0758 - Die Katzenfrau
Nachbarn versucht?«
»Nein.«
»Dann tu es, John. Ruf dort an. Vielleicht haben die Leute etwas gesehen. Es ist zwar nur eine winzige Chance, aber es ist besser, als hier nur herumzusitzen und nichts zu tun. Erst wenn das nichts gefruchtet hat, solltet ihr euch eine Großfahndung überlegen. Das ist meine Meinung, und dabei bleibe ich auch.«
Ich schaute Suko an. »Was meinst du?«
Er zeigte mit dem Bleistift auf Glenda. »Ihr Vorschlag ist besser als deiner, John.«
»Wer fährt hin?«
»Wir beide natürlich.« Suko stand bereits auf. »Und du hältst die Stellung«, sagte er zu Glenda.
»Ungern«, erklärte sie. »In Anbetracht der Lage sehe ich ein, daß es einer tun muß. Ihr sagt mir allerdings sofort Bescheid - oder?«
»Wir rufen an.«
Sehr viel Hoffnung hatte ich nicht. Es war immerhin besser, als im Büro zu hocken und das Schicksal zu verfluchen, denn das brachte überhaupt nichts.
Sir James wohnte südlich der Themse in einem der guten Londoner Vororte. Ungefähr an der Grenze zwischen Kensington und Mayfair. Er hatte sich eine kleine Wohnung gekauft, die Teil eines alten Hauses war, das aber von innen völlig umgebaut war und wo nur die Fassaden standen. Zudem lag das Haus in einem kleinen Park, in dem wir unsere Wagen abstellten.
Es war ein Risiko, ein Spiel auf gut Glück. Aber warum sollten wir in diesem verfluchten Fall nicht auch mal Glück haben. Sechs Parteien verteilten sich auf die Wohnungen, und ich schellte auf gut Glück in einer Parterrewohnung.
Es wurde nicht geöffnet, dafür aber schaute jemand aus einem Fenster. Es war eine Frau im mittleren Alter, die ein Handtuch um ihren Kopf gewickelt hatte und uns wohl als Störenfriede ansah, denn sie schaute böse auf uns herab.
Ich erklärte ihr, wer wir waren und zeigte ihr auch gleichzeitig meinen Ausweis.
»Schon gut, meine Herren. Ich nehme an, Sie wollen zu Sir James Powell.«
»Richtig, Madam.«
»Er ist nicht da!«
»Genau das ist unser Problem. Wir suchen unseren Chef in einer dringenden Angelegenheit. Es ist von einem übergeordneten Interesse, daß wir ihn finden, und ich denke mir, daß Sie uns…«
»Wirklich?«
»Ja, Madam.«
In dem Fensterrahmen richtete sie sich auf. »Ich kann Ihnen sogar helfen, auch wenn ich nicht genau weiß, wo er sich befindet, aber ich habe gesehen, daß er abgeholt wurde.«
»Abgeholt? Von wem?«
»Er hat sich ein Taxi kommen lassen.« Sie wies aus dem Fenster, der ausgestreckte Zeigefinger deutete zuckend in die Tiefe. »Vor dem Haus hat der Wagen gehalten. Da ist Ihr Chef eingestiegen und weggefahren. Ich habe aber nicht gehört, welches Ziel er dem Fahrer genannt hat. So gute Ohren habe ich nicht.«
Suko und ich dachten das gleiche, was auch unseren Gesichtern anzusehen war. Wenn diese Frau kein Engel war, den uns der Himmel geschickt hatte, dann wollte ich demnächst Smith heißen. Wir würden herausfinden, von welchem Fahrer Sir James abgeholt worden war. Das bereitete uns keine Schwierigkeiten.
»Wissen Sie was, Madam?« fragte Suko.
»Nein.«
»Sie sind ein Engel ohne Flügel.«
Sie wurde vor Verlegenheit rot. »Wieso sagen Sie das denn zu mir? Das ist doch…«
»Ja, Sie sind ein Engel, und wir werden uns mit einem Blumenstrauß erkenntlich zeigen, denn Sie haben uns sehr geholfen. Vielen Dank noch mal.«
Suko hatte sich auch in meinem Namen mit bedankt, denn ich war bereits auf dem Weg zum Rover, stieg ein, fuhr aber noch nicht ab, sondern telefonierte mit Glenda Perkins, die sofort voller Spannung fragte, ob, wir etwas herausgefunden hatten.
»Das haben wir, aber jetzt bist du an der Reihe.«
»Immer, John!«
Ich erklärte ihr, daß sie versuchen mußte, den Fahrer zu finden, der Sir James abgeholt hatte. Das ging nur über die Taxizentrale. Wahrscheinlich war der Wagen aus Mayfair gekommen. Wenn sich der Fahrer noch an das Ziel erinnern konnte, würde alles optimal laufen.
»Werde ich machen, John. Und ihr?«
»Wir kommen zu dir. Solltest du vorher einen Erfolg errungen haben, rufe uns an.«
»Geht klar.«
Suko lächelte mich an. »Das ist eine Spur, findest du nicht?«
Ich ließ den Motor an. »Ich hoffe stark, daß es eine heiße Spur ist. Jedenfalls der einzige Hinweis, den wir bisher haben.«
»Kannst du dir denn vorstellen, wo sich Sir James hat hinbringen lassen?«
»Nein.«
»Ich auch nicht.« Suko hob die Schultern. »Hoffentlich erleben wir nicht da noch eine Überraschung. Ich kann mir nicht helfen, aber ich werde den Eindruck nicht los, daß der
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