0764 - Der Wall um die Welt
sein, daß wir die Rebellen unterschätzten und sie bereits in der Nähe sind. Wir haben uns ziemlich lange draußen vor dem Wall aufgehalten und auch viel Zeit bei dör bisherigen Suche verschwendet."
„Aha, du hoffst, die drei vor uns gehen in die Falle, und wir sind dann gewarnt."
„So ähnlich - aber nun keinen Ton mehr!"
Es war nicht schwierig, die drei Männer zu beobachten, weil sie immer wieder gezwungen wurden, ihre Lampen aufleuchten zu lassen. Dabei gingen sie durchaus nicht so zu Werke, als könne ihnen jeden Augenblick eine Gefahr drohen, eventuell sogar durch einen Überfall.
Parl stieß mit dem Fuß gegen ein kleines Hindernis. Für einen Stein war es zu weich.
„Warte, Donak!" flüsterte er, bückte sich und verdeckte den Schein seiner Lampe mit der Hand.
Es war ein abgebrochener Pilz.
Hier im Gang wuchsen keine Pilze, das war Parl sofort klar, als er die nähere Umgebung ableuchtete. Diesen hier hatte jemand an anderer Stelle gebrochen und dann verloren.
Er untersuchte ihn. Die Bruchstelle war mindestens ein paar Stunden alt, aber auch nicht mehr.
Die Rebellen waren also in der Nähe!
„Wir müssen weiter, sonst verlieren wir sie", drängte Donak. „Es gibt Abzweigungen."
Es dauerte einige Minuten, bis sie so weit aufgeholt hatten, daß sie das gelegentliche Aufleuchten wieder sehen konnten. Dann aber erlosch die Lampe weiter vorn plötzlich -und danach war Totenstille.
Parl war sofort stehengeblieben und hielt Donak am Ärmel fest.
Er glaubte, Schlurfgeräusche zu hören, war sich aber seiner Sache nicht sicher. Entschlossen entsicherte er seinen Strahler und ging vorsichtig weiter. Die drei Männer waren überfallen worden, daran konnte nun kein Zweifel mehr bestehen, und den vorherigen beiden war es nicht anders ergangen.
Der Gang machte eine scharfe Biegung nach Süden und teilte sich dann. Hier an dieser Stelle mußte es passiert sein, aber es war weder etwas Verdächtiges zu hören noch zu sehen. Parl wagte es, für eine Sekunde die Lampe einzuschalten. Als es wieder dunkel wurde, stand er wie erstarrt und überlegte, ob das, was er gesehen hatte, eine Sinnestäuschung war oder nicht.
Keine drei Meter von ihm entfernt stand ein alter Mann, in der Hand einen Impulsstrahler und die Augen weit geöffnet, so als könne er auch ohne Licht alle Dinge wahrnehmen. „Laßt eure Waffen sinken", hörten Parl und Donak seine dumpfe Stimme. „Ich sehe euch! Folgt mir, ich führe euch zu euren Freunden."
Parl erholte sich von seiner Überraschung.
„Gehörst du zu den Rebellen?"
„Wäre ich ein Rebell oder gar ein Mörder, wie ihr immer behauptet, würdet ihr beide nicht mehr leben. Die anderen fünf auch nicht." Parl ließ seinen Strahler sinken. „Gehen wir mit", forderte er Donak auf. „Wenn wir den Alten töten, hilft uns das auch nicht weiter."
„Wie weise du sprichst", erklärte der Unbekannte, dann hörten sie seine Schritte und folgten ihnen.
Parl schaltete die Lampe ein. Er hätte den Alten mühelos in den Rücken schießen können, aber er tat es nicht. Überall konnten sich weitere Rebellen verborgen halten, die vielleicht nur auf einen Anlaß warteten, das Feuer auf sie zu eröffnen. Aber das war nicht der einzige Grund, der ihn zu seinem Verhalten veranlaßte. Die Ruhe und Überlegenheit des Alten verwirrten ihn. Warum hatte er seinen Vorteil nicht genutzt? Und warum ging er nun so sorglos voran, so als wisse er genau, daß ihm nichts Böses passieren könnte? Wie konnte er wissen, daß seine beiden Gefangenen den Spieß nicht umdrehten und ihn überwältigten?
Die Antwort darauf, dachte Parl, gibt mir vielleicht eine Waffe gegen sie in die Hand, die nicht einmal Aden kennt. Donak und ich haben noch immer unsere Strahler, und wir werden sie auch behalten...
Der Gang wurde breiter und mündete in eine größere Felsenkammer, in der Frauen, Kinder und ältere Männer in Gruppen herumsaßen und ihnen stumm entgegensahen.
Die fünf entwaffneten Gefangenen waren in eine Ecke gedrängt worden und wurden von zwei bewaffneten Rebellen bewacht.
Einer der Gefangenen sah Parl und rief ihm zu: „Erledigt sie, aber schnell! Uns haben sie entwaffnet!"
Parl war nicht sicher, ob das so einfach sein würde. Immerhin konnte er mindestens ein Dutzend Rebellen mit Waffen zählen, und wenn sie auch alle alt waren, so zweifelte er nicht an ihrer Fähigkeit, sich effektvoll zur Wehr zu setzen.
Der Mann, der sie in das Versteck geführt hatte, sagte: „Du hast deinen Freund
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