0749 - Drei Schöne für die Hölle
die Entfernung und dann hatte ich plötzlich das Gefühl, unter Strom zu stehen.
Es war eine Frau, die über die Straße ging.
Auch Bill hatte sie erkannt. Er lief auf sie zu. Wir hörten einen leisen Schrei, und dann rief er den Namen der Person aus, mit einer Erleichterung in der Stimme, wie sie schon einmalig war.
»Jolanda!«
Ich verstand gar nichts mehr, denn Jolanda Norman war die Freundin, bei der sich Sheila aufhielt.
Die Lage schien sich zu entspannen. Suko und ich aber blieben trotzdem in unseren Deckungen hocken. Man konnte ja nie wissen…
***
»Du hast mich erkannt, Bill?«
»Und ob ich dich erkannt habe.« Er ging einen Schritt auf die Frau zu. »Das ist… das ist…«
Jolanda lachte. »Nun reiß dich mal zusammen. Ist es denn so ungewöhnlich, daß du mich hier triffst?«
»Das nicht, aber…«
»Was denn aber?«
Bill atmete zweimal tief durch. Er mußte sich zunächst einmal beruhigen und dokumentierte dies auch, in dem er einige Male die Arme hob, sie sinken ließ und sich schließlich gefangen hatte. »Es geht um Sheila. Sie ist doch bei dir, oder nicht?«
Jolanda Norman ließ die Spannung noch anwachsen, als sie mit der Antwort wartete. Sie trat einen kleinen Stein zur Seite und erwiderte locker. »Natürlich ist sie bei mir.«
»Ja und?«
»Was und?«
»Wie geht es ihr?«
»Prächtig.«
Der Reporter atmete auf. »Verdammt, das ist gut. Das ist einfach super. Ich habe schon gedacht…«
»Was hast du gedacht, Bill?«
»Nichts, gar nichts.« Er drehte sich um und überlegte, ob er seine Freunde rufen sollte. Aber die hatten ja alles mitbekommen und würden sich entsprechend verhalten. Deshalb deutete er auf den BMW. »Es ist komisch, aber der Motor gab plötzlich seinen Geist auf. Dann verloschen auch die Scheinwerfer.«
»Die habe ich gesehen, Bill. Deshalb bin ich ja aufmerksam geworden.« Jolanda wühlte ihr locker geschnittenes Haar hoch. Sie trug einen Hosenanzug aus dunkler Seide, der Falten warf und fast bei jeder Bewegung glänzte. »Es ist nicht mehr weit, ein paar Schritte, dann kannst du deine Sheila in die Arme schließen. Ob sie das freuen wird, weiß ich allerdings nicht.«
»Was meinst du denn damit?«
»Wir Frauen wollten eigentlich unter uns bleiben und mal ein wenig reden.«
Bill hob die Schultern. »Kann sein, daß ich ja wieder verschwinde.«
»Es bleibt dir überlassen. Komm!« Sie streckte dem Reporter ihre Hand entgegen, in die Bill seine legte.
Dann ließ er sich abführen wie ein kleines Kind.
Seine Freunde aber verstanden die Welt nicht mehr…
***
Sheila hatte die Nähe des Fensters nicht verlassen, weil sie einfach wissen mußte, was die Geisterfrau vorhatte, denn das stand ihrer Ansicht nach in einem unmittelbaren Zusammenhang mit den Reaktionen der drei Mädchen.
Im Prinzip wunderte sie sich darüber, daß sie im Garten blieb und wie ein Wächter auf- und abging.
Dabei bewegte sich natürlich auch die Laterne.
Hinter Sheilas Stirn tobten die Gedanken. Sie konnte noch immer nicht fassen, was genau hinter den Plänen dieses Wesens steckte. Jedenfalls hatte sie es geschafft, nicht nur die drei Mädchen in ihren Bann zu ziehen, sondern auch Jolanda. Okay, die war immer ein wenig verrückt oder überspannt gewesen, aber Sheila hatte Jolanda gemocht. Man konnte mit ihr Pferde stehlen, sie steckte immer voller Ideen, mußte ständig etwas Neues ausprobieren, war mit ihrem Temperament Bill oft genug auf die Nerven gefallen, aber das machte Sheila nichts aus. Sie konnte die Frauen, die nur herumhingen, sich gegenseitig bejammerten oder dann - wie es in Vereinen oft üblich war - nur über andere redeten, sowieso nicht ab. Das paßte ihr nicht, sie brauchte Frauen mit Aktivitäten, die auch mal Fünfe gerade sein lassen konnten. Dazu gehörte Jolanda eben.
Und jetzt dieser Wechsel.
Voll und ganz stand sie unter dem Bann der düsteren und trotzdem bleichen Frau dort unten im Garten, die wie aus dem Nichts erschienen war.
Natürlich hatte sich Sheila um die Person selbst Gedanken gemacht. Auch Gespenster erschienen nicht einfach so. Man hatte versucht, ihr Dasein zu erklären, und es gab Menschen, die behaupteten, daß sich Gespenster aus der Restenergie zusammensetzten, die ein Verstorbener hinterlassen hatte.
Ob das stimmte, wußte sie nicht. Es war auch für sie nicht das Problem. Sie mußte derartige Wesen als Tatsache hinnehmen und versuchen, das Beste aus ihrem Schicksal zu machen.
Es war ihr längst klar, daß die Geisterfrau auch einen
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