0759 - Werwolf-Wahnsinn
Ladefläche warf. Er winkelte ihm die Beine an, der Platz reichte aus, dann kümmerte er sich um Golenkow.
Ihn mußte er leicht schräg legen, weil er zu lang war, aber es klappte alles ausgezeichnet. Schließlich deckte er die Plane über die beiden Gestalten, und kein Mensch würde merken, was er da auf dem Wagen spazierenführte. Es gab nur einen Nachteil. Er mußte die Karre aus eigener Kraft zum Seeufer schaffen.
Das würde er auch packen, denn Blochin gehörte nicht eben zu den schwächsten Menschen. Die Kugellager waren gut geölt, es würde alles glattgehen.
Blochin benutzte meist Feldwege, traf niemanden und wurde wohl auch nicht beobachtet. Und wenn schon, hier stellte niemand irgendwelche Fragen.
Er visierte genau die Stelle an, die auch Wladimir Golenkow kannte. Der Steg war der große Treffpunkt. Dort dümpelten die Boote, von dieser Stelle aus konnte die Fahrt beginnen.
Blochin lud die Leichen aus dem Karren und in ein relativ großes Boot. Er legte sie so hin, daß sie ihn beim Rudern nicht störten, dann löste er das Tau und wartete so lange, bis das Boot nicht mehr schaukelte.
Er schaute über das Wasser.
Es lag als glatte Fläche vor ihm. Nur an wenigen Stellen war es von Wellen gekräuselt, ansonsten trieben nur die ersten Dunstschleier darüber hinweg.
Auch die Insel konnte er sehen.
Und natürlich die alte Festung.
Sie ragte aus dem Eiland hervor und sah aus wie eine zum Teil eingehackte Hand.
Er lächelte.
Das genau war sein Ziel, dort wollte er hin, und nichts konnte ihn jetzt daran hindern.
Blochin stieß sich ab.
Der beladene Kahn bewegte sich ziemlich schwerfällig, was sich später änderte, als sich Blochin in die Riemen legte. Er freute sich auf die Insel und den Werwolf.
Und er hatte jetzt alle Zeit der Welt…
***
Wer nicht tot ist, wird auch wach!
Mir erging es da nicht anders als den übrigen Menschen auch. Irgendwann tauchte mein Bewußtsein wieder aus dieser düsteren Tiefe nach oben, und als erstes blieb ich still liegen, weil ich mich auf meine Schmerzen konzentrierte. Ich erinnerte mich an nichts. Ich spürte nur, daß etwas mit mir los war, das ich nicht akzeptieren wollte, und ich wäre am liebsten wieder in eine tiefe Trance gefallen, was allerdings nicht möglich war, denn dagegen standen nicht nur die Schmerzen, sondern auch mein eigener Wille.
Ich hörte mich keuchen.
Es waren lange, tiefe Atemzüge. Hinter meiner Stirn und auch im Hinterkopf war etwas los. Da zuckten Blitze von einer Seite zur anderen, ohne allerdings das taube Gefühl vertreiben zu können.
Ich lag noch immer starr, wollte mich erheben, was nicht ging. Diese Anstrengung war zuviel für mich. Etwas Schwarzes raste durch meinen Kopf, detonierte dort und riß mich zum zweitenmal in die Bewußtlosigkeit hinein.
Das nächste Erwachen war anders.
Da spürte ich die Schmerzen zwar noch, aber nicht mehr so intensiv. Hinzu kam jedoch eine gewisse Übelkeit, die in meinem Magen schwamm wie eine dicke, geleeartige Masse. Sie drückte, sie preßte sich in Richtung Kehle hoch, und ich war gezwungen, mehrere Male zu schlucken.
Aber ich schaffte es, mich wachzuhalten und mich an die Umgebung zu gewöhnen.
Noch hielt ich die Augen geschlossen und war nur froh, daß mein Denkapparat funktionierte. Zugleich merkte ich, daß in meinem Mund ein dicker, pelziger Kloß oder Stein lag, ein Fremdkörper für mich, der trotzdem keiner war, denn es handelte sich dabei um meine Zunge, die stark aufgequollen zu sein schien. Sie lag eingehüllt in einer trockenen Umgebung, ich verspürte einen immensen Durst, eine nahezu wilde Sucht nach Wasser.
Das gab es in meiner Nähe, wenn mich die klatschenden Geräusche nicht täuschten und ich mir die kleinen, kalten Spritzer auch nicht einbildete, die hin und wieder gegen mein Gesicht klatschten.
Hinzu kam ein typisches Schaukeln, Bewegungen, die nur entstehen konnten, wenn jemand mit einem Boot unterwegs war.
Also lag ich in einem Boot!
Unerklärlich, aber es stimmte. Wieso lag ich hier? Wer hatte mich hergebracht? Was hatte man mit mir vor? Die Fragen stürmten auf mich ein, zugleich aber stellte ich etwas anderes fest. Ich schaffte es nicht mehr, meine Arme und auch die Beine normal zu bewegen. Das lag nicht daran, daß ich erstarrt war, ich merkte sehr deutlich den Druck der Stricke um die Hand- und Fußgelenke herum.
Daß ich dies überhaupt spürte, bewies mir, daß die Beine und Arme noch nicht taub geworden waren.
Niedergeschlagen, gefesselt und
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