0752 - Im Griff der Unsichtbaren
sie nicht, wenn sie jeden Menschen, der ihnen in die Klauen fiel, sofort töteten.
Aber Ptterog war nicht so leicht zu überzeugen. Wenn wir sie nicht töten, kommen vielleicht weitere.
Umso wichtiger ist es, dass wir mehr über sie in Erfahrung bringen. Solange auch die Nachfolgenden Dhyarra-Magie einsetzen, können wir mit ihnen fertig werden.
Pttorag brachte sein Misstrauen durch einen tiefen Knurrlaut zum Ausdruck.
Menschen sind nutzlos. Sie stören unsere Forschungen, wiederholte er starrköpfig.
Chhraa verzichtete auf eine weitere Diskussion. Es gehörte nicht zu Ptterogs Stärken, die eigene Sichtweise zu überprüfen und mögliche Vorurteile zu revidieren. Das machte ihn so wertvoll auf seiner Position.
Was Chhraa seinem Gegenüber verschwieg, war, dass er bereits in den Datenbeständen geforscht und Erstaunliches zutage gebracht hatte. Diese Frau hatte bereits mehrmals in Kontakt mit seinem Volk gestanden. Sie trat meist gemeinsam mit einem Mann auf, der sich offenbar ebenfalls mit Dhyarra-Magie auskannte, ohne selbst ein Ewiger zu sein.
Chhraa freute sich darauf, die Gedanken dieser Frau zu sezieren.
Geh zurück nach draußen, knurrte er Ptterog an. Es ist möglich, dass ein Mann auftaucht, um dieser Frau beizustehen. Er soll ebenfalls gefangen genommen werden. Bei allen anderen Zusammenstößen sind die üblichen Maßnahmen zu ergreifen.
Die üblichen Maßnahmen, das war die Beseitigung aller Lebewesen, die das Arbeitsgebiet der Insektenäugigen störten. Chhraa vertrat wie viele seines Volkes die Auffassung, dass man hin und wieder zu radikalen Mitteln greifen musste, um den wissenschaftlichen Erfolg einer Mission nicht zu gefährden.
Chhraa wartete, bis der Soldat verschwunden war, dann ging er in den Nebenraum, um die Untersuchung der Menschenfrau vorzubereiten.
***
Nicole hatte das Gespräch der beiden Unsichtbaren auf telepathischem Wege belauschen können und tatsächlich alles verstanden. Dabei wusste sie nicht zu sagen, ob sie es ihren eigenen Fähigkeiten oder der starken ›Sendekraft‹ der Unsichtbaren verdankte, dass sie quasi jedes Wort verstanden hatte.
Unter normalen Umständen konnte sie nur Gedanken von Wesen lesen, die sie unmittelbar vor sich sehen konnte -befand sich eine Wand zwischen ihnen, klappte das schon nicht mehr. Um so erstaunlicher war dieses Erlebnis.
Sie hatte die Berührung des Unsichtbaren gespürt. Unter den fast geschlossenen Augenlidern hindurch hatte sie gesehen, wie sich seine Gestalt aus dem Nichts schälte - die übergroßen Facettenaugen, dazwischen der kahle, unbehaarte Schädel auf einem dürren Hals und Körper -, um nur einen Moment später wieder zu verschwinden.
Und obgleich sie ihn und den anderen danach nicht mehr sehen konnte, konnte sie die Unterhaltung telepathisch wahrnehmen…
Die Unsichtbarkeit dieser Wesen war bisher ein Rätsel, und zwar eines unter vielen. Nicole und Zamorra wussten bisher weder, woher die Insektenäugigen stammten noch was sie auf der Erde suchten… und ob sie in letzter Konsequenz überhaupt als Feinde der Menschen einzustufen waren. Eher schienen sie Feinde der Ewigen zu sein.
Ihr Aussehen ließ sie trotz aller Fremdartigkeit eher komisch als Furcht erregend erscheinen. Die Insektenäugigen, wie Fooly sie zu nennen pflegte, waren durchweg kleinwüchsig. Nie war Nicole einem von ihnen begegnet, der größer als anderthalb Meter gewesen war. Dennoch waren sie als Gegner nicht zu unterschätzen.
Nicole hätte sich ohrfeigen können. Sie hätte es wissen müssen. Die Regenbogenblumen, die mitten im Nirgendwo aus dem Boden gewachsen waren, die Umrisse des Raumschiffs, das aus unerfindlichen Gründen für winzige Augenblicke seine Tarnung aufgegeben hatte… all das deutete daraufhin, dass hinter den Zwischenfällen mit den Regenbogenblumen mehr steckte als nur eine einfache Funktionsstörung.
Das Schiff hatte einst der Dynastie gehört, aber die Ewigen hatten bisher nie großflächige Tarnfelder benutzt. Vermutlich war es von den Unsichtbaren gekapert worden. Schon früher waren sie Zamorra und Nicole als skrupellose Todfeinde der DYNASTIE DER EWIGEN aufgefallen.
Sie hörte, wie die beiden Insektenäugigen den Raum verließen. Eine bessere Chance würde sie nicht bekommen. Noch einmal war sie nicht so dumm, sich durch einen aktivierten Dhyarra-Kristall manipulieren zu lassen.
Sie versuchte, sich zu konzentrieren und gegen den Bann anzukämpfen. Es kostete sie unmenschliche Anstrengung, den Kopf zu heben. Sie
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