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0749 - Hort der Wölfe

0749 - Hort der Wölfe

Titel: 0749 - Hort der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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wach, packte ihn wie mit Zähnen und zerrte ihn aus Schlaf und Traum.
    Aus einem Traum, in dem auch er Zähne hatte…
    Ein wirrer Traum, wie man ihn nur im Fieber träumte, in dem sich wirklich Geschehenes und Absurdes überlappten.
    Ein Traum, in dem Royce Bane die Rehe wieder gesehen hatte und die Wölfe. Und sich. Wie er mit ihnen jagte.
    Zugleich aber hatte etwas ihn gejagt. Etwas, das sich mit Blicken nicht erfassen ließ. Etwas Düsteres, Gestaltloses, nur Spürbares…
    Die Bilder entglitten ihm, je näher sein Geist der Grenze zwischen Schlaf und Wachsein kam, und in dem Moment, da er diese Grenze überwand, fiel der Traum dem Vergessen anheim. Lediglich das Gefühl, das er Bane vermittelt hatte, gut und ungut in einem, blieb noch in ihm haften und verging nur zögerlich, während seine Gedanken zu dem zurückkehrten, was passiert war, ehe er das Bewusstsein verloren hatte.
    Der Wolf!
    Royce Bane setzte sich auf. Und stöhnte. Seine Schulter tat weh, als habe sich der Wolf noch immer darin verbissen.
    Unter seiner tastenden Hand spürte Bane zerrissenes Leder und Blut, hart verkrustet. Demnach musste er eine ganze Zeitlang besinnungslos gewesen sein. Wenn ihn seine innere Uhr nicht trog, war es inzwischen weit nach Mitternacht.
    Der Wolf hatte also von ihm abgelassen und war geflohen.
    Warum und vor wem?
    Bane entsann sich der Gestalt, die er in dem Moment noch gesehen hatte, da ihm die Sinne geschwunden waren. Er hätte sie nicht beschreiben können, konnte nicht einmal sicher sein, ob es sich um einen Mann oder eine Frau gehandelt hatte, und wiedererkannt hätte er die Person schon gar nicht. Dennoch musste sie etwas getan haben, das den Wolf verscheucht hatte, und zwar nachhaltig.
    Dann fiel ihm das Geräusch ein: erst ein Sirren, dann ein dumpfer Laut, mit dem etwas in einen Baumstamm geschlagen und vermutlich stecken geblieben war.
    Bane mühte sich auf die Beine und machte sich im Mondlicht auf die Suche.
    Es dauerte nicht lange, bis er gefunden hatte, was den Wolf in die Flucht getrieben hatte, nachdem er mit diesem fast komischen Sprung ausgewichen war.
    Es war ein Bolzen, etwa handspannenlang, der auf Hüfthöhe in Rinde und Holz einer Douglasfichte steckte. Bane drehte das Geschoss heraus.
    Das Holz war hart wie Stahl, das vordere Ende nadelspitz. Und - versilbert!
    Zudem klebte etwas an dem Bolzen, das Bane erst für Baumharz hielt, doch dann erinnerte es ihn vielmehr an Gelee. Vielleicht eine Flüssigkeit, mit der man den Bolzen präpariert hatte und die unter der nun doch schon längeren Lufteinwirkung gerann.
    Diese Feststellung traf er allerdings wie auf einem Nebengleis seines Denkens.
    Den größten Teil seiner Aufmerksamkeit band, mehr noch, bannte die Silberspitze des kurzen Pfeiles.
    Hinter Banes Stirn verbanden sich Worte wie die Glieder einer Kette miteinander.
    Silber - Wolf - Werwolf?
    Hatte hier jemand Jagd auf einen Werwolf gemacht? Und, schlimmer, hatte er, Royce Bane, seine Verletzung einem Werwolf zu verdanken?
    Er schauderte, so heftig, dass er Mühe hatte, ein Zähneklappern zu unterdrücken.
    Dann klammerte er sich, wie sich ein Ertrinkender selbst an einen Strohhalm noch geklammert hätte, an einen Gedanken: Das muss nicht bedeuten, dass ich infiziert bin! Vielleicht kann mir der Keim eines Werwolfs nichts anhaben, weil…
    Er brachte es nicht fertig, den Gedanken zu Ende zu denken. Weil ihm im gleichen Zuge bewusst wurde, dass auch das Gegenteil der Fall sein konnte - dass der Keim nämlich gerade in ihm aufgehen würde, weil ihm gleichsam der Boden bereitet war…
    Er ignorierte den Impuls, den Bolzen mit zitternder Hand zu zerbrechen, sondern steckte ihn ein.
    Wie in Trance nahm Bane sein Jagdmesser auf. Getrocknetes Blut klebte an der Klinge. Er reinigte sie, so gut es ging, und schob das Messer in die Gürtelscheide, dann hob er sein Gewehr auf, überprüfte es rasch und stellte fest, dass es wider Erwarten nicht beschädigt war. Anschließend machte er sich auf den Weg zu seinem Camp, das eine gute Meile entfernt lag.
    Und dabei verfolgten ihn seine Gedanken wie böse Geister, die ruhelos durch die Nacht spukten und ihm Visionen aufzwangen, eine furchtbarer als die andere und jede scheinbar so zentnerschwer, dass er unter dem imaginären Gewicht tatsächlich stöhnte.
    Was blieb ihm zu tun?
    Beten?
    Nein, er konnte nicht beten, wollte es nicht. Denn selbst wenn Gott ihn erhörte, würde Er sich in diesem besonderen Fall allenfalls ins Fäustchen lachen…
    ***
    In

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