0760 - Chaos in der Koboldwelt
entscheidende Rolle.
Marchosias war ränkevoll und verschlagen, sehr clever. Mit ihm würde Calderone noch zu rechnen haben. Der Marquis würde sich nicht damit zufriedengeben, den Kampf um das Erbe des Astardis verloren zu haben. Ebenso wie Stygia wollte er Calderones Thron.
Der neue Herr der Hölle bewegte sich durch die Spinnenhölle, in der sich die Große Spinnenmutter, die Urgötzin der Arachnäen, aufhielt. Und er kreuzte und bewegte sich durch andere Höllen und Zeitströme. Hier kannte sich Calderone mittlerweile immer besser aus. Er musste es, wenn er auf Dauer überleben wollte.
Der Dämon, der einmal ein Mensch gewesen war, gelangte an sein Ziel. Sein dämonischer Spürsinn führte ihn durch ein Kristalltor in einen Park, in dem sich nackte Schönheiten aller möglichen menschlichen, dämonischen und außerirdischen Rassen tummelten.
Es war der Harem des Athanastius, jenes Incubus, der Armand Barbe Feu mit einer Menschenfrau gezeugt hatte. Irgendwann im 14. Jahrhundert in Frankreich musste das gewesen sein. Seitdem war viel Wasser die Loire und die Seine hinuntergeflossen.
Athanastius war ein sehr alter Dämon, ein Onkel des Marchosias aus der Sippe der Wolfshaupt-Dämonen. Calderone hatte ihn noch nicht persönlich kennen gelernt.
Wächter wollten ihn aufhalten. Doch er zeigte ihnen nur seinen Siegelring, das Symbol seiner Macht, und die hässlichen, wuchtig gebauten lehmfarbenen Golems mit ihren Hellebarden wichen zurück.
Calderone sah einen Moment ein paar Vampirinnen und einer Alien zu, einem Pflanzenwesen mit pulsierendem Blütenkelch. LUZIFER mochte wissen, aus welchem Universum das Wesen stammte und wo Athanastius sie aufgegabelt hatte.
Ihr Blütenkelch war fleischfarben, und ihre Ranken bewegten sich und raschelten.
»Komm zu mir, genieße meine Liebe«, vernahm Calderone ihre telepathische Lockung.
Er gab ihr nicht nach, er hatte andere Dinge im Sinn, als es mit ihr oder welchen von den silberhäutigen Zwerginnen zu treiben, die sich mit anderen hier tummelten.
Der Ministerpräsident Satans betrat Athanastius’ Refugium, das im Stil eines orientalischen Harems gehalten war. Er rümpfte die Nase über den Parfümgeruch, der hier herrschte.
Er traf Athanastius in einem Spiegelkabinett, nachdem eine dreibrüstige grüne Schönheit ihn angemeldet hatte. Bei Athanastius’ Anblick staunte Calderone. Der Incubus war völlig ausgemergelt, runzlig und faltig. Hoch gewachsen, kleidete er sich wie ein französischer Edelmann einer längst vergangenen Epoche und trug eine weiß gepuderte Allonge-Perücke. Dazu zahlreiche Ringe an seinen Fingern. Er benutzte einen Stock, auf den er sich stützte.
Athanastius erhob sich bei Calderones Ankunft von dem Diwan, auf dem er gelegen hatte. Zwei nackte Menschenmädchen - eine Schwarze und eine Weiße -und eine hornzungige Dämonin hatten ihm Gesellschaft geleistet. Er schickte sie auf Calderones Wink hin fort.
Der Incubus küsste Calderones Siegelring und verbeugte sich. Fast sah es aus, als ob er dabei auseinander brechen würde.
Was für eine Gestalt, dachte Calderone.
»Es ist mir eine Ehre, mächtiger Calderone. Was führt dich zu mir?«
Calderone blickte ihn an und benutzte die magischen Künste, die er gelernt hatte, und seine in der letzten Zeit gestärkte Energie. Er überwand Athanastius’ Schutzbarrieren ohne Probleme und wunderte sich, wie schwach dieser Dämon war, der doch immerhin zur Sippe Wolfshaupt gehörte. Mit Marchosias wäre Calderone nie so leicht fertig geworden.
Der Incubus führte ihn aus dem Spiegelkabinett ins Nebenzimmer.
»Ich will Auskünfte«, sagte Calderone.
»Worüber?«, fragte ihn der Incubus. »Über die Liebesrituale der Nixendämonen auf der Wasserwelt T’a’thya? Das ist das Faszinierendste, was ich jemals erlebt habe - und ich habe viel erlebt. Neun Monate im Jahr, das dort zehn Monate dauert, geben sich diese Nixen ununterbrochen der Liebe hin. Ihre sexuelle Vielfalt ist unglaublich. Oder wie es ist, eine Monsterspinne zu begatten, ohne von ihr nach der Paarung aufgefressen zu werden? Auch das habe ich…«
»Dein Sexualleben und alles, was damit zusammenhängt, interessiert mich nicht«, unterbrach ihn Calderone schroff.
»Das ist sehr schade. Du versäumst viel. Ich habe es mit Pharaoninnen in ihren Palästen und in Sarkophagen in Pyramidenkammern…«
Calderone hob die Hand mit dem Siegelring. »Ein Wort noch davon, und ich verbanne dich in die Tiefen des ORONTHOS, wo du in größter Qual ewig
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