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0767 - Der Wächter von Palatka

Titel: 0767 - Der Wächter von Palatka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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in Berührung. Knallend stiegen Funken auf.
    Der Robot ließ das Kabel fahren, aber die Hochspannung hatte die Kontrollen seines motorischen Sektors bereits außer Betrieb gesetzt. Er brach zusammen und schlug polternd zu Boden.
    Er befand sich jetzt in einem Zustand, der menschlicher Bewußtlosigkeit glich. Allerdings waren bereits in diesem Augenblick in seinem Innern Mechanismen am Werk, die den entstandenen Schaden schnellstmöglich beheben und den Roboter wieder in einen funktionsfähigen Zustand zurückversetzen würden. Kulliak Jon hatte also keine Zeit zu verlieren.
    In den sechzig oder siebzig Minuten, die ihm zur Verfügung standen, hoffte er, wenigstens einen Zipfel des Geheimnisses zu lüften, das über Augustus' neuer Identität lag.
    Etwa zwanzig Minuten lang machte Kulliak Jon sich unter Einsatz aller verfügbaren Hilfsmittel zu schaffen, um den schweren Robotkörper in die Nähe eines der Kontrollrechner zu bringen, die die Tätigkeit des Medo-Systems steuerten.
    Wer ihn dabei beobachtet hätte, der wäre erstaunt gewesen über die Fülle des Ressourcen, die dem winzigen Geschöpf zur Verfügung standen und über die Selbstverständlichkeit, mit der er - unterstützt durch fast mikroskopisch kleine Servomechanismen - selbst das schwerste und massigste Gerät handhabte.
    Unter Kulliak Jons Schaltungen erwachte die Medo-Station zum Leben und enthüllte die Vielfalt ihrer Technik. Winzige Wartungsroboter Schossen aus den Sockeln der Maschinen hervor und besorgten die Schaltungen, mit denen der leblose Robotkörper an den Kontrollrechner angeschlossen wurde.
    Eine Serie von handspannengroßen Spezialrobotern, die etwa die Form eines Eis hatten und sich schwerelos auf künstlichen Gravitationsfeldern bewegten, nahmen an dem Rechner die von Kulliak Jon gewünschte Programmierung vor.
    Er verständigte sich mit ihnen durch die Vermittlung eines Translators, der seine Worte in Serien pfeifender und summender Signaltöne übersetzte.
    Schließlich war der Anschluß bewerkstelligt. Das Programm, das Kulliak durch die eiförmigen Roboter hatte erstellen lassen, bewirkte, daß der Inhalt der vier Hauptspeicher des Ka-zwo gelesen und über ein Ausgabegerät ausgedruckt wurde. Die Ausgabe erfolgte auf einer winzigen Mikrofilmspule, die so dimensioniert war, daß sie Kulliak Jon in der Tasche tragen konnte. Bei späterer Gelegenheit würde er sie in ein Lesegerät stecken und sich ansehen, welche Informationen in der „Seele" des Ka-zwo gespeichert waren.
    Allerdings war seine Neugierde viel zu groß, als daß er geduldig auf diese spätere Gelegenheit hätte warten wollen.
    In das Analyseprogramm eingebaut war eine Funktion, mit deren Hilfe der Programmablauf jederzeit abgehalten und die zuletzt gelesenen Sätze des Speicherinhalts auf Bildschirm ausgegeben werden konnte. Von dieser Möglichkeit machte Kulliak Jon trotz des Zeitdrucks unter dem er stand, mehrere Male Gebrauch.
    Was er sah, erschreckte ihn zutiefst. Wenn er den Roboter nicht hätte zielbewußt und verständnislos arbeiten sehen, wäre er beim Anblick der Daten unweigerlich zu dem Schluß gekommen, der Speicherinhalt sei rettungslos durcheinandergeraten und völlig unbrauchbar. Kein einziges bekanntes Zeichen war zu finden.
    Bits und Bytes waren in wirrem Kunterbunt besetzt und ergaben keinen Sinn.
    Da aber Augustus bewiesen hatte, daß er durchaus bei Verstand war, konnte diese Beobachtung nur bedeuten, daß er in einem völlig unbekannten Kode von Grund auf neu programmiert worden war. Der Kode war offenbar viel effektiver als der üblicherweise bei Ka-zwos verwendete Programmkode. Daher kam es, daß Augustus bei unveränderter Speichergröße jetzt eine wesentlich höhere Intelligenz besaß als der typische Kazwo.
    Die letzten fünf Minuten ließ der Siganese das Programm ohne Unterbrechung laufen. Die Mikrofilmspule wurde vollgeschrieben.
    Kulliak Jons Hilfskräfte restaurierten die ursprüngliche Programmierung des Kontrollrechners und lösten die Kontakte, die ihm mit dem Robotkörper verbanden.
    Wenige Minuten später war es in der riesigen Halle des Medo-Systems wieder so still wie zuvor.
    Vom ersten Lebenszeichen des Ka-zwos bis zur Wiederherstellung seiner vollen Einsatzbereitschaft vergingen rund zwei Minuten. Gelenkig und mühelos erhob sich Augustus vom Boden. Kulliak Jon wartete voller Spannung auf seine erste Reaktion.
    „Ausfall verursacht durch Hochspannung!" konstatierte Augustus.
    „Das ist richtig", bestätigte der Siganese.

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