0767 - Der Wächter von Palatka
„Gibt es remanente Schäden?"
„Keine."
„Gut. Bist du bereit, wieder an die Arbeit zu gehen?"
„Bereit!"
Kulliak Jon beobachtete ihn scharf. Daß der Ort, an dem er zu sich gekommen war, mehr als zwanzig Meter von der Stelle entfernt lag, an der er das Bewußtsein verloren hatte, schien den Ka-zwo nicht zu stören. Sie kehrten zu dem Hämatographen zurück.
Die drei Männer schliefen noch, nur der Gefangene war wach.
Kulliak kümmerte sich nicht um ihn.
„Wir sind bereit, mit der Analyse zu beginnen", sagte er zu Augustus.
„Bereit", echote der Roboter.
„Ich möchte Analyse und Therapie in ein und demselben Gang durchführen", fuhr Kulliak Jon fort. „Während der Therapiephase ist es wichtig, daß die Patienten sich ruhig verhalten. Ich plane, ihnen nach Abschluß der Analyse ein Sedativ injizieren zu lassen. Bestehen dagegen Bedenken?"
„Keine Bedenken", antwortete Augustus ohne Zögern.
Kulliak Jon atmete auf. Sein Vorhaben hätte am Mißtrauen des Roboters scheitern können.
„Dann laß uns beginnen!" sagte er.
Walik Kauk erwachte gekräftigt und mit jener nach Aktivität verlangenden Ungeduld, die das Ergebnis gesunden, tiefen Schlafes ist. Jede Spur von Müdigkeit war verflogen.
Auch das dumpfe Gefühl, das in den vergangenen Tagen sich immer spürbarer in Muskeln und Adern breitgemacht hatte, war verschwunden.
Walik richtete sich auf. Er sah sich um und erblickte den Siganesen, der vor ihm auf dem Sockel des Hämatographen hockte und ihn aufmerksam musterte.
„Wie fühlen Sie sich?" fragte er.
„Ausgezeichnet", antwortete Walik. „Sie haben nicht etwa schon die ganze Behandlung...?"
Kulliak Jon nickte gewichtig.
„Doch, ich habe. Mit Hilfe Ihres gelehrigen Roboters." Er wies mit einer Handbewegung auf Augustus, der reglos neben der Medo-Maschine stand. „Alle Anzeigen sind positiv. Ihre Gefährten müssen jeden Augenblick erwachen.
Sie sind wieder gesund."
„Ich danke Ihnen", sagte Walik Kauk, und im Klang seiner Stimme lag mehr Aufrichtigkeit, als er mit einer langen Rede hätte zum Ausdruck bringen können.
Im Laufe der nächsten fünf Minuten kamen zuerst Bluff Pollard und dann Baldwin Tingmer zu sich. Ihre Dankbarkeit gegenüber dem Wächter von Palatka war nicht minder ernstgemeint als die Walik Kauks. Um den Gefangenen kümmerte sich vorläufig niemand.
Er war gefesselt, so daß er sich nicht bewegen konnte.
Außerdem galt als sicher, daß Augustus diesmal nicht tatenlos zusehen werde, falls es Chara Shamanovo irgendwie gelang, sich zu befreien.
„Wie stellen Sie sich Ihr weiteres Vorgehen vor?" erkundigte sich Kulliak Jon, nachdem er die Ausdrücke des Dankes über sich hatte ergehen lassen.
Walik Kauk berichtete von ihrem ursprünglichen Plan. Wenn irgend möglich, wollten sie den Treck nach Terrania City baldigst fortsetzen.
„Nur haben wir eben kein Fahrzeug mehr", sagte er niedergeschlagen. „Augustus hat uns darüber aufgeklärt."
„Das ist richtig", bestätigte Kulliak Jon. „Und ich bin dafür verantwortlich?"
„Sie...?"
„Ja. Ich habe es beiseite geschafft ... oder vielmehr: ließ es beiseite schaffen. Dieser Narr dort hätte es sich sonst angeeignet und wäre mit ihm verschwunden."
Dabei deutete er verächtlich auf Chara Shamanovo.
„Aber Sie können es wieder herbeischaffen, nicht wahr?" fragte Baldwin Tingmer erregt.
Der Siganese schüttelte den Kopf.
„Es ist in seine Einzelteile zerlegt. Ich glaube kaum, daß Sie es jemals wieder werden zusammensetzen können...nicht ein so kompliziertes und altmodisches Ding."
„Aber wie konnten Sie...!" begann Tingmer mit unüberhörbarem Ärger in der Stimme.
Kulliak Jon fiel ihm ins Wort.
„Ich bin der Wächter von Palatka. Ich habe dafür zu sorgen, daß kein Unbefugter die Station betritt und sich in ihrem Innern zu schaffen macht.
Als sie hier ankamen, wußte ich nicht, wer Sie waren. Ich hielt Sie für Verzweifelte, die die Station ausplündern und sich mit Waffen und Gerät versehen wollten. Ich hatte keinen Grund anzunehmen, daß Sie die Anlage jemals lebend wieder verlassen würden."
Er schwieg eine Zeitlang und rief sich die Einzelheiten der Entwicklung ins Gedächtnis zurück.
„Erst später kam ich allmählich dahinter", fuhr er fort, „daß sich drei von Ihnen durch ein Verschulden des vierten in ernster Not befanden und von der Station weiter nichts als medizinische Hilfe erwarteten. Ich beschloß, Ihnen dabei behilflich zu sein.
Ich entwickelte einen Plan. Der Narr
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