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0753 - Die Blutbuche

0753 - Die Blutbuche

Titel: 0753 - Die Blutbuche
Autoren: Jason Dark
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bei meinem Talisman.
    Von der Wunde aus flutete plötzlich grünes Licht über das Kreuz. Sehr intensiv, zuckend und schnell, denn es erreichte sogar meinen Handrücken, bevor es verlief.
    Auch die Wunde bewegte sich. War sie bisher noch starr gewesen, so verdünnte sie sich an den Rändern. Dort wurde sie weicher, öliger, drückte sich zusammen, warf Blasen, die zerplatzten und aufzischten. Die Flüssigkeit vermehrte sich, quoll hoch, füllte die Wunde völlig aus und rann wie dicker Sirup am Stamm entlang nach unten.
    Suko hatte nur zugeschaut und das grüne Leuchten auf meinem Kreuz mit einem Nicken registriert.
    Wir wußten jetzt beide, mit welcher Magie wir es zu tun hatten, nämlich mit der des geheimnisvollen Druidenlandes Aibon, für die einen ein Paradies, für die anderen das Fegefeuer, in dem sich nach dem großen Kampf zwischen Gut und Böse einige Engel und Halbengel gesammelt hatten.
    Aber auch das Land, das aus zwei Hälften bestand.
    Hier das Gute, dort das Böse, und dessen Anführer hieß Guywano. Er war immer für eine schreckliche Überraschung gut, das hatten wir oft genug erlebt.
    »Aibon also«, murmelte ich.
    »Was sagten Sie, Mr. Sinclair?«
    Ich lächelte Amos Carr an. »Keine Sorge, wir wissen jetzt, woher diese Kraft kommt.«
    Er wollte es nicht glauben und schnappte nach Luft. »Das… das kann ich nicht fassen.«
    »Keine Sorge, wir…«
    Er ließ mich nicht ausreden. »Moment mal, dann wissen Sie ja auch, woher dieses Wesen kommt.«
    »Das kann man sagen.«
    Er wollte nicht weiter nachfragen, sondern fragte, ob wir es auch schaffen konnten, ihn zu stellen.
    »Mal sehen.«
    »Haben Sie denn keine anderen Pläne? Ich habe schon daran gedacht, den Baum zu fällen. So schwer es mir auch fällt, aber von hier geht etwas Unheimliches, etwas Böses aus, für das ich keine Erklärung finde. Er muß sterben.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht«, sagte ich. »Aber das werden nicht Sie, sondern wir übernehmen. Außerdem muß das gesamte Wurzelwerk herausgerissen werden, und dabei können uns noch einige Überraschungen ins Haus stehen, denke ich mal.«
    Zum erstenmal, seit wir dieses Gebiet betreten hatten, zeigte das Gesicht des Mannes ein Lächeln.
    »Ich bin froh, daß Sie auf meiner Seite stehen und möchte…«
    Was er wollte, konnte er nicht mehr sagen, denn wir hörten ein regelrechtes Geschrei, das sich aus zahlreichen Männerstimmen zusammensetzte. Hinzu kam, daß jemand nach dem Chef rief.
    »Das sind meine Leute!« flüsterte Carr und schaute uns an. »Die sind ja wie von Sinnen. Ob da etwas passiert ist?«
    »Los, wir müssen nachsehen.« Ich drückte den Mann herum. Jetzt rannten wir und sahen zu, daß wir so schnell wie möglich aus dieser Insel hervortauchten.
    Carrs Arbeiter hatten sich auf dem Platz vor dem Haus versammelt und eine Runde gebildet. Sie umstanden irgend etwas, das wir nicht erkennen konnten. Einer war dabei, ins Haus zu laufen, aber Carrs Ruf hielt ihn zurück.
    Daraufhin drehten sich auch die anderen um.
    Sie sahen uns, und wie auf einen geheimen Befehl hin traten sie zur Seite.
    Unser Sichtfeld lag jetzt offen.
    Wir sahen den Mann, den sie hergebracht hatten und mit dem Rücken auf den Boden gelegt hatten.
    Er war tot.
    In seinem Hals und dem Gesicht steckten drei Speere!
    ***
    Wir erlebten wieder diesen Augenblick, wo die Zeit nicht mehr relevant war und stillzustehen schien. Wir waren blitzschnell und brutal mit dem Tod konfrontiert worden, und zwar einem Tod, der unnatürlich und hinterrücks zugeschlagen hatte.
    Nicht nur die Arbeiter waren kalkbleich geworden, auch Amos Carr hatte sämtliche Farbe aus seinem Gesicht verloren. Er war zur Statue geworden, und wir ahnten beide, was in seinem Kopf vorging.
    »Wer ist der Mann?« fragte Suko leise.
    »Graham Czisko. Er hat heute morgen gefehlt. Erst jetzt fällt mir ein, daß er in einen bestimmten Teil des Waldes gehen wollte, um sich dort gewisse Bäume anzuschauen.«
    »Sie kennen die Speere?«
    Er nickte. »Es sind die gleichen wie bei mir. Nur haben sie ihn getötet. Der arme Czisko…«
    Auch die anderen Kollegen schwiegen betreten. Manche hatten ihre Köpfe zur Seite gedreht und schluckten. Einer, der sich noch relativ gut hielt und häufig durch sein rotblondes Haar strich, wurde von mir angesprochen.
    »Sie haben ihn wo gefunden?«
    »Nicht weit von hier.« Er beschrieb mir den Ort, doch damit konnte ich nichts anfangen.
    Ich wollte wissen, ob ihm etwas aufgefallen war, aber er schüttelte den Kopf und
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