0767 - Zeit der Wachsleichen
Mafia?«
»Kaum. Jedenfalls nicht so wie Sidney. Hier geht es um andere Dinge, mein Lieber.«
»Reden Sie!«
»Um Magie. Schwarze Magie, wenn Sie damit etwas anfangen können, John.« Sie beobachtete mich kalt lächelnd.
»Zumindest habe ich davon gehört.«
Das Lächeln wurde zum Lachen. »Zuwenig, John. Schwarze Magie…«
»Das sagten Sie schon.«
»Ich bin noch nicht fertig. Voodoo…«
»Auch das noch!«
»Ja, echter Voodoo.«
»Woher wissen Sie das?«
»Unsere Organisation hat sich mit der Familie beschäftigt. Schließlich hat Sidney einmal dazugehört, und die Leute sind ja nicht dumm. Sie kaufen keine Katze im Sack. Davies hatte eine hohe Stellung inne. Da kann man keinen x-beliebigen hinsetzen. Da muß schon der Hintergrund genau durchleuchtet werden, darauf können Sie sich verlassen. Und wir haben ihn durchleuchtet. Dabei ist uns einiges aufgefallen. Es ging um Mario und seine Mutter. Eartha stammte aus der Karibik, dort glaubt man noch an die Voodoo-Kräfte. Vor allen Dingen auf den nicht so bekannten Inseln. Sie stammte von einem dieser Eilande, und sie war dort keine Unbekannte.«
»Inwiefern?«
»Man bezeichnete sie als eine Voodoo-Meisterin. Meinetwegen auch als eine Königin. Jedenfalls hat sie sich mit dem Auswuchs der Schwarzen Magie sehr genau beschäftigt und es zu einer wahren Meisterschaft gebracht. Sie merken also, es ist ein wenig kompliziert.«
»Was ist mit Mario?«
»Eartha ist seine Mutter. Ihre Kräfte sind nicht nur auf den Jungen übergegangen, sie haben sich sogar noch verstärkt oder potenziert. Für mich ist er gefährlicher als seine Mutter. Das blieb nicht geheim. Mario war in den Staaten das Versuchsobjekt einiger Parapsychologen. Die Organisation hat herausgefunden, zu welchen Ergebnissen die Leute gekommen sind. Es sieht schlimm aus. Mario verfügt über übersinnliche Kräfte. Es steht mit dem Bösen im Bunde.«
Ich hatte ruhig zugehört und ihr nicht erklärt, daß ich Bescheid wußte. Statt dessen fragte ich: »Daran glauben Sie?«
»Ja.«
»Was noch?«
»Ich glaube auch daran, daß beide versuchen werden, Sidney nach ihren Methoden zu rächen. Das heißt, sie werden ihre Kräfte gemeinsam einsetzen, und ich bin sicher, daß sie schon längst damit begonnen haben, und nicht erst in dieser Nacht. Mario liebt die Toten. Auch daran glaube ich. Er ist ein Freund der Leichen. Dabei spielt es keine Rolle, wie alt sie sind. Mario mag sie eben. Daran sollten Sie denken.«
»Hört sich alles sehr märchenhaft an, was Sie mir da gesagt haben, Sally.«
»Möglich, aber es entspricht den Tatsachen.«
»Und Sie haben noch ihren Job…«
Auf ihrer Stirn bildete sich eine Falte. »Wie kommen Sie ausgerechnet jetzt darauf?«
»Ja, sie müssen die Familie eliminieren. Das werden Sie wahrscheinlich jetzt versuchen.«
»Gut nachgedacht.«
»Und wo?«
Sally Vincaro zeigte mir ein beinahe schon mitleidiges Lächeln. »John, ich bitte Sie. Wenn jemand die Toten liebt, wo kann er sich dann schon aufhalten!?«
»Ein Friedhof wäre der richtige Ort.«
»Stimmt. Weitere Frage. Wo finden Sie den nächsten?«
Ich brummte etwas vor mich hin. »Sehr gut kenne ich mich hier nicht aus. Ich nehme allerdings an, daß es in Grainau sein könnte. Dort gibt es einen Friedhof.«
»Genau, direkt neben der Kirche.«
»Schreckt ihn das nicht ab?«
Sally lachte mich hart an. »Tut mir leid, aber Mario wird sich nicht abschrecken lassen. Er ist sich seiner Kräfte sehr wohl bewußt. Er weiß genau, wie mächtig er ist, und damit beinahe allen Menschen überlegen ist. Deshalb ist er auch so gefährlich. Jeder muß sich vor ihm hüten. Zusammen mit seiner Mutter ist er nahezu unschlagbar.«
»Aus Ihnen spricht Pessimismus.«
»Irrtum. So bin ich nicht eingestellt. Ich werde mich ihnen zeigen. Ich will sie haben.«
»Um zu verlieren.«
»Nein, Sinclair, nicht ich.« Sie sprach beinahe mit einer Männerstimme, so dumpf und dunkel. »Es gibt Möglichkeiten, man braucht nur das entsprechende Kaliber.«
»Was Sie haben?«
»Magnum. Kaliber 9,65. Da reißen die Kugeln Löcher so groß wie Fäuste. Damit kann man den Untoten die Schädel vom Hals schießen, glauben Sie mir.«
»Ja, ich kenne mich aus. Demnach rechnen Sie damit, daß es Untote gibt.«
Sie hörte den Zweifel aus meiner Stimme. »Ich kann es auch anders sagen. Lebende Leichen, Zombies. Wesen, die aus ihren Gräbern gestiegen und schon fast verwest sind. Vergessen Sie nicht, daß Mario die Toten liebt. So sehr, daß er
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