich, Sheila, aber ich.« Sie tippte mit dem Finger gegen ihre Brust. »Ja, ich habe mich für mich darauf geeinigt. Ich will mich nämlich nicht verrückt machen, will mich nicht fertigmachen lassen. Kannst du das nicht verstehen?«
»In diesem Fall nicht.«
»Aha. Und was denkst du?«
»Daß du dich hast einwickeln lassen.«
»Toll.« Jolanda verdrehte den Kopf und lachte unecht. »Wer hätte mich denn einwickeln können?«
»Die drei Mädchen.«
»Ich hatte mich schon direkt vor ihrem Eintreffen dazu entschlossen, falls du es vergessen haben solltest.«
Sheila sah ein, daß es keinen Sinn mehr hatte, mit Jolanda zu diskutieren. Sie war längst nicht mehr die Frau, die sie kannte. Jolanda hatte sich verändert, und das hatte sie auch nicht freiwillig getan.
Sie war in den Bann dieser Geisterfrau geraten, aus dem sie sich aus eigener Kraft wohl kaum würde erlösen können. Es war auch in ihren Augen zu lesen. Ihr Blick hatte sich verändert, er war kalt geworden, es fehlte jegliche Wärme, was Sheila überhaupt nicht gefiel.
Sie nickte trotzdem, denn sie hatte beschlossen, das Spiel zunächst mitzumachen. »Okay, wie hast du es dir vorgestellt, wie die ganze Sache weitergehen soll?«
»Das ist einfach.«
»Sag es mir trotzdem.«
»Die Mädchen werden sich umziehen, dann treffen wir uns hier unten und besprechen den Ablauf.«
»Du meinst damit die Präsentation?«
»Ja.«
»Die heute abend noch stattfinden soll?«
Jolanda schüttelte den Kopf. »Nein, sie wird heute nicht stattfinden, denn ich habe es mir überlegt. Da die Mädchen noch länger hier wohnen bleiben, habe ich morgen Zeit
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