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075 - Die Schöne und der Höllenwolf

075 - Die Schöne und der Höllenwolf

Titel: 075 - Die Schöne und der Höllenwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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leises Knurren drang aus ihrem Mund. Sie richtete sich auf und lauschte.
    Die Haustür klappte zu. Schlüssel klirrten. Das Radio spielte plötzlich. Jemand war gekommen!
    Mrs. Norman, die Reinemachefrau!
    Sharon hatte nicht an sie gedacht. Es war Alda Normans Tag. Die Frau begann sofort mit der Arbeit. Ein Stuhl wurde zurechtgerückt, Zeitschriften an ihren Platz gelegt. Der Staubwedel trat in Aktion.
    Sharon wollte die Frau nicht in ihrem Haus haben. Nicht heute. Ihr Blut, das sich in der vergangenen Nacht schwarz gefärbt hatte, geriet in Wallung. Ein grausamer Ausdruck erschien in ihren Augen, und ein Gedanke, der sie mehr und mehr faszinierte, ergriff von ihr Besitz.
    Mord!
    Ja, sie hatte die Möglichkeit, zum erstenmal zu töten. Wenn sie wollte, könne Alda Norman ihr erstes Opfer sein. Sollte sie ihre Kraft an ihr versuchen?
    Sie kannte ihre neuen Fähigkeiten noch nicht, mußte erst lernen, damit umzugehen, sie effektvoll genug einzusetzen. Rod Ewart hatte ihr zu einer gefährlichen Kraft verholfen, zu einem grausamen Mordtrieb, der sie jetzt immer hungriger werden ließ.
    Rod Ewart… Warum nannte sie ihn eigentlich immer noch so? Schon längst kannte sie sein düsteres Geheimnis. Es war auch zu ihrem geworden. Sie wußte, woher er kam, daß er ein schwarzer Druide war und mit richtigem Namen Xarr hieß.
    Irgendwie gehörte dieser Name auch zu ihr, denn sie war nicht mehr allein Sharon Griffith. Nein, genau genommen war sie Sharon Griffith-Xarr!
    Sie verließ das Bett und zog ihren pastellfarbenen Schlafrock an. Alda Norman war heute etwas früher dran als sonst. Für gewöhnlich gehörte ihr an diesen Vormittagen das Haus allein, denn Sharon hatte keine Lust, ihr bei der Arbeit zuzusehen. Sie fuhr immer in die City und rief von unterwegs stündlich an, um zu hören, ob jemand telefonisch nach ihr verlangt hatte.
    Die Reinemache-Frau notierte gewissenhaft jeden Anruf. Sie konnte sich auf Alda Norman verlassen.
    Sharon blickte zur Tür. Es war, als hätte Xarr einen Stein ins Wasser geworfen. Immer weitere Kreise würde das nun ziehen. Bald würde auch Alda Norman ihm gehören, und sie würde nach Hause gehen und ihren Mann töten…
    Bald würde Xarr in vielen Körpern sein!
    Ein grausames Lächeln huschte über Sharons Gesicht. Sie öffnete die Schlafzimmertür.
    Alda Norman fuhr mit einem leisen Aufschrei herum und faßte sich ans Herz. »Meine Güte, haben Sie mich erschreckt. Ich wußte nicht, daß Sie zu Hause sind, Miss Griffith.«
    Sie war rundlich, trug eine Kleiderschürze, und ein Kopftuch umspannte ihr graues Haar. Den Staubwedel hielt sie wie ein Florett.
    »Ich habe schlecht geschlafen«, sagte Sharon.
    Der Wolf war noch nicht zu sehen, aber sie merkte deutlich, wie sich die gefährliche Kraft in ihr aufrichtete.
    »Sie sind doch nicht etwa krank?« fragte Alda Norman besorgt. »Brauchen Sie etwas? Soll ich Lindenblütentee kochen?«
    Sharon Griffith musterte die Frau. Alt war Alda Norman. Schon über sechzig. Ein jüngeres Opfer wäre ihr lieber gewesen. Die Mordlust verflachte ein wenig in ihr.
    »Ich brauche nichts«, sagte sie unwillig.
    »Ich verstehe. Sie wollen Ihre Ruhe haben. Ich kann auch morgen kommen. Oder übermorgen. Das macht mir nichts aus. Mir ist ein Tag so recht wie der andere, Miss Griffith. Sie brauchen mir nur zu sagen, wann ich meine Arbeit tun kann, dann richte ich mich darauf ein. Das ist überhaupt kein Problem.«
    Alt ist sie, dachte Sharon. Alt und verbraucht. Sie wird sich kaum wehren, wenn ich sie angreife. Vielleicht trifft sie vor Schreck der Schlag, wenn ich mich verwandle. Dann komme ich um mein Vergnügen.
    Alda Norman kam näher. »Sie wirken so geistesabwesend, Miss Griffith. Irgend etwas stimmt mit Ihnen nicht. Sie sollten lieber wieder ins Bett gehen. Wenn ich ehrlich sein soll - heute gefallen Sie mir gar nicht. Sie sehen irgendwie wächsern aus.«
    Wenn sie mich anfaßt, ist sie verloren! dachte Sharon, und in diesem Moment streckte Alda Norman die Hand aus.
    Da wollte der Wolf zum Vorschein kommen.
    Sharon merkte, wie ihre Fingernägel länger wurden, und sie spürte die Wolfskraft in sich aufsteigen. Die Bestie hatte sich bis vor Augenblicken nur in ihrer Seele befunden. Jetzt dehnte sie sich nach allen Richtungen aus, stach durch ihr Fleisch und befand sich schon knapp unter der Haut.
    Gleich würde die Metamorphose einsetzen.
    Dann war Alda Norman verloren!
    Als ihre Finger das Mädchen fast erreicht hatten, schrillte das Telefon, und sie zog die

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