0749 - Drei Schöne für die Hölle
auf Rücken und Nacken. Vor der nächsten Tür stoppte sie.
Wieder lauschte Sheila.
Sie hörte den leisen Gesang, ohne irgendwelchen Text verstehen zu können. Es war möglicherweise auch nur ein Summen, aber die Klänge gefielen ihr nicht, weil sie unmelodisch waren. Über so etwas konnte sich eigentlich nur der Teufel freuen.
Schwer floß der Atem über ihre Lippen, als sie sich wieder aufrichtete. Sie hatte auch versucht, einen Blick durch beide Schlüssellöcher zu erhaschen, aber nichts gesehen. Wahrscheinlich waren sie von innen verhängt worden.
Der nächste Schritt brachte sie zur Tür der Dusche.
Dahinter war es still.
Also ging Sheila weiter.
Bei der folgenden Tür hatte sie Erfolg, als sie das Ohr gegen das Holz legte.
Hier sang niemand, hier stöhnte jemand. Es war ein tiefes, beunruhigend klingendes Stöhnen, als wäre ein Mensch dabei, allmählich krank zu werden, wobei er noch unter starken Schmerzen litt, die wie Splitter seinen Körper durchwühlten.
Was tun?
Hineingehen, nachsehen und dann versuchen, der Person zur Seite zu stehen?
Sheila kam nicht mehr dazu, ihre Überlegungen in die Tat umzusetzen. Zum Glück hatte sie im letzten Moment die leisen Schritte gehört, die schon sehr nahe der Tür aufklangen.
Hastig trat sie zurück.
Jemand riß vor ihr die Tür auf. Ein Schwall ungewöhnlich warmer Luft erwischte sie, als hätte jemand einen Ofen angezündet, um sich an der Hitze zu erfreuen. Auch Schwaden drückten sich durch die Öffnung, und innerhalb dieses grauen Gebildes sah sie nicht nur ein von rotblonden Locken umrahmtes Gesicht, sondern auch einen nackten, sehr schlanken Körper, der sogar schon knochig war.
Lippen verzogen sich zu einem faunischen Lächeln, eine Hand griff nach ihr, die Sheila wie eine Kralle vorkam, und die Lippen rollten sich zu einem Kreis zusammen. »Komm her zu mir. Komm her. Ich habe das Wasser des Teufels… komm… ich weihe dich damit!«
Sheila wich so weit wie möglich zurück. Sie fror plötzlich vor Furcht. Dann kam ihr in den Sinn, ein Kreuzzeichen zu schlagen, und die nackte Gestalt fauchte auf, während sich ihr Gesicht zu einer Fratze verzog und sie selbst hastig zurückschritt, damit sie die Tür mit einem Knall schließen konnte.
Ihr zitterten die Beine. Für einen Moment verschwammen Wand und Tür miteinander. Sheila brauchte die Phase der Ruhe, um wieder zu sich selbst finden zu können.
Ihren Plan hatte sie nach wie vor nicht aufgegeben. Sie wollte in ihr Zimmer, und sie hoffte auch, daß sich dort nichts verändert und das Böse nicht Einzug gehalten hatte. Dieses Haus war in der letzten Zeit zu einem Hort des Schreckens geworden, zu einem Gefängnis, in dem der Teufel die Wachregie übernommen hatte, vertreten durch die geheimnisvolle Geisterfrau, die einmal Lady Diane Bancroft gewesen war.
Bis zu ihrer Zimmertür waren es nur wenige Schritte. Sheilas Hand lag bereits auf der Klinke, als sie trotzdem zögerte. Plötzlich fürchtete sie sich davor, über die Schwelle zu treten. Die Tür hatte etwas Bedrohliches für sie.
Reiß dich zusammen, befahl sie sich selbst, lauschte, hörte nichts, war nicht zufrieden, aber sie gab sich den innerlichen Ruck, der nötig war.
Das Zimmer war leer.
Sheila schloß für zwei Sekunden die Augen. Diese Ruhe brauchte sie, um endgültig über die Schwelle schreiten zu können. Ein etwas kühlerer Atem wehte ihr entgegen. Die Vorhänge an den Fenstern bewegten sich flatternd und sie sah, daß es der Wind war, der durch den Spalt des schräg gestellten Fensters drang und die Gardinen blähte.
Sheila schloß die Tür hastig hinter sich und lehnte sich mit dem Rücken dagegen.
Sollte sie tatsächlich das Glück gehabt haben, als einzige noch normal geblieben zu sein?
Was hieß in diesem Fall schon normal, wo sich die Dinge von einer Sekunde zur anderen leicht verschieben konnten. In diesem Haus herrschten andere Gesetze als noch vor einem Tag.
Sie löste sich von ihrem Platz und durchschritt den dämmrigen Raum. Es schien keine Sonne mehr hinein. Zwar lag draußen noch das Tageslicht, aber es wartete nur darauf, von den abendlichen Schatten vertrieben zu werden.
Sheila wußte selbst nicht, weshalb sie sich auf das Fenster zubewegte. Möglicherweise wollte sie nach draußen schauen, um einen Hauch der Freiheit zu erwischen.
Nicht weit von der Scheibe entfernt blieb sie stehen. Ihr Blick fiel durch das spiegelnde Glas nach draußen in den Garten, wo sich auch einiges verändert hatte.
Es strich
Weitere Kostenlose Bücher