0759 - Die Nacht der Höllenfürstin
deBlaussec-Stiftung schicken«, sagte Zamorra. Die hatte er vor vielen Jahren gegründet, um Dämonenopfern schnell und unbürokratisch helfen zu können. Das Kapital, das längst prächtig Zinsen warf, stammte aus einem magisch neutralisierten Dämonenschatz. So kam das Geld, das einst ein Schwarzblütiger gehortet hatte, den Opfern seiner Artgenossen zugute.
Sid Amos ging wieder nach draußen. Zamorra warnte ihn davor, aber der Ex-Teufel ließ sich nicht aufhalten. Er wollte Calderone aufspüren. Und, ahnte Zamorra, er wollte wohl auch Bellaux’ Nähe meiden, um keinen weiteren Angriff zu provozieren. Deshalb ließ Zamorra ihn widerwillig gehen, obwohl er alles andere als sicher war, dass Amos fit genug für sein Vorhaben war.
Er machte immer noch einen angegriffenen Eindruck. Und sowohl der Kontakt mit dem Ju-Ju-Splitter als auch der Verlust seiner künstlichen Hand trugen nicht gerade zu seinem Wohlbefinden bei.
Zamorra begann, sich eingehend mit Bellaux zu unterhalten. Je mehr er jetzt schon herausfand, um so einfacher war es anschließend, Bellaux vom Einfluss des Dämonischen zu befreien. Er bedrängte den Mann, sich auch an die geringsten Details zu erinnern. Und es wurde immer klarer, dass hier tatsächlich Stygia ihre Hand im Spiel hatte.
Zamorra benutzte Lafittes Telefon, um im Château anzurufen und seine Wünsche bezüglich der magischen Hilfsmittel zu präzisieren. Nicole war dort längst eingetroffen. Der Anruf erreichte sie kurz bevor sie wieder ins Auto steigen und zurückkehren wollte.
***
Unterdessen schlenderte Sid Amos die Straße entlang. Er bewegte sich wie jemand, der sehr viel Zeit hatte, blieb alle paar Meter stehen und schien sich die Häuser und Vorgärten näher anzuschauen.
Immer wieder rollten Autos vorbei, da die Fernstraße entlang der Loire genau durch diesen beschaulichen Ort führte. Ein paar Kinder sahen immer wieder mal zu Amos herüber, ließen sich in ihren Spielen jedoch nicht weiter stören. Irgendwo kläffte ein Hund. Eine Katze flüchtete in schnellen Sprüngen und versetzte damit eine Schar frei laufender Hühner in totale Verwirrung. Hinter den Gardinen einiger Fenster waren Gesichter zu entdecken. Man interessierte sich für den seltsamen Fremden, den kaum jemand kannte, und der nicht ständig in Mostaches Kneipe aufkreuzte.
Besonders interessant für die Beobachter war, dass ihm die rechte Hand fehlte.
Sid Amos hingegen interessierte sich in Wirklichkeit kaum für das, was er betrachtete. Mit seinen magischen Sinnen tastete er behutsam nach Calderone, den er zwar spürte, aber immer noch nicht klar lokalisieren konnte. Dessen Abschirmung war schon fast gut, aber eben noch nicht perfekt.
Amos lief es kalt über den Rücken. Er dachte daran, in welch kurzer Zeit sich Calderone vom Menschen zum Dämon verwandelt hatte. Für diese relativ kurze Spanne hatte er schier unglaubliche Fortschritte gemacht. Andere brauchten dafür Jahrzehnte oder ein ganzes Leben.
Selbst Leonardo de Montagne hatte zuerst Jahrhunderte lang im Höllenfeuer brennen müssen, ehe er in seinem zweiten Leben zum Dämon wurde.
Calderones Tempo war kein Grund, ihn zu bewundern, sondern ihn zu fürchten.
Plötzlich glaubte Amos noch eine andere Präsenz wahrzunehmen. Ein weiterer Dämon befand sich in der Nähe.
Stygia?
Er konzentrierte sich auf diese Entität.
Er konnte mit sich zufrieden sein, zumindest in dieser Hinsicht. Spüren und Entdecken war unproblematisch. Wie es in einer kämpferischen Auseinandersetzung aussah, blieb allerdings noch offen.
War es wirklich Stygia, die er spürte? Oder handelte es sich um irgendeinen anderen Dämon? Er konnte es nicht feststellen, denn die Abschirmung dieser Entität war wesentlich besser, fast perfekt. Er erkannte schnell, dass er sie weder identifizieren noch lokalisieren konnte. Er wusste nur, dass sie in der Nähe war.
Aber warum?
Was wurde hier gespielt?
Wenn es sich wirklich um Stygia handelte, wollten sie und Calderone ihre Rivalitäten jetzt hier auf der Erde austragen, in diesem Dorf? Oder wollte Stygia den Status ihres menschlichen Werkzeugs prüfen?
Allmählich wurde die Sache zu heiß. Gegen zwei Dämonen zugleich wollte Amos nicht antreten müssen, solange er nicht absolut sicher sein konnte, dass er sich auf der Siegerstraße befand. Ihm war nur zu klar, was auch Zamorra ihm angedeutet hatte: Er war längst noch nicht wieder so stark wie einst. Vielleicht hatte er Merlins Regenerationskammer sogar zu früh verlassen.
Er
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