0759 - Die Nacht der Höllenfürstin
Geister sicher, schon um die verlorenen Seelen zu beaufsichtigen, die dort brennen. Aber selbst bei denen handelt es sich um solche, für die sich niemand mehr wirklich interessiert. Irgendwann werden sie endgültig verglühen. Aber ihre Schreie sind schon ohne Kraft, ihre Qual zu gewohnt. Niemand will sich mehr an ihnen ergötzen.«
»Du bist ein Scheusal!«, schrie Nicole ihn an. »Wie kannst du nur so abfällig reden? Das waren einmal Menschen!«
»Es waren Verbrecher, nach euren Maßstäben«, korrigierte Amos gelassen. »Sie haben Schuld auf sich geladen, sie sind zum Höllenfeuer verdammt. Wenn der Tag des Jüngsten Gerichts rechtzeitig kommt, werden sie frei sein - wenn nicht, verglühen sie vorher im Nichts. Jeder, der ein Verbrechen begeht, sollte damit rechnen, bestraft zu werden. Wenn schon nicht von euren weltlichen Gerichten, dann seine Seele nach dem Tod des Körpers. Das ist unvermeidb ar.«
»Deinesgleichen sind es doch, die Menschen zur Sünde, zum Verbrechen verführen!«, hielt Nicole ihm zornig vor.
»Ja, einige Sterbliche sind nicht stark genug zu widerstehen. Viele jedoch entscheiden sich von selbst bewusst für die dunkle Seite. Leonardo de Montagne zum Beispiel, oder Magnus Friedensreich Eysenbeiß, oder auch Rico Calderone. Der römische Imperator Caligula… oder Nero… sie alle gingen diesen Weg freiwillig.«
»Stopp!«, fuhr ihm Zamorra in die Parade. »Nero wurde von-Tigellinus beeinflusst, und der war einer von euch. Ich weiß es, ich war dabei.« [8]
»Ja, du und deine Zeitreisen in die Vergangenheit.« Amos winkte matt ab. »Ich erinnere mich. Du hast Recht. Aber auf den einen oder anderen kommt es doch nicht an. Und Namen sind Schall und Rauch. Nero - er ist längst schon nicht mehr im ewigen Feuer. Er ist reinkarniert und wandelt unter euch Menschen, aber ihr erkennt ihn nicht und wisst seine Poesie und seine Gesänge nicht zu schätzen.«
»Eure Erinnerungen in allen Ehren, aber hilft uns das hier und jetzt weiter?«, mischte sich Lafitte ein. »Was ist nun mit Giscard? Gibt es eine Chance, ihn zu retten?«
»Nur, wenn wir sehr schnell handeln«, sagte Zamorra und blickte Sid Amos an. »Zeigst du uns den Weg, wie wir zu ihm kommen?«
»Ich bin müde«, sagte der Ex-Teufel. »Und erschöpft. Ich dürfte es eigentlich gar nicht tun. Aber weil ihr es seid… Ja, ich bringe euch hin. Doch ich weiß nicht, ob ich danach noch die Kraft habe, euch wieder zurück zur Erde zu bringen. Ich werde es versuchen, aber ich verspreche nichts.«
Zamorra nickte langsam. Er wusste selbst, dass Amos Ruhe brauchte. Aber es ging um ein Menschenleben.
»Ihr dagegen solltet mir eines versprechen«, verlangte Amos. »Ganz gleich, was passiert: Versucht, Stygia und Calderone zu töten!«
***
Der Oberteufel leckte seine Wunden.
Calderone hatte sich zurückgezogen und wollte von niemandem gestört werden. Er war verletzt, die Stellen, an denen die silbernen Strahlen des Amuletts ihn getroffen hatten, brannten wie Feuer.
Er musste sich widerwillig eingestehen, dass Zamorra für ihn gefährlicher geworden war als früher. Damals, als er noch Mensch war, hatte Zamorras Amulett ihn nicht angreifen können. Jetzt dagegen schon. Und dieses Amulett war verdammt stark!
Die Wunden schmerzten und heilten schlecht. Calderone benötigte Stunden, um wenigstens einige davon zu schließen.
Er musste künftig entweder einer direkten Konfrontation mit Zamorra grundsätzlich aus dem Weg gehen, oder er musste daran arbeiten, eine Amulett-Abwehr zu schaffen.
Als hätte er nicht schon genug andere Probleme…
Natürlich war ihm von Anfang an bewusst gewesen, dass er in seiner Position nicht unangreifbar war, dass er attackiert werden würde, dass man gegen ihn intrigierte. Dennoch hatte er gehofft, es würde ein wenig einfacher sein.
Die anderen gönnten ihm das nicht.
Die Sache mit diesem Stewish, dem überlebenden Terroristen - mehr und mehr fühlte er, dass das eine Falle Stygias war. Wie auch immer sie diesen Mann aufgespürt hatte, und egal ob er mit Zamorra paktieren wollte oder nicht: Stygia nutzte das aus.
Sie war seine Todfeindin, weil er sich ihrer Kontrolle entzogen hatte.
Und nun hatte er auch Asmodis gegen sich.
Der war besonders unkalkulierbar. Er war ein Dämon, aber er bewegte sich außerhalb der Gesetze der Hölle. Niemand konnte sagten, was er als nächstes tat, weil er sich jeder Kontrolle entzog. Und ausgerechnet er stellte sich an Zamorras Seite gegen Calderone!
Asmodis war ein
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