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0760 - Die Geisterfee

0760 - Die Geisterfee

Titel: 0760 - Die Geisterfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollten es nur vernichten.
    Was würde sie tun, wenn sie aufstand? Sich auf ihn zubewegen? Das konnte sie, denn Bill besaß eine mit geweihten Silberkugeln geladene Waffe, die auch gegen Zombies half.
    Noch brauchte er sie nicht einzusetzen, denn Alexa lag noch am Boden. Sie drehte sich um und präsentierte Bill nun ihren Rücken.
    Unter dem dünnen Kleiderstoff, zeichnete sich deutlich der Verlauf ihrer Wirbelsäule ab. Es waren Kleinigkeiten, die Bill wahrnahm, auch das Zucken der Haut in ihrem Nacken.
    Sie zog Beine und Arme zugleich an und stand auf.
    Noch immer interessierte sie sich nicht für Bill Conolly. Der aber richtete sicherheitshalber die Mündung der Beretta auf ihren Rücken. Auch wenn sie plötzlich herumfuhr, würde er schießen, denn er war auf alles gefaßt.
    Alexa blieb an einer Stelle stehen. Sogar breitbeinig, damit sie genügend Standfestigkeit hatte. Dennoch schwankte sie leicht. Manchmal sah es aus, als würde sie wieder fallen, aber sie hielt sich. Drei kleine Schritte ging sie vor, um dann den Arm auszustrecken, weil sie auf einer Sessellehne Halt finden wollte.
    So stützte sie sich ab.
    Bill wartete. Er zielte auf die Gestalt, die tot war und trotzdem lebte. Seine Brust hob und senkte sich unter den heftigen Atemzügen. Der kalte Hauch des Grauens streifte sein Gesicht und hinterließ dort ein leichtes Kribbeln. Zudem hatte er den Eindruck, sein Magen wäre zu einem Eisklumpen geworden. Er wollte die Frau nicht töten, aber es würde ihm wohl nichts anderes übrigbleiben.
    Bill glaubte auch, ein leises Stöhnen zu hören, bevor sich die Gestalt bewegte. Sie drehte sich sehr langsam um. Bill wußte genau, weshalb sie das tat.
    Innerlich war er jetzt kalt wie Eis. Er hob die Waffe etwas an, richtete die Mündung auf den Kopf.
    Aus seinem Mund drang ein schweres Seufzen, denn er hatte jetzt erkannt, was mit dieser Person geschehen war. Seine Lösung, hier einem Zombie gegenüberzustehen, verschwamm immer mehr.
    Zwar blieb er dabei, aber dieser Zombie konnte nicht mit normalen Maßstäben gemessen werden.
    Er war anders, und er war zudem von einer unerklärlichen und auch sichtbaren Kraft erfüllt.
    Auf der Stirn, genau zwischen den Augen, genau dort, wo die Kugel die Frau erwischt hatte, sah er das Licht. Es kam ihm vor, als hätte jemand dort einen hellen Stein hineingepreßt oder einen Sternensplitter. Das Licht der Juni-Sonne war sehr grell, doch das Strahlen an der Stirn der lebenden Leiche war mit diesem Licht nicht zu vergleichen. Es gleißte viel stärker, wie ein aus zahlreichen Facetten bestehender kleiner Spiegel, der all das Licht zurückschleuderte, das gegen ihn fiel.
    Sie stand da und rührte sich nicht. Bill sah auch nur einen Teil des Gesichts, die obere Hälfte war nicht mehr zu erkennen. Dort hatte sich das Licht eingenistet.
    Feindschaft spürte er nicht. Nein, diese Person war nicht seine Feindin. Sie konnte zwar in seine Augen sehen, er aber nicht in die ihren, denn dort schwamm und zuckte das helle Licht. Ein Licht so hell wie das, von dem die Toten berichtet hatten, wenn sie von ihrem kurzen Trip ins Jenseits wieder zurück auf die Erde gekehrt waren.
    War sie eine Mischung aus einer Toten und einer Lebenden?
    Bill wußte es nicht. Er konnte nur auf der Stelle stehen und staunen. Er gab sich auch der neuen Atmosphäre hin, denn diese war völlig anders, als sie es vor der Verwandlung gewesen war. Die Beretta kam ihm plötzlich lächerlich vor.
    Eine klarere Luft, keine Schwüle mehr, herrliches Licht, das ihm so unwahrscheinlich entfernt vorkam.
    Er hatte sich auf den Mund der Alexa Santos konzentriert. Jetzt sah er, wie sich die Lippen bewegten, und plötzlich zeigte der Mund ein freundliches Lächeln.
    Nein, sie war keine Feindin.
    Bill wollte ihr zeigen, wie er ihr gegenüber stand und steckte die Beretta wieder weg. Sollte es nötig werden, konnte er sie auch ebenso schnell wieder ziehen.
    Alexa Santos hob den rechten Arm.
    Die schmalgliedrigen. Finger bewegten sich und schickten ihm einen Gruß zu. Bill konnte sich vorstellen, daß dies so etwas wie ein Abschied war. Einen Moment später drehte sie sich um und zeigte Bill den Rücken.
    Dann ging sie weg.
    Diesmal schritt sie normal dahin. Die ersten Bewegungen kamen ihm unsicher vor. Danach aber hatte er das Gefühl, als würde sie über dem Boden schweben und ihm enteilen wie eine Spukgestalt ohne Fleisch und Blut. Sie ging wie auf den Wellen eines Wassers, und sie schritt dabei dem Sonnenlicht auf der Terrasse

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