0762 - Aufstand der Cyborgs
Link schüttelte den Kopf.
„Ich weiß eine bessere Lösung. Wir haben in eigener Regie einen Modulstrahlprojektor gebaut, der dazu dienen soll, uns die einheimischen Vagrans vom Leibe zu halten. Seine Wirkung beruht auf einer Umpolung der Zellkernstrahlung.
Wenn wir einen kräftigen Modulstrahl auf die LYCKOLA richten, wird der normalen menschlichen Besatzung wahrscheinlich nichts geschehen - abgesehen von geringfügiger Verwirrung.
Aber ich hoffe, daß der Bewußtseinsinhalt der Telepathin die Rückkopplung mit seinem Trägerkörper verliert und dadurch nicht in der Lage ist, sich anderen Menschen mitzuteilen."
„Das mußt du schon genauer erklären, Epdon", erwiderte Amber.
„Dazu fehlt uns die Zeit", sagte Link. „Die LYCKOLA landet in zwei Stunden. Bis dahin muß der Modulstrahlprojektor einsatzbereit sein. Wir wollten ihn schließlich erst nächsten Monat erproben.
Du aber sorgst dafür, daß der Tote so im Gebirge plaziert wird, daß es tatsächlich nach einem Unglücksfall aussieht."
„Gib mir keine Befehle!" brauste Helroth Amber auf und ballte die Fäuste.
Sarten Baan zog eine kleine Impulswaffe aus der rechten Beintasche.
„Eine falsche Bewegung - und ich brenne dir das Gehirn aus dem Schädel!" drohte er.
Amber starrte auf die Waffe, sah das flimmernde Abstrahlfeld hinter der Mündung und wußte, daß Baan schießen würde, wenn er nicht gehorchte. Ganz kurz tauchte die Überlegung in seinem Gehirn auf, daß Baans Reaktion genauso wenig normal war wie seine eigenen Wutanfälle.
Aber er verdrängte diesen Gedanken sofort wieder.
Mit dem Vorsatz, sich irgendwann für die Demütigung zu rächen, die Sarten Baan ihm zugefügt hatte, lud er sich den toten Kommissar auf die Schultern und verließ den Schaltraum.
Betty Toufry war verärgert. Sie fand es rücksichtslos von Atlan, daß er ihr als Bewußtseinsträger den Körper eines Mannes und nicht den einer Frau zugewiesen hatte.
Zwar war dieser Mann kein vollwertiger Mann, da es sich um einen Multi-Cyborg handelte.
Aber es gab schließlich auch genug Multi-Cyborgs mit weiblichen Körperformen. Der Mißgriff Atlans zwang sie jedesmal dann, wenn ihr Trägerkörper einem menschlichen Bedürfnis nachgehen mußte, sich in einen Winkel seines Unterbewußtseins zurückzuziehen und sich jeglicher Kontrolle zu enthalten.
Sie beschloß, dem Arkoniden gehörig die Meinung zu sagen, wenn sie nach Gäa zurückgekehrt war.
Ihr Ärger übertrug sich auch auf die Beurteilung der Abfertigung durch die Yolschor-Wachflotte. Sie ging ihrer Meinung nach viel zu langsam vor sich. Ungeduldig blickte sie mit Impus' Augen - denn sie hatte ihren Bewußtseinsträger inzwischen wieder unter Totalkontrolle genommen - auf den Hyperkombildschirm, auf dem das Abbild eines Mucys namens Ghaner Vreik zu sehen war.
Die Bildübertragung war wegen der zahlreichen energetischen Störungen in diesem Raumsektor miserabel, aber wenigstens der Ton kam verständlich an.
„Ich habe den Eindruck, daß die Wachschiffe unsere Abfertigung absichtlich verzögern, Vreik", sagte sie.
„Das kann ich mir nicht vorstellen", erwiderte der Multi-Cyborg.
„Es handelt sich um reine Robotschiffe, auf deren Funktionen wir keinen Einfluß nehmen können. Sie wurden von Spezialisten des NEI programmiert."
Betty Toufry sah ein, daß damit ihre Verdächtigung entkräftet war, denn warum sollten Spezialisten des NEI daran interessiert gewesen sein, in die Programmierung der Robotwachschiffe Abfertigungsverzögerungen einzubauen.
„Ich bitte, meine Ungeduld zu entschuldigen", sagte sie höflich.
„Keine Ursache, Kommandantin", erwiderte Ghaner Vreik. „Ist Ihr Bewußtseinsträger eigentlich ein Multi-Cyborg oder ein Mensch?"
Was soll diese Frage? dachte Betty.
Sie wollte sie schroff zurückweisen, verzichtete dann jedoch vorläufig darauf, da sie spürte, wie sich in Imps' zurückgedrängtem Bewußtsein etwas regte, das bisher nicht dagewesen war.
Es war ein ganz eigenartiger Impuls. Betty konnte ihn nicht identifizieren.
Sie beschloß, Vreiks Frage zu beantworten, obwohl sie darüber einem Cyborg keine Rechenschaft ablegen mußte.
„Es handelt sich um einen Multi-Cyborg", erklärte sie. „Er heißt Tennyson Imps."
Wieder spürte sie einen seltsamen Impuls in Imps' Bewußtsein.
Diesmal definierte sie ihn als verneinenden Impuls, wußte jedoch nicht, worauf er sich bezog. Möglicherweise dachte Imps über etwas nach, das mit ihrer Mission überhaupt nichts zu tun hatte.
Bevor sie
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