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075 - Der Kopfjaeger

075 - Der Kopfjaeger

Titel: 075 - Der Kopfjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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sich auf, ließ sich aber sofort wieder auf die Pritsche fallen. Alles um ihn herum schien sich zu bewegen. Er legte sich zurück und wartete, bis sich die Kreise vor den Augen aufgelöst hatten. Dann wandte er den Kopf zur Seite. Sein Blick fiel auf eine zweite Pritsche. Er sah seidiges, blondes Haar, das unter der Wolldecke hervorlugte.
    Und allmählich kehrte seine Erinnerung zurück. Der Wald, die beiden Männer, der Bolzen in seiner Wange, die Lähmung.
    Er streckte die rechte Hand aus, berührte das blonde Haar, schob es zur Seite und blickte in Sybill Ferrands schlafendes Gesicht. Ihre Augen bewegten sich unruhig unter den geschlossenen Lidern. Ihr Mund stand weit offen, und sie atmete schwer.
    „Sybill“, sagte er leise. „Sybill!“
    Das Mädchen schlief fest. Melville blickte zur Decke empor. Sie war weiß und hatte Risse, die wie ein gewaltiges Spinnennetz aussahen.
    Nach einigen Minuten fühlte er sich kräftig genug, nochmals aufzustehen. Der Raum war winzig und bis auf die beiden Pritschen völlig leer. Nur über der Eisentür brannte eine kleine rote Lampe, die den Raum in unheimliches Licht tauchte. Er wankte zur Tür und griff nach der Klinke. Die Tür war versperrt. Er torkelte zurück und setzte sich.
    „Sybill“, sagte er wieder.
    Sie bewegte sich leicht. Ihr Atem war flacher geworden.
    Er blieb zusammengesunken sitzen und starrte das Mädchen an. Nach einiger Zeit wälzte sie sich auf den Rücken und schlug die Augen auf.
    „Bleiben Sie ruhig liegen, Sybill“, sagte er. „Es dauert einige Zeit, bis Sie sich wieder besser fühlen.“
    Sie drehte ihm den Kopf zu. Ihre Augen waren glanzlos.
    „Wo sind wir?“ fragte sie.
    „Keine Ahnung“, sagte Armand Melville. „Es riecht nach Krankenhaus.“
    „Wir wurden gefangengenommen“, sagte das Mädchen.
    Jedes Wort schien ihr Mühe zu bereiten.
    Melville nickte.
    „Sie sind nackt, Armand“, stellte Sybill fest und schob ihre Decke etwas zur Seite. Ihre hübschen nackten Brüste kamen zum Vorschein. „Ich bin auch nackt“, stellte sie fest und deckte sich wieder zu. „Schlagen Sie mal mit den Fäusten gegen die Tür, Armand!“
    „Ich weiß nicht, ob das sehr sinnvoll ist“, sagte er.
    „Das ist mir gleichgültig“, meinte das Mädchen ungehalten. „Ich möchte wissen, wo wir uns befinden und was die Leute mit uns vorhaben.“
    Melvilles stand auf und schlug mit den Fäusten gegen die Tür. Die Schläge klangen seltsam dumpf. Nach einer Minute fühlte er sich völlig erschöpft. Sein Körper war mit Schweiß bedeckt.
     

     
    Er kroch wieder unter die Decke und drehte sich zur Seite.
    „Sie müssen uns gehört haben“, sagte Sybill.
    „Das sollte man annehmen. Wie fühlen Sie sich, Sybill?“
    „Schwach. Unendlich schwach. Eigentlich will ich nur schlafen.“
    Beide zuckten zusammen, als die Tür aufschwang. Zwei breitschultrige Männer in weißen Mänteln betraten den Raum. Ihnen folgte ein kleiner Mann, der einen Arztmantel anhatte. Er war abgrundtief häßlich. Der Schädel war bis auf einen schmalen Kranz aschblonder Haare kahl.
    Melville setzte sich auf.
    „Bleiben Sie liegen“, befahl der Kahlköpfige. Seine Stimme war unangenehm knarrend.
    „Wer sind Sie?“ fragte Melville.
    „Das ist für Sie völlig uninteressant.“
    „Sie kommen mir irgendwie bekannt vor“, sagte Melville. „Wo sind wir?“
    Der Kahlköpfige lächelte spöttisch. „Sie fragen viel zuviel, Melville. Aber das bringt wohl Ihr Beruf mit sich. Ich verfolge seit einiger Zeit Ihre Artikel im France Soir mit Interesse. Sie sind ein tüchtiger Journalist. Es ist nur bedauerlich für Sie, daß Sie Ihre Nase in Dinge stecken, die Sie nichts angehen.“
    „Was haben Sie mit uns vor?“ fragte Sybill Ferrand ängstlich.
    „Eine gute Frage, mein Fräulein“, sagte der kleine Mann. „Eine Frage, die ich aber selbst noch nicht beantworten kann. Ich bin mir nämlich noch nicht klargeworden, was ich mit Ihnen machen soll. Ich führe gerade einige Experimente durch. Vielleicht habe ich da für Sie Verwendung.“
    „Sie müssen übergeschnappt sein“, keuchte Melville wütend. „Ich verlange, daß Sie uns sofort freilassen, andernfalls …“
    „Halten Sie den Mund, Melville! Sie erreichen überhaupt nichts, wenn Sie mich beleidigen. Außerdem wissen Sie zuviel.“
    „Stecken Sie hinter den Morden?“
    „Ja und nein“, sagte der Kahlköpfige. „Ich kann mir vorstellen, wie brennend gern Sie etwas Näheres erfahren würden, aber diesen Gefallen tue

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