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076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

Titel: 076 - Die Jenseitskutsche von Diablos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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entlang. Als es sich auf meiner Höhe befand, wurde es
langsamer. Unwillkürlich warf ich einen Blick auf den Mann, der neben dem
Fahrer saß. Er hatte das Fenster heruntergekurbelt und sah mich groß an. Dann
nickte er mir zu... Im gleichen Augenblick veränderte sich meine Umgebung. Ich
sah plötzlich alles von oben herab und erkannte mit Entsetzen, dass ich ohne
mein Dazutun meinen Standort verlassen hatte... Ich schwebte vor der Fassade
eines Hochhauses, erblickte den Dachrand vor mir, und merkte im gleichen
Augenblick, dass ich wieder absackte. Instinktiv hielt ich mich fest. Ich
schwebte nicht mehr, sondern spürte, dass mein ganzes Körpergewicht mich in die
Tiefe zu ziehen drohte.«
    »Hast du den Mann in dem Taxi deutlich gesehen?«
    »Ja.«
    »Beschreib ihn mir.«
    »Schwarzes, dichtgewelltes Haar, auffallend weiße
Haut, eine etwas zu kleine Nase.«
    »Guillas... Fred Guillas«, stieß Larry Brent hervor.
»Er hat uns am Abend gesehen. Er weiß, dass wir zusammengehören. Vielleicht hat
er unsere Ankunft hier in der Straße abgewartet und dann gehandelt... Wollte er
deinen Tod oder ist das, was geschehen ist, Morna, wiederum gegen seinen Willen
passiert? Alles, was mit dem Schuss auf Iwan Kunaritschew begann, ist
schließlich anders verlaufen als in den beiden Siebenjahres-Rhythmen davor. Was
bisher in Guillas schlummerte, erwacht mehr und mehr und wird zu einer Gefahr
für andere. Das Fremde, oder wie immer es zu bezeichnen ist, das ihn treibt,
scheint ihn nun völlig zu beherrschen. Mit deiner Versetzung auf das
Hochhausdach wollte Guillas mir ein Zeichen geben. Ist es ein Hinweis auf eine
Notlage? Oder eine Warnung? Ich wollte, Morna, ich wüsste schon mehr...«
     
    ●
     
    In Europa dämmerte der Morgen. Über die Bergkämme der
Sierra Nevada schob sich der Glutball der Sonne und tauchte alles in ein
wildes, aufregendes Feuer. Sonnenaufgänge dieser Art waren selten. Hans Marner
erwachte, als sich der rote Schein durchs Fenster ergoss. Spaniens Sonne! Der
Mann schlug die Augen auf und bewunderte noch vom Bett aus das Naturschauspiel.
    »Petra!«, sagte er leise und tastete vorsichtig nach
dem Arm der Frau an seiner Seite. »Wach auf... so etwas erlebt man nicht alle
Tage.« Hans Marners Hände griffen ins Leere. Er wandte den Kopf. Das Bett an
seiner Seite war frei. Demnach war Petra schon aufgestanden. Marner schwang die
Beine aus dem Bett und näherte sich, ohne sich weitere Gedanken über die Abwesenheit seiner Lebensgefährtin zu
machen, dem niedrigen Fenster. Er öffnete es ganz. Vor ihm lag der Hof mit dem
klobigen Pflaster. Mitten drin der alte Brunnen, weiter hinten die Ställe, ein
Schuppen und die Holzhütte, in der die Toilette untergebracht war. Der Hof
hatte durch das Licht der Sonne einen rosafarbenen Anstrich erhalten. Am Himmel
zeigte sich keine Wolke. Marner öffnete das Fenster ganz. Die Luft war noch
etwas frisch, aber das tat gut. Er hielt Ausschau nach Petra und erwartete, sie
jeden Augenblick im Hof zu sehen. Der Deutsche hörte Stimmen.
    »Das wird ein wundervoller Tag«, meinte eine
Männerstimme auf Englisch. »Alle Tage waren bisher wundervoll mit dir, Pete«,
antwortete eine Frauenstimme. Sie sprach ebenfalls Englisch. Marner beugte sich
ein wenig aus dem Fenster. Im gleichen Stock, ein Fenster neben ihm, sah er ein
junges Pärchen stehen. Sie hielten sich bei der Hand und blickten auf die bis
zum Horizont reichenden Berge.
    »Irgendwo dort hinten, Sue«, sagte der junge Mann, und
Marner konnte jedes Wort verstehen, »liegt die Maurenburg. Heute sehen wir sie
uns an.« Bei dem Paar nebenan handelte es sich offenbar um die Fahrer des Autos
mit dem englischen Kennzeichen, das unten vor dem Hotel stand. Der junge
Engländer wollte noch etwas zu seiner Begleiterin sagen, als er Hans Marner
erblickte.
    »Morning!«, grüßte er freundlich. »Morning«,
antwortete der Deutsche und nickte dem Paar zu. Die beiden blieben noch einige
Minuten am Fenster stehen und zogen sich dann zurück. Aus dem Raum nebenan
konnte Marner noch eine Zeitlang die Stimmen hören und einige der englisch
gesprochenen Worte auch verstehen. Die Maurenburg mitten in den Bergen schien
so etwas wie ein Ausflugsziel für Jungvermählte zu sein. Das hatte Senor Bazo
letzte Nacht noch erwähnt. Das Paar hatte die Absicht, nach dem Frühstück eine
Fahrt durch die Berge zu machen, um die Mittagszeit wieder zurück zu sein und
danach dann die Kutsche hierher kommen zu lassen und mit ihr zur Burg zu
fahren. Die

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