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076 - Der magische Schrumpfkopf

076 - Der magische Schrumpfkopf

Titel: 076 - Der magische Schrumpfkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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einen Menschen, dem er sich anvertrauen konnte. Das Grauen des Alptraums hatte seine letzten Hemmungen beseitigt, von dem magischen Fetisch zu einem Außenstehenden zu sprechen, und in dieser Nacht, von vielen Zwischenfragen unterbrochen, erzählte Lord Stella die ganze Geschichte seines furchtbaren Geschickes.
     

     
    Am Morgen ruhte Stella nicht eher, bis Lord ihr den Schrumpfkopf gezeigt hatte. Sie betrachtete das getrocknete, faustgroße Ding zunächst, nahm es dann in die Hand.
    „Weißt du“, sagte Stella skeptisch. „Es fällt sehr schwer zu glauben, daß dieses Ding da Zauberkräfte haben und an all dem schuld sein soll, was dir und deinen Angehörigen widerfahren ist, Frederik.“
    „Es ist so“, antwortete Lord. „Du kannst es mir glauben. Ich weiß, daß es unwahrscheinlich klingt, aber ich habe es am eigenen Leibe erlebt.“
    Stella musterte den Fabrikanten. Er konnte sich vorstellen, was sie dachte. Sie überlegte, ob seine Trinkerei in den letzten Monaten aufs Gehirn gegangen war oder ob er auch geistig verwirrt war wie sein Sohn, der das Haus angesteckt hatte.
    „Du glaubst doch wohl nicht, daß ich dir das abnehme. Dieser
    Schrumpfkopf da und übernatürliche Kräfte? Das ist doch absurd. Du redest dir etwas ein, was nie und nimmer stimmen kann, Frederik. Heute nacht, als du mir alles erzählt hast und so todernst und überzeugend dabei warst, habe ich es fast geglaubt. Aber jetzt bei Tageslicht, nein. Warst du schon einmal beim Psychiater?“
    „Nein, wozu auch?“
    „Da solltest du aber hingehen.“
    Stella nahm den Schrumpfkopf an den Haaren, schüttelte ihn hin und her.
    „Araquui!“ flüsterte sie. Als nichts sich regte, lachte sie, sagte nochmals: „Araquui!“ Wieder erfolgte keine Reaktion.
    „Ich bitte dich, Stella, treib kein Spiel mit diesen Dingen.“
    „Ach was. Dieser Bucklige hat dir ein Märchen erzählt, um viel Geld aus dir herauszuholen. Ich werde dir gleich zeigen, was an der Sache dran ist.“
    Mit dem Schrumpfkopf in der Hand lief Stella aus dem Zimmer und trat an das Kaminfeuer im Wohnraum. Wenn sie Frederik Lord von seinem Wahn befreite, würde er ihr ewig dankbar sein, dachte sie. Als Stella ausholte und den Schrumpfkopf in die Flammen werfen wollte, hörte sie Lords Schrei.
    Der Schrei klang so entsetzt, daß Stella herumwirbelte. Lord stand auf der Türschwelle, die Hand ans Herz gepreßt, das Gesicht verzerrt.
    „Tu’s nicht“, stöhnte er. „Sonst muß ich sterben.“
    Frederik Lord sank zu Boden. Schweißtropfen standen auf seinem bleichen Gesicht, und er krümmte sich vor Schmerzen.
    „Es ist, als ob ich innerlich verbrennen würde.“
    Stella half ihm aufzustehen, führte ihn zu der Couch im Nebenzimmer.
    „Es ist zwecklos“, sagte er. „Solange ich der Besitzer des Araquui bin, habe ich unter ihm zu leiden.“
    „Hm“, meinte die rothaarige Frau. „Deine drei Wünsche sind doch ausgesprochen. Warum verkaufst du mir den Schrumpfkopf nicht für einen symbolischen Betrag von … sagen wir, einer Mark, wenn dich das beruhigt?“
    „Das ist es ja“, sagte Lord, dessen Schmerzen nun nachließen. „Ich habe Angst, den Schrumpfkopf an jemand anders weiterzugeben, weil ich niemanden ins Unglück stürzen möchte. Nun fürchte ich, wenn ich sterbe, wird meine Seele auf ewig verbannt sein. Alles andere, was Cazador mir sagte, ist wahr geworden, warum nicht auch das?“
    Der Schmerz und die Angst, die monatelange Nervenbelastung hatten Lord völlig erledigt. Eine Träne lief über sein von den Qualen und den Ausschweifungen der letzten Monate gezeichnetes Gesicht.
    „Männer!“ sagte Stella Jäger verächtlich. „Ich will dir beweisen, daß dieser Schrumpfkopf nicht so gefährlich ist, wie du denkst, Frederik. Ich kaufe ihn dir für eine Mark ab, für eine Zeit von fünf Minuten. Danach gehört er wieder dir. In diesen fünf Minuten werde ich nur ganz kleine Wünsche an ihn richten, die keinen Schaden anrichten können. Ich wette, es passiert gar nichts. Du redest dir das alles nur ein. Vielleicht hat Cazador dich hypnotisiert, vielleicht ist durch deinen ersten Wunsch und den Tod deiner Frau bei dir ein Trauma entstanden, das jetzt Halluzinationen hervorruft. Jedenfalls kann ein erwachsener Mensch nicht solchen Unsinn glauben, wie du es tust.“
    Stella war raffiniert. Sie hatte genau die richtigen Argumente gewählt. Frederik Lord schöpfte wieder etwas Hoffnung.
    „Aber du mußt mir versprechen, nur ganz harmlose Wünsche auszusprechen,

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