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0769 - Das Kollektiv

0769 - Das Kollektiv

Titel: 0769 - Das Kollektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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Gezücht, das sie in der Halle und bereits auf dem Schwesterplaneten verfolgt hatte.
    Aber es gab noch andere Dinge, die mit diesem Straßenzug nicht stimmten. Wer auch immer sich so viel Mühe gegeben hatte, ihn zu kopieren, hatte vergessen, ihn zu bevölkern.
    Die Straßen - waren leer…
    Nicht, das stimmte nicht ganz. An einer Straßenecke, fünfzig Meter vor ihnen, stand eine Gestalt, die Zamorra auf Anhieb bekannt vorkam. Der dickliche Zwerg, der sie beide schon in der Halle beobachtet hatte.
    Zamorra ging auf das Geschöpf zu.
    »Was hast du vor?«, fragte Nicole stirnrunzelnd.
    »Ich werde ihn fragen, was er hier zu suchen hat. Und wieso er uns nachspioniert.«
    Nicole folgte ihm weit weniger energisch. »Ich befürchte, er wird uns fragen, was wir hier zu suchen haben… und das mit vollem Recht!«
    Höchstens dreißig Schritte trennten Zamorra von der seltsamen Gestalt, als diese sich anschickte, hinter der Häuserecke zu verschwinden.
    »Verdammt, stehen geblieben!«, knurrte Zamorra.
    Er schickte sich an, dem Facettenäugigen zu folgen - und prallte zurück. Direkt vor ihm löste sich die Scheibe eines Fensters auf - sie zersprang nicht, sie schmolz regelrecht zusammen! -, und noch bevor Zamorra reagieren konnte, schoss ein armdicker Pflanzenstrang aus der Fensteröffnung auf ihn zu.
    Es war Nicole, die ihn im letzten Augenblick zur Seite riss.
    Aber damit war die Gefahr nicht gebannt. Die brüchige Fassade des Hauses, vor dem sie standen, begann sich zu verformen. Löcher entstanden, durch die weitere Ranken schossen. Innerhalb von Sekunden waren Zamorra und Nicole von Auswüchsen des Pflanzengezüchts umringt.
    »Dieser Kerl hat uns in eine Falle gelockt!«, rief Nicole.
    Hört das denn nie auf?, dachte Zamorra. Wohin man auch schaute, immer wieder stolperte man über Ranken und Flechten wie im tiefsten Dschungel Südamerikas. Der feuchte Traum aller Naturschutzfundis. Aber irgendwie hatte Zamorra sich das Paradies ein wenig anders vorgestellt.
    Er riss den Blaster hoch und feuerte. Die Ranken wandten sich unter den Betäubungsschüssen. Bläuliche Blitze knisterten über das Geflecht. Nicole hatte ebenfalls den Blaster gezückt. Diesmal stellte sie auf Laser um. Ein heller Strahl schoss aus der Mündung und brannte eine Schneise in die Ranken, die rechts und links qualmend zu Boden fielen. Aber so viele Zweige und Wurzeln sie auch erwischte, das Geflecht wucherte schneller, als sie die neuen Ranken beseitigen konnte. Sekunden später waren sie vollständig eingekreist.
    Ein Wurzelstrang zuckte vor und prellte Zamorra den Blaster aus der Hand. Gleichzeitig spürte Nicole, wie sich etwas um ihren Arm legte und zudrückte. Vor Schmerz ließ sie die Waffe fallen.
    »Chef…«
    Aber Zamorra hatte selbst zu kämpfen. Er wollte sich fallen lassen und nach dem Blaster greifen, aber da war die Waffe bereits im Dickicht des Pflanzengezüchts verschwunden. Eine dicke Schlingpflanze legte sich um Zamorras Brust und drückte ihm die Luft ab.
    Im Augenwinkel erblickte er Nicole, von Ranken umschlossen. Ihre Hände zuckten. Auch sie bekam keine Luft mehr.
    Der verdammte Zwerg hatte sie überlistet.
    Sollte dies das Ende sein? Wenigstens war es ein spektakulärer Tod, bei einem Ausflug auf einen fremden Planeten von einer Schlingpflanze erdrückt zu werden. Dumm nur, dass auf der Erde niemand mehr davon erfahren würde.
    Für einen Moment kehrten die albtraumhaften Bilder von ihrem ersten Besuch auf dem Unsichtbaren-Planeten zurück. Nicole, die inmitten des Pflanzengezüchts ihren Blaster verloren hatte, der Wurzelstrang, der die Sichtscheibe ihres Schutzhelms eingeschlagen hatte… Aber diesmal war keine Kolonie von Regenbogenblumen in der Nähe, mittels derer sie sich auf die Erde retten konnten.
    Zamorra mobilisierte seine letzten Kräfte.
    Bisher hatte es doch immer einen Ausweg gegeben. Irgendetwas… eine letzte Idee…
    Diesmal blieb sie aus.
    Die Pflanzen brauchten sich gar nicht an seinem Helm zu schaffen machen. Es reichte, wenn sie ihm die Luft abdrückten.
    Die Sauerstoffnot ließ erst Sterne vor Zamorras Augen kreisen, und dann beförderte sie ihn in eine tiefe Schwärze…
    ***
    Protokolliere: Letzter Versuch. - Du wolltest mir von deinen Wünschen erzählen…
    Wir habe keine Wünsche.
    Erinnere dich. Besinne dich. Erst dann kannst du sie spüren.
    Wir spüren nichts.
    Du musst tiefer dringen.
    Da ist nichts, wohin wir dringen könnten.
    Sprich nicht von euch. Du bist ein Individuum. Du bist du.

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