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0761 - Nefrets Todesvogel

0761 - Nefrets Todesvogel

Titel: 0761 - Nefrets Todesvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zum Fenster und schaute hinaus. Die Sonne war weitergewandert und schien nicht mehr in den Raum, blendete somit auch nicht. Einige Male legte er den Kopf schief, um den Himmel abzusuchen, dann drehte er sich wieder um und sprach davon, daß wir Ruhe hätten und Kiriakis wohl erst abwarten würde. Von Aufgabe redete er nicht, was mir etwas Sorgen bereitete, denn wir befanden uns hier auf einer Insel. Wenn Kiriakis es nicht wollte, dann kamen wir auch nicht weg.
    Dann konnte er uns von seinem verdammten Kahn aus beschießen und acht demonstrieren.
    Spimanes holte frisches Wasser von draußen. Als er zurückkehrte, lächelte er. Vielleicht über unsere Gesichter, denn sehr wissend sahen sie bei Gott nicht aus. Er goß nach, nahm wieder Platz und schaute uns abwechselnd an. »Ihr denkt oder ihr glaubt zu denken.«
    »So ähnlich«, gab ich zu.
    »Es ist vieles in den Wogen der Geschichte verschwunden, aber manchmal bekommt man Hinweise. Man muß sie nur entsprechend auswerten und interpretieren. Es ist ja nicht nur Manethos gewesen, der uns etwas hinterlassen hat.«
    »Welcher Name folgt jetzt?« wollte Bill wissen.
    »Henoch!«
    Wir hielten für einen Moment den Atem an. Jetzt ging er wirklich weit zurück, und Henoch erinnerte mich irgendwie an Hesekiel, der ja mein Kreuz erschaffen hat. Aber Hesekiel war ein Prophet gewesen, ein Mensch also, was man von Henoch nicht unbedingt behaupten konnte, aber ich wollte Spimanes nicht vorgreifen, und so hörten wir weiterhin seinen interessanten Ausführungen zu.
    »Henoch bedeutet im Hebräischen soviel wie der Eingeweihte, der Kundige. Moses hat ihn als den siebten der zehn Urväter bezeichnet, und der war auch der Vater des Methusalem, in dessen Schatten er leider immer wieder gestanden hat. Deshalb ist er im Alten Testament auch nur beiläufig erwähnt worden, und man hat ihm damit großes Unrecht getan, denn Henoch hat einige Bücher geschrieben, die äußerst interessant sind, aber von den Kirchenführern geächtet wurden, zum Glück, sonst wären wir heute vielleicht nicht an sie herangekommen. Nur eine Kirche hielt sich nicht daran. Die koptische, die in Äthiopien ihre Wiege hatte. Dort wurden die Henoch-Texte in die Kirche aufgenommen und seine Lehren nicht einfach ignoriert. Heute gibt es zwei Henoch-Texte. Einmal die äthiopischen und einmal die slawischen. Natürlich ist es schwer, sie zu lesen, denn Henoch schrieb in einer sehr blumigen Sprache. Läßt man das alles weg und konzentriert sich einzig und allein auf die Informationen, dann sieht es schon wieder anders aus, und man findet auch die vielen Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Büchern. Das Buch ist in verschiedene Kapitel unterteilt und auch in Gleichnisse. Es wird von einem Weltgericht geschrieben, dann berichtet Henoch von Reisen in verschiedene Welten und zu den Himmelsgewölben. Es gibt aber auch exakte Angaben über die Himmelmechanik, sogar Schaltjahre hat er erwähnt. In den letzten Kapiteln stehen mehr die Gespräche, die er mit seinem Sohn Methusalem führte. Die beiden haben so oft und sehr lange über eine bevorstehende Sintflut gesprochen. Zum Schluß verschwindet Henoch dann in einem feurigen Wagen in den Himmel.«
    Spimanes hatte lange geredet, er brauchte jetzt eine kleine Pause, trank Wasser und lehnte sich zurück. Dabei überließ er uns unseren Gedanken, die wir noch nicht geordnet hatten, denn in der letzten Zeit war einiges auf uns eingestürmt, das erst verdaut werden mußte. Mir fiel dann noch etwas ein, aber ich wollte auf Nummer Sicher gehen und erkundigte mich bei Spimanes.
    »Es gab aber ein Volk, das Henoch ebenfalls kannte. Ich spreche von den Griechen. War Henoch in deren Mythologie nicht mit Hermes, dem Götterboten identisch?«
    »Das ist wahr.«
    »Hat es auch etwas mit unserem Fall zu tun?«
    Spimanes schüttelte den Kopf. »Nein, wirklich nicht. Auch nicht indirekt, denn wir können durchaus bei Henoch bleiben und den Hermes aus dem Spiel lassen. Es gibt ja noch die slawischen Aufzeichnungen, und in ihnen steht, wie Henoch Kontakt mit dem Himmlischen bekam. Wollt ihr es hören, oder ist es euch…?«
    »Bitte«, sagte Bill schnell, »erzähl weiter. Das ist unwahrscheinlich interessant.«
    »Gern. In Henochs Haus erschienen plötzlich zwei Männer. Jetzt kürze ich allerdings ab. Diese Männer hatten strahlende Gesichter und feurige Augen, sie schienen direkt aus der Sonne gekommen zu sein. Ihre Arme waren weiß wie Schnee, ihre Flügel leuchteten heller als das Licht

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