076 - Der Todesbote des Anubis
nicht da war. Seit der Boß der OdS eingetroffen war, nahm Mark Holden Platz zwei ein.
Er hatte das Unternehmen zusammen mit Kull geplant und selbständig die umfassenden Vorbereitungen getroffen. Nun würden sie bald die Früchte der Arbeit ernten, und es erfüllte Mark Holden mit großer Genugtuung, sehr viel dazu beigetragen zu haben.
Mortimer Kull hatte sich bereits lobend geäußert und schon von einem neuen Projekt gesprochen, zu dem er Holden heranzuziehen gedachte.
Doch im Moment war Holden nichts wichtiger, als hier mal reinen Tisch zu machen. Er machte sich nicht die Mühe, lange um den heißen Brei zu reden, sondern sagte Pamela klipp und klar, daß dies der letzte Job wäre, den sie zusammen erledigen würden.
»Heißt das, ich muß die OdS verlassen?« fragte das Mädchen mit zornfunkelndem Blick.
»Nein. Es heißt lediglich, daß wir von nun an getrennte Wege gehen werden«, antwortete Holden.
Pamela Parrera kniff die Augen zusammen. »Ach, so ist das. Du hast genug von mir. Du läßt mich sitzen. Nach all dem, was ich für dich getan habe…«
»Ich bin dir nichts schuldig«, sagte Holden eisig. »Erstens hast du's freiwillig getan, und zweitens hat man dich stets fürstlich bezahlt.«
Sie zog die Mundwinkel nach unten. »Geld. Was ist das schon? Du weißt, daß mich Geld noch nie sonderlich gereizt hat.«
»Es tut trotzdem gut, welches zu besitzen«, sagte Holden lächelnd.
Pamela Parrera nickte langsam. »Du willst also nichts mehr von mir wissen. Wer ist die Schlampe, die dich mir abspenstig gemacht hat?«
»Es ist keine andere Frau, Pamela.«
»Das kannst du mir nicht erzählen. Ich weiß, daß du hinter allen Weiberröcken her bist.«
»Unsere Beziehung hat sich totgelaufen. Das ist der einzige Grund, weshalb wir uns trennen werden.« Holden grinste unbekümmert. »Du wirst darüber hinwegkommen. Ich halte dich für ein intelligentes Mädchen. Du weißt genau, was du tust. Und du weißt auch, daß es dich den hübschen Kopf kosten würde, wenn du versuchst, mir in den Rücken zu fallen.«
Pamela Parrera hob trotzig den Kopf. »Eines Tages wird dich der Teufel holen, Mark Holden. Und ich werde zusehen und mich halb totlachen.«
Damit war zwischen ihnen alles gesagt.
Holden verließ das Zelt. Er hörte, wie Pamela irgend etwas auf den Boden schleuderte und darauf herumtrampelte. Ein kaltes Lächeln huschte über sein Gesicht.
Er war froh, daß dieses Kapitel zu Ende war. Nun konnte er sich mehr und besser auf seine Arbeit für Mortimer Kull konzentrierten.
In der Ferne schaukelten die Lichter eines Wagens durch die Nacht. Das konnten nur Larry James und Tom Domasin sein.
Holden begab sich in Professor Kulls Zelt, um die Ankunft der beiden zu melden.
In dieser Nacht würde noch eine ganze Menge geschehen…
***
James stoppte den Wagen und stieg aus.
»Los, raus!« kommandierte Tom Domasin. »Ich würde Ihnen dringend raten, sich gesittet zu benehmen, Mr. Pryce. Unternehmen Sie keinen Fluchtversuch, und seien Sie nicht länger störrisch wie ein Esel. Damit können Sie sich eine Menge Ärger ersparen. Das ist ein gutgemeinter Rat. Ich hoffe, Sie wissen ihn zu würdigen.«
Domasin und James nahmen den Ägyptologen in ihre Mitte und brachten ihn in ein großes Beduinenzelt. Der Boden war mit weichen, dicken Teppichen bedeckt. Ringsherum standen Lederschemel, und es gab eine Art Thron, etwas erhöht, mit goldenen Armlehnen.
Der Mann, der darauf saß, erhob sich nun. Er trug Beduinenkleidung, war jedoch kein Araber. Groß und breitschultrig war er, und unter seinen hellblauen Augen hingen dicke Tränensäcke.
Professor Mortimer Kull!
Er erhob sich nicht aus Ehrerbietung, sondern weil er sich den Ägyptologen aus der Nähe ansehen wollte. Mark Holden war bei ihm.
»Sie sind also der berühmte Ägyptologe Norman Pryce«, sagte Mortimer Kull spöttisch. »Freut mich außerordentlich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
Pryce preßte die Kiefer zusammen und blickte dem Wissenschaftler trotzig in die Augen.
»Ich habe schon viel von Ihnen gehört«, sagte Kull. »Sie sind eine Kapazität auf Ihrem Gebiet. Ich schätze Männer sehr, die Außergewöhnliches leisten, Mr. Pryce.«
»Ich werde nichts sagen, Mr. Kull«, entgegnete der Ägyptologe mit bebender Stimme. »Sie haben mich zu kaufen versucht, Sie ließen mich einschüchtern, schickten mir sogar einen Dämon ins Haus. Aber ich sage Ihnen, daß ich mein Geheimnis für mich behalten werde.«
»Lassen Sie uns doch wie kultivierte
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