0769 - Das Rätsel der schwarzen Madonna
als nicht normal. Sie hing auch nicht mit dem Wetter zusammen. Jane schob sie auf die geistige Leere in der Kirche. Ein gläubiger Mensch würde sich in diesem Raum immer unwohl fühlen, weil er Dinge vermißte, die er von anderen Kirchen her sehr gut kannte. Zwischen den Mauern lauerte ein finsteres Geheimnis, das stand für Jane fest. Es war so schlimm, daß es sogar den Tod bringen konnte. Dafür war Contni das beste Beispiel gewesen.
Jane leuchtete in das Gesicht. Was ihr vorhin schon aufgefallen war, worüber sie aber kaum nachgedacht hatte, wurde nun zur Gewißheit.
Der Stein warf das Licht kaum zurück. Einen Großteil dessen verschluckte er einfach.
Sie schüttelte den Kopf, und ließ den Lichtstrahl über die Köpfe der zwergenhaften Dämonen wandern. Sie traf dabei auch die Augen. Täuschte sie sich, oder hatten sie tatsächlich eine andere Farbe bekommen?
Es konnte durchaus ein leichtes Rot gewesen sein, vergleichbar mit einem Gruß aus einer finsteren Hölle.
Jane fühlte sich immer unwohler. Sie wußte, wie wenig hier noch stimmte und von der einstigen Intention der Kapelle vorhanden war. Hier hatte es einen Knick gegeben, einen Ruck in die andere Richtung.
Gehörte diese Kapelle jetzt dem Teufel oder vielleicht irgendeinem anderen Dämon?
Für Jane stand fest, daß die Kapelle entweiht worden war. Hier hatte sich etwas getan, und sie dachte an Contnis Erklärungen. Hatte er ihr nicht berichtet, daß die Kapelle seit einigen Jahren nicht mehr benutzt wurde? Hier wurde keine Messe mehr abgehalten. Hal hatte auch gewußt, daß sich der Pfarrer der eigentlichen Gemeinde nicht mehr um die Kapelle kümmerte. Er hatte nicht nach den Gründen fragen können, aber Jane wußte sie jetzt, zumindest ahnte sie diese. Sie nahm sich vor, mit dem Mann zu reden.
Dann gab es das Problem mit der Leiche. Wenn die abgeholt wurde, türmten sich automatisch Fragen auf, und sie würde sie beantworten müssen.
Das wollte sie nicht. Jane mußte sich um das Mädchen kümmern, weil Elenor mehr wußte. Stand die Sechzehnjährige tatsächlich mit dem Bösen im Bunde?
Wer sie anschaute, konnte es nicht glauben. Jane ließ sich nicht vom äußeren Eindruck blenden.
Elenor war so etwas wie die Schlüsselfigur in diesem Fall, der leider schon einen Toten gekostet hatte.
Sie schaltete ihre Lampe aus, steckte sie wieder weg und drehte sich um.
Daß es nicht ihr letzter Besuch in der Kapelle gewesen war, stand fest. Außerdem gab es links neben dem Altar noch eine Tür. Sehr schmal war sie, und sie führte in einen weiteren Raum, der gut eine Sakristei sein konnte.
Elenor Hopkins hatte sich nicht gerührt. Sie stand auf dem Fleck und schaute auf Jane. Hinter ihr zeichnete sich grau der frühe Abend ab. Es war schon dunkler geworden, die Dämmerung würde sich ihren Weg bahnen.
Trotzdem kam es Jane vor, als läge in den Augen des Mädchens ein ungewöhnliches Leuchten. Das Gesicht war und blieb blaß. Aus der Distanz betrachtet kam es Jane flach und zweidimensional vor, vergleichbar mit dem der Madonna.
Ihre Tritte hörten sich laut an. Sie kam sich als Störenfried vor. Noch immer spürte sie etwas von dieser spirituellen Leere innerhalb des Gotteshauses. Jane war froh, es verlassen zu können, auch wenn das Wetter nach wie vor mies war.
Elenor ging einen Schritt zurück, als Jane sie beinahe erreicht hatte. Die Detektivin trat aus der Tür und lächelte.
Fragend wurde sie angeschaut.
»Es ist alles okay«, sagte sie.
»Ja…«
Elenor drehte sich um. Sie wandte Jane den Rücken zu und ging über die rutschigen Stufen hinweg in den Regen. Sie lief weiter, sie sprach nicht von Hal Contni, und es sah so aus, als wollte sie den Heimweg einschlagen.
Nicht allein, das hatte sich Jane vorgenommen. Sie mußte sich Mühe geben und schnell laufen, um Elenor zu erreichen. Während sie neben ihr herging, legte sie ihr eine Hand auf die Schulter, aber das Mädchen reagierte gar nicht.
Schließlich zog Jane sie zu sich heran, und Elenor wurde einfach gestoppt. Jane drehte sie noch um.
»Wo möchtest du hin?«
»Nach Hause.«
»Nach Glenfield zu deinen Eltern?«
»Ja.«
Jane lächelte. »Es regnet noch immer. Ich habe einen Wagen dabei. Ich kann dich hinfahren.«
Das Mädchen überlegte und schaute sich dabei um. »Wo steht denn Ihr Wagen, Miß?«
»Sag Jane zu mir.«
»Gut.«
»Der Wagen steht hinter der Hecke. Wir brauchen nicht weit zu laufen.«
»Ist gut.«
Die Detektivin war froh, daß Elenor so reagierte. Sie
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