076 - Die Jenseitskutsche von Diablos
trat eine Pause ein.
Man sah Fred Guillas förmlich an, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. »Warum
geschehen diese unfassbaren und unheimlichen Dinge? Ich denke, Mister Brent, Sie sind ein Mann, der sich mit übersinnlichen
Phänomenen abgibt. Sie müssen doch eine Erklärung dafür haben.«
»Leider auch nicht. Aber wir sollten eine suchen.«
»Ich bin eine Gefahr. Für mich und andere... Wer,
Mister Brent, bin ich wirklich? Ich ziehe das Unglück an, in einem ganz
bestimmten Rhythmus geschehen durch mich Dinge, die ich nicht will... Nur um
Haaresbreite ist Ihr Freund dem Tod entgangen... die Periode ist um. In sieben
Jahren, wenn ich achtundzwanzig werde, muss ich höchstwahrscheinlich mit einer
weiteren neuen Erfahrung rechnen.«
Oder auch schon früher, dachte Larry, aber er sprach es nicht aus. Das einundzwanzigste
Lebensjahr konnte ebenso gut eine besondere Station sein. Vielleicht war er in
den siebenjährigen Rhythmen davor auf etwas vorbereitet worden, vielleicht
hatte sich etwas in ihm entwickelt, was nun bei Beginn des neuen
Lebensabschnitts ab einundzwanzig ausbrach. In Fred Guillas’ Leben gab es ein
Geheimnis. Er war möglicherweise dieses Geheimnis selbst. Larry wusste, dass er
diesen Mann nicht einfach wieder sich selbst überlassen und in der Anonymität
verschwinden lassen durfte. Hier brauchte ein Mensch Hilfe. Hier war einer
gefährdet und stellte für andere eine unberechenbare Gefahr dar, ohne es im
Moment zu erfassen, wann er dazu wurde. Fred Guillas war möglicherweise eine
Zeitbombe, die schon in der nächsten Minute oder aber nächsten Stunde erneut
hochgehen konnte. Larry Brent war als PSA-Agent verpflichtet, den Dingen zu
folgen, nachdem sie ihm bekannt geworden waren. Er nahm seine Visitenkarte aus
der Brieftasche.
»Ich bin in der nächsten Zeit noch in New York, Fred«,
ließ er den jungen Mann wissen. »Ich wohne in der 125. Straße. Auf der Karte
steht alles. Ich würde es für richtig finden, wenn wir uns nochmal treffen
würden. Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Wie ich Ihnen bereits andeutete, bin
ich Mitarbeiter einer privaten Forschungsgruppe, die sich für übersinnliche
Phänomene interessiert. Ich glaube, dass wir die richtigen Gesprächspartner für
Sie sind. Darf ich auch Ihre Adresse wissen, Fred?« Der junge Mann teilte sie
ihm mit. Larry notierte sie sich und fragte beiläufig, wohin er heute Abend
noch gehen wolle. »In James Disco . Liegt auf der entgegengesetzten
Parkseite. Dort geht’s rund bis in die Nacht.« Sie verabschiedeten sich. Larry
Brent blickte dem jungen Mann nach,
der ihm eine ungewöhnliche Lebensgeschichte hinterlassen hatte, bis die
Dunkelheit ihn schluckte.
Im Laufschritt eilte X-RAY-3 zum Tavern on the
Green zurück. Er nahm dabei Kontakt zu dem geheimnisvollen Chef der PSA
auf, von dem niemand wusste, wer er war und wie er hieß. X-RAY-1 wurde durch
seinen Erfolgsmann Brent in allen Einzelheiten unterrichtet und übernahm Larrys
Plan. Noch in der gleichen Minute wurde ein Nachrichten-Agent der PSA auf Fred
Guillas’ Spuren gesetzt. Der Mann, sein Name war Jonathan Harkley, sollte Fred
Guillas nicht mehr aus den Augen lassen.
Mit mehr als einstündiger Verspätung traf Larry in dem
für Morna Ulbrandson an diesem Abend reservierten Kristallsaal ein. Die
Atmosphäre war wie immer unübertroffen. Leise Musik spielte. Geräuschlos und
unauffällig eilten die Kellner zwischen den Tischen hin und her und versorgten
die Gäste. Viele bekannte Gesichter waren zu sehen. Klaus Thorwald alias
X-RAY-5 hatte es sich nicht nehmen lassen, Mornas Einladung zu folgen. Peter
Pörtscher, der Schweizer PSA-Agent und ehemals große Illusionist und
Trick-Künstler, war ebenso gekommen wie Tom Kvaale alias X-RAY-9 aus Norwegen
und der farbige Amerikaner James Turnwood alias X-RAY-8. An weiblichen Agenten
waren unter anderem die Inderin Adida Modderjee alias X-GIRL-R und die quirlige
Japanerin Keiko Yamada aus Tokio im Gedränge zu erblicken. An einem Tisch saß
eine junge, auffallend hübsche Chinesin! Su Hang!
»Ein Abend voller Überraschungen«, sagte Larry leise,
als er die vielen bekannten Gesichter erblickte. Su Hang, die ein hauteng
anliegendes, weißes Seidenkleid und eine rote Hibiskusblüte im schwarzen Haar
trug, strahlte über das ganze Gesicht, als sie Larry Brent eintreten sah. Morna
Ulbrandson, die blonde attraktive Schwedin, hob kaum merklich die Augenbrauen,
und ein Lächeln spielte um ihre verführerisch rot schimmernden Lippen. »Na,
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