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0763 - Strigen-Grauen

0763 - Strigen-Grauen

Titel: 0763 - Strigen-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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starrte sie unbeweglich.
    Was sie da hörte, war nicht zu fassen.
    Etwas hatte geknackt. Als wären nur haargroße Knochen zerbrochen.
    Sie schüttelte sich und war nicht fähig, darüber nachzudenken. Helen konnte sich einfach nicht vorstellen, was das gewesen sein sollte. Blut oder Adern sicherlich nicht, dafür konnte es einfach keine Erklärung geben. Das war ihr einfach unheimlich, und ein eisiges Frösteln floß über ihren Rücken.
    Halb geöffnet war ihr Mund. Der Atem drang daraus hervor wie zischender Dampf aus einem Kessel. Auch in und in der Nähe der Wunde tuckerte es. Diese Stiche breiteten sich aus und erreichten sogar ihr Auge.
    Helen schaute hin.
    Nur das rechte Auge sah sie, und plötzlich hatte sie den Eindruck, allmählich zu vereisen. Was sie da sah, das durfte, das konnte einfach nicht wahr sein.
    Es gab das Auge zwar noch. Aber es gehörte nicht mehr ihr, es hatte sich verändert.
    Die grüne Pupille war verschwunden und hatte einer anderen Platz geschaffen.
    Diese wiederum war ebenfalls kreisrund und leuchtete ihr in einem kalten Gelb entgegen.
    Helen wußte Bescheid.
    Es war das Auge eines Vogels!
    ***
    Diese Erkenntnis traf sie dermaßen stark, daß sie alles andere um sich herum vergaß. Sie spürte nicht einmal mehr das Kribbeln der Wunde und das Jucken auf ihrem Körper. Sie nahm auch nicht mehr den Rest ihres Gesichts bewußt wahr, nur das Auge stach ihr so hart und auch widerlich gelb entgegen.
    Das war der Wahnsinn!
    Ihr schossen zahlreiche Gedanken durch den Kopf, doch einer setzte sich dann fest.
    Ich mutiere!
    Ich werde zu einer anderen Person, zu einem anderen Wesen!
    Ich werde zu einem Vogel!!???
    Sie wollte es nicht wahrhaben, noch nicht, sie wollte es aus ihren Gedanken verbannen, trat einen kleinen Schritt zurück und sah ein, daß sie es nicht schaffte.
    Es blieb dabei.
    Furchtbar, grauenhaft…
    Warum schreie ich denn nicht? Warum drehe ich denn hier nicht durch? Warum fange ich nicht an, den Spiegel und die anderen Gegenstände hier zu zertrümmern? Warum nicht?
    Sie hämmerte sich die Fragen selbst ein, aber sie fand keine konkreten Antworten. Eines aber setzte sich immer mehr in ihr fest. Sie hatte sich irgendwo mit ihrem Schicksal abgefunden. Sie würde nicht mehr die Kraft finden, dagegen anzukämpfen, und möglicherweise wollte sie dies auch gar nicht.
    Entspannung, du mußt zusehen, daß dich eine Entspannung trifft, hämmerte sie sich ein. Du darfst nicht verrückt werden, du mußt ruhig bleiben und dich den Problemen stellen.
    Sie entspannte sich tatsächlich, denn plötzlich fing es wieder an zu jucken. Es war schon ein böser Schmerz, der sich auf ihrem gesamten Körper ausbreitete, und Helen empfand ihre Kleidung wieder als störend.
    Sie zog sich aus.
    Nicht langsam wie sonst. Die Frau riß sich die einzelnen Kleidungsstücke vom Körper, als würde sie diese hassen. Wuchtig und wütend schleuderte sie das Zeug in die Ecke, wo es liegenblieb.
    Nur den Slip trug sie noch. Den ließ sie auch an, der war so leicht, daß er sie nicht störte.
    Dann schaute sie wieder hoch und betrachtete ihren fast nackten Körper im Spiegel.
    Helen sah aus wie immer.
    Zumindest auf den ersten Blick, was sich änderte, als sie sich wieder auf den Spiegel zubewegte. Da erkannte sie, daß ihre Haut doch eine andere Farbe angenommen hatte. Sie war nicht hell wie im Winter und hatte auch nicht mehr die sommerliche Bräune. Sie war ganz anders geworden. Nämlich grau…
    Es begann an der Stirn und hörte erst dort auf, wo sich die Nägel auf den Zehen gebildet hatten.
    Es war kaum zu fassen…
    Sie schluckte, sie streckte die Zunge heraus und zeichnete die Lippen nach.
    Ein feuchter Film blieb zurück, und sie hatte den Eindruck, als wäre der Speichel zu hellem Sirup geworden. Das Auge blieb knallgelb mit einem dunklen Punkt in der Mitte. Er kam ihr vor wie ein Computer-Chip, in dem das Böse als Information seinen Platz gefunden hatte.
    Ein grauer Körper, eine graue Haut, als wäre sie von einem Pinsel bemalt worden.
    Helen Kern winkelte die Arme an und drehte die Hände so, daß sie mit den Flächen über ihren Körper streicheln konnte. Sie wollte herausfinden, ob sich ihre Haut auch fühlbar verändert hatte.
    Ja…?
    Es war seltsam. Das war zwar ihre Haut, und es war sie wiederum nicht, obwohl sie noch von einem Schauer überrieselt wurde. Dabei fühlte sie noch etwas anderes.
    Etwas Weiches, Dünnes, für das sie keine Erklärung hatte. Sie suchte nach einem Vergleich, und da fiel

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