075 - Die Schöne und der Höllenwolf
störe.«
»Unsinn, du störst doch nicht. Du warst mein erster und bester Freund, und ich freue mich, daß uns das Schicksal wieder zusammengeführt hat. Vielleicht schaffen wir es, von nun an zusammenzubleiben. Würde dir das gefallen? Ich kenne ein paar Leute. Sie haben eine Menge Geld und sitzen an den richtigen Schalthebeln. Wenn ich sie bitte, mir einen Gefallen zu erweisen, werden sie es tun. Bestimmt bekommst du schon bald einige gute Angebote. Mach dir um deine Zukunft keine Sorgen, John. Sie ist gesichert.«
»Ich… ich weiß nicht, wie ich dir dafür danken soll«, sagte John Taylor ehrlich ergriffen. »Mit dir zusammenzubleiben, wäre sehr schön für mich.«
Das läßt sich machen, dachte Sharon Griffith grausam. Du wirst in Kürze zum Rudel gehören, wirst mithelfen, daß es sich rasch vergrößert, und auch dein Leitwolf wird Xarr, der schwarze Druide, sein!
***
»Sie sind also Ballard!« sagte Harold Janssen grimmig. »Mann, ich hätte Lust, Ihnen mit meiner Faust ein Ding zu verpassen…«
»Reiß dich zusammen, Harold!« schaltete sich Craig ein. »Du hast es immerhin mit einem Privatdetektiv zu tun.«
Ich brauchte seine Unterstützung nicht und bat, mit Janssen unter vier Augen sprechen zu dürfen. Craig erhob sich daraufhin wortlos und verließ das Baubüro.
»Meine Alte hat mir die Hölle heißgemacht!« beklagte sich Janssen. »Sie ist ein herzensgutes Mädchen, solange ich jeden Penny abliefere und um jede Kneipe einen großen Bogen mache. Aber wenn ich mal vom Pfad der Tugend abweiche, den sie für mich festgelegt hat, ist was gefällig.«
»Das tut mir leid, Mr. Janssen. Ich war nicht darauf aus, Ihnen Schwierigkeiten zu machen.«
»Sie haben es aber getan, verdammt. Jenna ist ziemlich nachtragend. Es werden Wochen vergehen, bis ich wieder meine Ruhe habe.«
Ich fragte ihn, was er ausgegeben hatte und ersetzte ihm den Betrag. Ich rundete die Summe noch auf, und er wurde um ein paar Teilstriche freundlicher.
»Was wollen Sie wissen?« erkundigte er sich.
»Am Soho Square stieg gestern abend ein Mann in Ihr Taxi.«
»Getriebeschaden. Verflucht sei die alte Karre!« knurrte Janssen. »Jetzt wollen sie's auch noch mir anhängen. Ich soll das Getriebe kaputtgemacht haben. Wenn sie damit durchkommen, ziehen sie mir von dem bißchen Geld, das ich verdiene, auch noch was ab.«
Ich beschrieb Xarr und fragte, ob sich Janssen an ihn erinnern könne.
Der Dicke mit der Knollennase nickte zu meiner Freude sofort.
»War irgendwie ein komischer Kauz.«
»Wieso?« fragte ich.
»Stumm und kalt wie ein Fisch. Dabei war er zu einem Mädchen unterwegs, bei dem er was erleben wollte.«
»Woher wissen Sie das? Hat er es Ihnen gesagt?«
»Der?« Janssen lachte gallig. »Der hätte mir nicht einmal verraten, wie spät es ist. Weiß der Teufel, warum er so zugeknöpft war. Vielleicht befürchtete er, sich zu verplappern. Muß ein böses Geheimnis sein, das er mit sich herumträgt.«
Der Mann wußte nicht, wie haargenau er damit den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
»Er ist ein Mörder«, sagte ich. Das war zwar bei weitem nicht alles, was Xarr war, aber mehr hätte Janssen nicht verdaut.
Der Dicke zog die Luft geräuschvoll ein. »Und den habe ich durch die Stadt gekarrt.«
»Wie heißt das Mädchen, zu dem Sie ihn gebracht haben?« wollte ich wissen.
»Sharon Griffith. Sie ist eine… Sie wissen schon. Man kennt in einigen Bars ihren Namen, und wenn jemand Geld für ein Schäferstündchen ausgeben möchte, kriegt er ihre Adresse. Ich bin durch Zufall drauf gekommen, hatte vor etwa einem Monat einen Fahrgast, der viel gesprächiger war und auch zu diesem Mädchen wollte.«
Janssen wußte nicht, wieviel Glück er gehabt hatte. Xarr hätte in seinem Taxi zum Wolf werden und über ihn herfallen können. Ich verriet es ihm nicht, um ihn nicht noch nachträglich zu schocken, aber ich machte mir große Sorgen um Sharon Griffith, die gestern Nacht Besuch von einem gefährlichen Wolfsmann gehabt hatte.
Xarr mit dem Mädchen allein… Ich stellte mir die Situation vor, und es rieselte eiskalt über meinen Rücken.
***
Sie hatte sich ein wenig zurechtgemacht, trug noch den Schlafrock, aber nichts mehr darunter. So hatte David Vaughn sie am liebsten. Er war der einzige Kunde, bei dem sie die Eile akzeptierte.
Vaughn war ein großartiges Opfer. Er kannte viele Menschen, kam weit herum, war bis in die allerhöchsten Kreise hinauf bekannt. Das hieß, daß sich das Wolfsrudel bald aus vielen
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