076 - Der Todesbote des Anubis
näherten uns der Stelle, wo Noel Bannister gelandet war.
»Merkwürdig«, sagte Mr. Silver. »Er kommt uns nicht entgegen. Er muß doch auch gesehen haben, wo wir runterkamen.«
»Vielleicht sucht er schon den Wagen«, gab ich zurück. Als ich merkte, daß der Ex-Dämon einen Pfiff ausstoßen wollte, sagte ich schnell: »Tu das lieber nicht, Silver. Wir wissen nicht, ob wir allein sind. Vielleicht ist Kull mit seinen Leuten in der Nähe. Dann zieht die Meute gegen uns zu Felde, ehe wir uns hier zurechtgefunden haben.«
Wir erreichten Noel Bannisters Landestelle. Deutlich war sie mit dem Fallschirm markiert, der sich großflächig auf dem Boden ausgebreitet hatte.
Mr. Silver bückte sich und hob die Gurte auf. »Und wo ist der Mann, der bis vor kurzem daran hing?«
Ich wollte es nicht aussprechen, aber ich fing an, mir Sorgen um den CIA-Agenten zu machen. Irgend etwas sagte mir, daß was schiefgegangen sein mußte.
Hatte eine OdS-Patrouille unseren Freund aufgegriffen? War er den feindlichen Agenten direkt vor die Füße gesprungen?
Der Ex-Dämon ließ die Gurte in den Sand fallen und schüttelte mit gekräuselter Nase den Kopf. »Das gefällt mir nicht, Tony. Noel muß irgend etwas zugestoßen sein.«
»Vielleicht finden wir Spuren«, sagte ich.
Boram entdeckte sie. Er machte uns darauf aufmerksam und hob die Luger auf, die im Sand lag.
»Noels Pistole«, sagte ich unangenehm berührt. Jetzt war es Gewißheit, daß unser Freund Pech gehabt hatte. Ein Mann wie Noel Bannister verlor nicht einfach seine Kanone. Er wußte eine Waffe zu schätzen. Sein oder Nichtsein hing oft davon ab, ob er eine Pistole bei sich hatte oder nicht.
Mr. Silver machte mich auf Fußspuren aufmerksam. »Zwei Männer«, sagte der Ex-Dämon. »Und hier, die Schleifspuren…«
»Das ist Noel Bannister«, knirschte ich. »Verdammt.«
***
Pamela Parrera war eine Wildkatze mit gefährlich scharfen Krallen. Aus Liebe zu einem Mann konnte sie alles tun. Sogar für die Organisation des Schreckens arbeiten.
Als Tochter eines amerikanischen Diplomaten und einer italienischen Mutter hätte sie ein weit weniger beschwerliches Leben führen können. Schicke Partys, nette Jungs, die ihr den Hof machten und sie anhimmelten… Eine Zeitlang hatte ihr das Spaß gemacht, aber dann war sie Mark Holden begegnet, und dieser Mann hatte in ihrem Leben eine Revolution ausgelöst. Er hatte dieses Leben von Grund auf umgekrempelt, ihm einen neuen Sinn gegeben.
Sie hatte lange nicht gewußt, auf welche Weise er das viele Geld verdiente, das er so leichtfertig ausgab.
Eines Tages hatte er es ihr gesagt, aber es war kein Schock für sie gewesen, denn wenn sie liebte, geschah das bedingungslos. Alle Konsequenzen waren ihr egal.
Mark Holden verriet ihr, daß er sie heimlich getestet hatte. Sie hatte sämtliche Tests bestanden, ohne es zu wissen, und er bot ihr einen Job an.
So kam sie zur OdS. Um Mark zu gefallen, setzte sie sich mit ihrem ganzen Eifer für die Organisation ein, denn sie wollte, daß er mit ihr zufrieden war. Und das konnte er auch sein, denn sie erledigte jeden Auftrag prompt und zuverlässig.
Das Geld, das man ihr dafür bezahlte, war ihr nicht so wichtig. Ihr Lohn war ein Bett, in dem Mark Holden lag. Dafür war sie bereit, sogar durchs Feuer zu gehen.
Langes schwarzes Haar hatte sie und ein schönes, ebenmäßiges Gesicht. Sie war so leidenschaftlich, wie es Holden noch nie erlebt hatte, obwohl er schon mit vielen Frauen geschlafen hatte.
Pamela Parrera war der absolute Höhepunkt.
Aber auch sehr anstrengend. Und eifersüchtig. Damit ging sie ihm langsam, aber sicher auf den Nerv. Sie wollte von einer Bauchtänzerin in Tunis wissen, mit der er sie betrogen hatte. Von einer römischen Gräfin. Von einem britischen Fotomodell. Und sie glaubte, ihm deswegen unschöne Szenen machen zu können, aber da irrte sie sich. Er war nicht ihr Eigentum und wollte es niemals sein, denn er hatte inzwischen begriffen, daß ein Mann von einem Mädchen, das wie ein Vulkan war, ruiniert werden konnte.
Deshalb hatte sich Holden entschlossen, einen Schlußstrich unter diese Affäre zu ziehen.
Er befand sich mit ihr in einem der Beduinenzelte, aus denen das OdS-Lager bestand. Sie war das einzige Mädchen hier draußen in der Wüste. Das störte sie nicht. Kein Mann konnte ihr gefährlich werden. Sie wußte sich verdammt gut zu wehren, wenn jemand sie anfaßte, ohne daß sie es wollte.
Holden leitete dieses Wüstenunternehmen, wenn Professor Kull
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