0759 - Die Nacht der Höllenfürstin
und Lafitte gab eine ganze Menge auf Zamorras Meinung. Deshalb hatte er Bellaux daran gehindert, den Ex-Teufel zu töten.
»Das frage ich eher dich, Giscard«, sagte er rau. »Warum wolltest du Amos ermorden?«
»Er ist ein Dämon«, presste Bellaux hervor.
»Aber einer, der auf unserer Seite steht.«
Zamorra und Nicole, die die kurze Auseinandersetzung natürlich mitbekommen hatten, kamen ins Haus zurück. Zamorra half Amos dabei, sich aufzurichten. Der Ex-Teufel rieb sich den Nacken, wobei er Bellaux einen sehr mörderischen Blick zuwarf.
»Geh mir künftig aus dem Weg!«, warnte er. »Oder ich bringe dich um!«
»Das will doch schon Calderone«, warf Zamorra ein. »Der hat vielleicht die älteren Rechte.«
»Was reden Sie da für einen Mist?«, stöhnte Bellaux.
»Sie machen sich Feinde, Monsieur«, sagte Zamorra. »Zuerst Calderone, jetzt Amos. Warum?«
»Ich weiß es nicht! Lassen Sie mich in Ruhe!«, keuchte Bellaux und warf Lafitte einen vorwurfsvollen Blick zu. »Ausgerechnet du«, stieß er hervor. »Ich dachte, wir wären Freunde.«
»Sind wir immer noch. Aber in meinem Haus wird nicht gemordet, solange ich das verhindern kann«, sagte Lafitte.
Nicole stand etwas abseits. Jetzt versuchte sie es doch, konzentrierte sich auf Bellaux’ Gedanken. Sie tastete seinen Geist ab, seine Art zu denken, griff nach seinen Erinnerungen…
Und zog sich sehr schnell wieder zurück.
»Chef«, sagte sie leise. »Ich muss dich mal unter vier Augen sprechen.«
Wenn sie Zamorra »Chef« nannte, war es sehr ernst. Zamorra ging mit ihr nach draußen vor die Haustür. Er hoffte, dass Lafitte und Amos die Sache unter Kontrolle hatten und Bellaux bändigen konnten, falls der noch einmal ausflippte.
»Vielleicht hast du es schon geahnt«, sagte Nicole leise. »Aber Bellaux steht unter einem dämonischen Bann. Er ist total manipuliert, auf eine Weise, die ich nicht kenne. Er ist gewissermaßen hörig. Jemand hat ihm den Drang zum Töten eingepflanzt. Dabei widerspricht dieser Drang seinem eigentlichen Ich. Er ist kein Killer. Aber das Fremde in ihm verlangt es. Er muss töten, gegen seinen Willen.«
»Von wem hat er das?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Nicole. »Und ich werde auch nicht versuchen, es herauszufinden. Es ist so erschreckend. So düster. Ich habe Angst davor, tiefer nachzugreifen.«
»Das musst du ja auch nicht. Keiner zwingt dich dazu«, beruhigte Zamorra sie. »Bellaux ist also konditioniert worden.«
»Ja.«
»Siehst du eine Chance, das rückgängig zu machen?«
Nicole zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Vielleicht. Wir müssten uns zusammenschließen, damit du mein Wissen über Bellaux übernehmen kannst. Aber danach möchte ich dir die Führung überlassen und mich selbst lieber ausklinken.«
»Weil es zu düster ist?«
»Weil jemand draußen sein und aufpassen muss«, sagte sie. »Ich befürchte eine mentale Überlappung. Die kann aber nur…«
»… von außen aufgelöst werden.« Zamorra nickte. »Du willst also die Wächterrolle übernehmen.«
»Muss ich - weil ich die Konditionierung nicht aufheben kann. Das ist eher was für dich. Meine Kenntnisse und mein Können reichen da nicht.«
Dem musste Zamorra zustimmen. Auch wenn sich die ganz zu Anfang äußerst skeptische Nicole schon sehr bald in die Materie eingearbeitet hatte, und so sehr sie sich auch in all den Jahren mit Magie und Parapsychologie befasst hatte - sie hatte ihre Grenzen und kannte diese sehr gut. Sie war die Theoretikerin, Zamorra war der Praktiker.
»Irgendwo da draußen ist Calderone«, sagte er. »Was meinst du, was wir tun sollen?«
»Zuerst dafür sorgen, dass uns Bellaux nicht noch einmal in den Rücken fällt.«
***
Nicole fuhr zum Château Montagne hinauf, um die nötigen magischen Hilfsmittel zu besorgen, die Zamorra benötigte. Giscard Bellaux ins Château zu bringen, um ihn dort zu behandeln, war praktisch unmöglich. Die weißmagische Abschirmung des Châteaus verhinderte, dass Dämonen oder Dämonisierte oder von Dämonen Beeinflusste das Grundstück betreten konnten. Und so, wie es aussah, war Bellaux beeinflusst.
Also mussten sie den umständlicheren Weg nehmen.
Während Nicole unterwegs war, blieb Zamorra in Pascal Lafittes Haus und passte auf, dass Bellaux keinen weiteren Unfug anstellte.
»Was die Haustür angeht, rufe ich gleich mal den alten Curd an«, beschloss Lafitte. »Der bastelt mir da sicher schnell Ersatz zusammen.«
»Er soll die Rechnung direkt an die
Weitere Kostenlose Bücher