0763 - Sarkanas Rache
bereits damit beschäftigt, sich eine Hausmacht zu schaffen? Hier, direkt vor Sarkanas Augen?
Der Vampirfürst ließ etwas von seinem Keim in die Adern des Menschen fließen. So gewann er selbst Kontrolle.
»Wer ist es?«, fragte er erneut.
Der Jüngling wand sich.
»Ich kenne seinen Namen nicht, Herr«, seufzte er verzweifelt. »Ich kann es nicht sagen.«
Er sprach die Wahrheit. Unter dem Einfluss von Sarkanas Keim konnte er nicht lügen, selbst wenn der Keim des anderen ihn dazu zwingen wollte. Aber der neue überlagerte den alten.
»Wo finde ich deinen bisherigen Herrn? Wo ist sein Refugium?«
»Ich weiß es nicht. Er kommt zu mir.«
»Wenn du nichts weißt, bist du nutzlos für mich«, stellte Sarkana fest und brach ihm das Genick. Dann schleifte er ihn in einen düsteren Spalt zwischen zwei Häusern und ließ ihn dort liegen, nachdem er einen Blick auf seinen Ausweis geworfen und festgestellt hatte, wo der Tote wohnte. Auch den Schlüsselbund nahm Sarkana mit.
Er hatte einen Plan gefasst.
***
Ted Ewigk war heimgekehrt, doch in seiner Villa hielt er es plötzlich nicht mehr aus. Die war plötzlich so groß und leer! Carlotta, der schwarzhaarige Wirbelwind, fehlte an allen Ecken und Enden.
Ted dachte an früher, als Carlotta noch ihre Eigenständigkeit bewahren wollte. Sie lebte in einem Mietshaus in der Citta. Wollte auf jeden Fall dort bleiben und sich nicht auf Gedeih und Verderb einem Millionär ausliefern, auch wenn sie ihn liebte. Damals hatte Ted in seiner Villa durchaus allein leben können. Er wusste ja, dass er Carlotta jederzeit anrufen konnte, dass sie zu ihm kam oder er zu ihr.
Aber jetzt war das nicht der Fall!
Als sie die Kündigung bekam, weil der Hausbesitzer das Gebäude sanieren wollte, um später die Miete erhöhen zu können, hatte sie Teds Angebot akzeptiert und war zu ihm in den Palazzo Eternale am nördlichen Stadtrand gezogen. Dort hatten sie beide jahrelang zusammengelebt.
Und jetzt war sie fort.
Einfach so.
Suche nicht nach mir.
Warum nicht? Was hatte er ihr getan? Es konnte doch nicht allein an seinen Abenteuern liegen, auf die er sich hin und wieder einließ. Die hatte sie doch all die früheren Jahre akzeptiert!
Was war es denn, wenn keine Entführung?
Ted ließ den Rolls-Royce in der Garage. Es war ihm zu riskant, in seinem jetzigen Zustand zu fahren. Er wollte weder andere noch sich selbst gefährden. Also nahm er die S-Bahn, von der sich eine Haltestelle nur ein paar hundert Meter von seiner Villa entfernt befand.
Er fuhr in die Innenstadt.
Dort strolchte er ziellos herum. Einige Male war er versucht, in einem Lokal einzukehren und sich zu betrinken. Aber Zamorra hatte Recht, Alkohol war keine Lösung. Er verschlimmerte das Problem nur.
Irgendwann am frühen Abend kehrte er in seinem Stammlokal ein, dem »Gladiator« gegenüber der Rückseite des Colosseums. Dort war es gemütlich, preiswert, und das Essen schmeckte. Mit dem Besitzer war er längst per Du. Die meisten römischen Stammgäste kannte er auch und plauderte mit ihnen ein paar Worte.
Hin und wieder verirrten sich sogar mal Touristen hierher, meist jene, die Rom auf eigene Faust »eroberten«. Die Pauschaltouristen, die mit Bussen herangekarrt wurden, fütterte man für gewöhnlich weiter draußen bei Giovanni ab, weil die Busfahrer dort Provision bekamen. Dafür war es dort teuer, das Personal aber so langsam wie trinkgeldsüchtig und das Essen gerade mal genießbar. So blieb man im »Gladiator« weitgehend unter sich.
Ted, hier unter seinem italienischen Namen Teodore Etemale bekannt, als der er auch zusätzlich zur deutschen die italienische Staatsbürgerschaft besaß und zusätzlich einen italienischen Diplomatenpass, vermisste Pierpaolo Collagi. Ein junger Bursche, der meist um diese Zeit hier war, ein paar Gläser Wein und ein Abendessen zu sich nahm und von allen möglichen Dingen erzählte, die er niemals selbst erlebt haben konnte, weil er dafür noch viel zu jung war.
»Collo war heute noch nicht hier«, sagte der Wirt. »Gestern ist auch erst viel später gekommen, als es schon dämmerte, und er sah ziemlich krank aus. Wenn du mich fragst, der hat sich was Böses eingefangen, Teodore.« Der Wirt setzte sich zu Ted an den Tisch, schob ihm ein Glas Grappa zu und hielt selbst eines in der Hand. »Vielleicht AIDS. Der war so richtig bleich.«
»So richtig bleich wird man aber auch bei AIDS nicht von heute auf morgen«, erwiderte Ted, prostete dem Wirt zu und kippte den Grappa.
»Du
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