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0753 - Die Blutbuche

0753 - Die Blutbuche

Titel: 0753 - Die Blutbuche
Autoren: Jason Dark
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obwohl ich das Thema nicht so gern ansprechen wollte.
    Carr senkte den Kopf und schüttelte ihn. Für mich war diese Geste Antwort genug.
    Dann wollte ich Einzelheiten über das Erscheinen dieses seltsamen Zwerges wissen, und Amos bat uns ins Haus.
    In der Küche versammelten wir uns.
    Carr streckte seinen gesunden Arm aus und deutete auf die Tischplatte. »Dort, genau dort hat er gestanden, Mr. Sinclair.«
    Ich nickte.
    »Und ich weiß nicht, woher er kam!«
    »Aus dem Wald?« sagte Suko.
    »Ja, das ist möglich.«
    »Nicht aus der Umgebung der Blutbuche?«
    Carr starrte meinen Freund an. »Sie wissen schon darüber Bescheid?«
    »John Sinclair informierte mich.«
    Amos drehte sich um, damit er durch das offene Fenster schauen konnte. Sein Blick fiel auf die Blutbuche, und er schüttelte sich dabei. Der Anblick hatte wieder die Erinnerung und die Angst in ihm hochgespült. Dann preßte er die Lippen zusammen und schaute zu Boden. Dabei sprach er leise. »Ich werde das Gefühl nicht los, daß alles mit ihm zu tun hat. Nur mit diesem verdammten Baum. Ich hasse ihn. Er ist für mich nichts anderes als ein Unglücksbringer. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen können, aber wenn Sie einmal in seiner Nähe sind oder sich unter ihn gestellt haben, dann kommt es ihnen vor, als hätten sie eine andere Welt betreten. Können Sie sich das überhaupt vorstellen?«
    Ich nickte. »Das können wir schon, Mr. Carr.«
    »Deshalb sollten wir auch nicht länger warten«, schlug Suko vor.
    »Ja«, sagte Carr, »ja.« Er strich über seinen Mund. »Mit Ihnen zusammen fühle ich mich sicher.«
    Einen Schritt ging er vor, dann drehte er sich scharf um und schaute in unsere Gesichter. »Und wissen Sie was«, flüsterte er schwer atmend. »Ich werde einfach den Eindruck nicht los, daß sich nahe der Buche auch das Grab meiner Frau befindet. Dort hat es nicht nur nach Blut gerochen, ich habe dort auch etwas gefunden. Sie werden es bestimmt sehen.«
    »Das glauben wir Ihnen auch.«
    Wir verließen das Haus.
    Es kam mir schon wärmer vor. Der Wald erinnerte mich an ein grünes Meer und gewaltige Wogen, die aber hier vom Dach der Blätter gebildet wurden.
    Die Sonne dampfte die letzte Feuchtigkeit der Nacht vom Boden weg. In weichen Dunstschwaden stiegen sie zwischen den Bäumen hoch und verteilten sich dort.
    Fern im Wald ertönte das typische Geräusch einer Motorsäge. Ein normaler Tag, eine normale Arbeit, aber trotzdem umweht von einem grauenvollen Geheimnis.
    Ich bin kein Naturkundler, und eine solche Blutbuche hatte ich auch noch nicht gesehen.
    Ohne uns abgesprochen zu haben, waren Suko und ich stehengeblieben, denn auch mein Partner war vom Anblick der Blutbuche beeindruckt und fasziniert.
    Sie stand da und hatte durch das Sonnenlicht einen goldenen Schimmer bekommen.
    Dennoch schaffte es die Helligkeit nicht, die den Baum umgebende Düsternis zu vertreiben. Sie lag wie ein ewiger Schatten über der Krone sowie über den Ästen und Zweigen, die wie die Seiten einer Kuppel dem Boden entgegenhingen.
    Deshalb war es uns unmöglich, den Stamm zu sehen. Er verbarg sich irgendwo in der Mitte hinter dem Blattwerk.
    »Wie alt ist sie?« fragte Suko.
    Amos Carr hob die Schultern. »Fragen Sie mich nicht nach genauen Zahlen. Jahrhunderte würde ich sagen.«
    »Manchmal gibt es Geschichten über Bäume«, sprach mein Freund weiter. »Auch hier über diesen?«
    »Nein, keine Ahnung. Es gibt Menschen, die ihn als Wunder der Natur bezeichnet haben. Allerdings weigerten wir uns, sie bekannt werden zu lassen. Wenn die Blutbuche einmal abgebildet ist, dann gibt es hier keine Ruhe mehr. Die Menschen strömen herbei, um den Baum zu besichtigen, und das haben wir nicht gewollt.«
    »Wo ich Ihnen voll zustimmen kann, Mr. Carr.«
    »Gehen wir?«
    Suko und ich hatten nichts dagegen. Nichts wies auf irgendeine Gefahr hin.
    Dieser Flecken Erde erinnerte an ein Stück heiler Welt, das in ein Kinderbuch hineintransportiert werden konnte. Es fehlten nur noch die Rehe und Hirsche, die bis an das Haus herankamen, um die Menschen dort zu begrüßen.
    Der Eindruck änderte sich, je mehr wir uns dem Ziel näherten. Da verschwand dann die heile Welt, und etwas anderes ergriff von uns Besitz. Ich konnte es nur als eine gewisse Ausstrahlung ansehen, die uns entgegenwehte, die uns nicht gefiel, denn auch Suko runzelte die Stirn, was mich zu einer Frage veranlaßte.
    »Kannst du mir etwas erklären?«
    »Nein, aber da ist ein Gefühl.«
    »Richtig.«
    »Spürst du eine
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