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0753 - Die Blutbuche

0753 - Die Blutbuche

Titel: 0753 - Die Blutbuche
Autoren: Jason Dark
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Reaktion bei deinem Kreuz?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Wir waren dicht vor den Zweigen der Blutbuche stehengeblieben. Viele von ihnen, besonders die äußeren, hingen herab wie die einer großen Trauerweide. An einigen Stellen so dicht, daß es uns kaum gelang, durch die Zwischenräume zu schauen. Und wenn, dann fiel unser Blick in eine dichte Finsternis.
    »Man kann nicht so einfach an den Stamm herangehen«, sagte Amos Carr. »Sie müssen die Zweige schon zur Seite drücken.«
    »Das wollte ich gerade.«
    »Gut, Mr. Sinclair.« Er atmete tief durch. Obwohl wir bei ihm waren, verspürte er eine tiefe Angst.
    Und wenn ich ehrlich gegen mich selbst war, dann kam auch ich mir verunsichert vor…
    ***
    Er hieß Graham Czisko, stammte aus Polen und hatte das Glück gehabt, nach seiner Flucht einen Job als Waldarbeiter zu finden. Möglicherweise auch deshalb, weil er sich Graham nannte und nicht mehr Andrej, wie es früher der Fall gewesen war.
    Aber Graham war sein Lieblingsname gewesen, und er gratulierte sich noch immer dazu, daß er in der Schule Englisch gelernt hatte. Zwar nicht perfekt, aber er konnte sich verständigen. Für seinen Job reichte es aus.
    Graham Czisko arbeitete gern im Wald. Auch in seiner Heimat war er in ländlicher Umgebung aufgewachsen, und manchmal, wenn er allein war, dann stellte er sich vor, nicht in England zu sein, sondern in Polen. Er hatte sich fest vorgenommen, wieder dorthin zurückzukehren, aber dafür mußte er sparen, und so legte er jedes Pfund, das er erübrigen konnte, auf die Seite.
    Er hatte das Glück gehabt, bei einem Kollegen ein Zimmer zu bekommen, und er galt als ein sehr ruhiger Mieter. Man konnte sich auf ihn verlassen, und Amos Carr teilte ihn auch für Aufgaben ein, die schon einen gewissen Schwierigkeitsgrad hatten. So sollte er an diesem Tag einen Inspektionsgang durch ein bestimmtes Gebiet machen, um eine Vorauswahl der kranken Bäume zu treffen und sie dann mit harmloser Kreide zu markieren.
    Für diese Arbeit brauchte man schon eine gewisse Erfahrung und zudem ein gutes Auge. Graham hoffte, seinen Chef nicht zu enttäuschen.
    Er war an diesem Morgen gar nicht erst zu seinen Kollegen gegangen, sondern sofort im Wald verschwunden. Die frühe Zeit in der Natur zu verbringen, liebte er besonders. Da hatte er immer das Gefühl, außer dem Herrgott, dem Wald und ihm selbst gäbe es nichts mehr auf der Welt. Und er freute sich wie ein Kind, wenn er die Tiere des Waldes sah, die zwar scheu waren, ihn aber akzeptiert hatten, wie er meinte.
    An diesem Morgen jedoch war seine Welt schon nach kurzer Zeit nicht mehr in Ordnung.
    Er konnte den Grund nicht sehen, er war einfach da, und Graham Czisko blieb öfter als gewöhnlich stehen, um sich umzuschauen, wobei er immer wieder den Kopf darüber schüttelte, weil er nichts entdecken konnte.
    Was stimmte denn nicht?
    Der frühe Morgen hatte das helle Licht gebracht. Es flutete in den Wald hinein, traf aber nicht mit seiner gesamten Breite den Boden, sondern wurde stark gefiltert.
    An den besonders feuchten Stellen stiegen Dunstschleier in die Höhe wie feine Tücher. Auch das war nicht ungewöhnlich, es war überhaupt nichts anders geworden, und doch wollte seine Unruhe nicht weichen. Czisko dachte über dieses Problem intensiv nach, er wollte einfach zu einem Ergebnis gelangen, er hatte ja Erfahrung, die Lösung lag ihm auch auf der Zunge, er überlegte nur noch, während er auf der Stelle stehenblieb, sich dabei aber drehte.
    Und dann hatte er die Lösung gefunden. Der Gedanke war ihm sehr plötzlich gekommen. Er strahlte förmlich in seinen Kopf hinein, und er wußte Bescheid.
    Es waren die Tiere, die fehlten.
    Nicht, daß er sie sonst permanent gesehen hätte, aber er hatte sie doch gehört, besonders in der morgendlichen Stille des Waldes. An diesem Tag nicht. Da schienen sich die Tiere zurückgezogen zu haben, aus welchen Gründen auch immer.
    Das war schon seltsam.
    Der Arbeiter ging weiter. Er hatte sein Revier noch nicht erreicht. Den Eimer mit der Farbe trug er an der rechten Hand. Auf seinem Rücken hing noch ein Rucksack, in dem er einige Werkzeuge transportierte, aber auch den Proviant und die Feldflasche mit Tee.
    Es dauerte nur wenige Minuten, bis er seinen Bereich erreicht hatte. Dabei hatte er sich nicht an die Wege gehalten und war manchmal quer durch das Gelände geschritten.
    Ein Baum fiel auf. Seine Rinde sah nicht gut aus. Es war eine Birke, die schief wuchs und sich mit ihren Zweigen in das Geäst der
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